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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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er­wäh­nen.
    Ich wer­de bald wie­der­kom­men und Sie über al­les, was mit dem Pro­zeß zu­sam­men­hängt, auf dem lau­fen­den hal­ten. Und was die­sen Dr. Sil­vers­mith an­geht: der rennt si­cher her­um und er­zählt al­len Leu­ten, daß Sie ver­rückt sind. Jetzt, wo He­noch bei mir ist, ist es viel­leicht das bes­te, Sie strei­ten ein­fach al­les ab, was Sie Dr. Sil­vers­mith ge­sagt ha­ben.«
    Das leuch­te­te mir ein. Mr. Cas­si­dy war wirk­lich ein fei­ner Bur­sche. »Ich wer­de al­les tun, was Sie für rich­tig hal­ten, Mr. Cas­si­dy. Aber trotz­dem möch­te ich es Ih­nen noch ein­mal sa­gen: Be­han­deln Sie He­noch gut, und er wird Sie gut be­han­deln.«
    Mr. Cas­si­dy schüt­tel­te mir zum Ab­schied die Hand, und dann ver­ließ er mich – und mit ihm He­noch. Die Mü­dig­keit über­wäl­tig­te mich wie­der. Viel­leicht lag es dar­an, weil die Span­nung von mir ge­wi­chen war oder aber an dem selt­sa­men Ge­fühl, das ich hat­te – das Be­wußt­sein, daß He­noch fort war.
    Wie dem auch sein moch­te, ich fiel in einen tie­fen Schlaf. Es war schon dun­kel, als ich wie­der auf­wach­te. Charles Pot­ter trom­mel­te ge­gen mei­ne Zel­len­tür und brach­te mir das Abend­brot.
    Als ich ihn freund­lich be­grüß­te, zuck­te er zu­sam­men und trat einen Schritt zu­rück.
    »Mör­der!« kreisch­te er. »Sie ha­ben in­zwi­schen neun Lei­chen aus dem Sumpf ge­zo­gen. Du wahn­sin­ni­ges Un­ge­heu­er, du –«
    »Aber Charles«, sag­te ich be­trübt, »ich ha­be Sie für einen Freund ge­hal­ten.«
    »Blö­der Hund! Ich ge­he gleich weg und las­se dich hier al­lein ein­ge­sperrt. Der She­riff wird da­für sor­gen, daß kei­ner ein­dringt, um dich zu lyn­chen. Wenn du mich fragst, ist das rei­ne Zeit­ver­schwen­dung!«
    Dann schal­te­te Charles al­le Lam­pen aus und ging. Ich hör­te noch, wie er die Vor­der­tür ver­schloß, und dann war ich ganz al­lein im Ge­fäng­nis.
    Ganz al­lein! Es war ein selt­sa­mes Ge­fühl, zum ers­ten­mal seit vie­len Jah­ren al­lein zu sein. Ganz al­lein – oh­ne He­noch.
    Ich strich mit der Hand über mei­nen Kopf. Ich kam mir ein­sam und ver­las­sen vor.
    Der Mond schi­en in mei­ne Zel­le. Ich stand auf und schau­te durch die Git­ter­stä­be hin­durch auf die ver­las­se­ne Stra­ße. He­noch hat schon im­mer den Mond ge­liebt. Der Mond­schein mach­te ihn le­ben­dig. Er mach­te ihn ru­he­los und gie­rig. Ich frag­te mich, wie er sich jetzt bei Mr. Cas­si­dy füh­len moch­te.
    Ich muß­te ei­ne gan­ze Wei­le in Ge­dan­ken ver­sun­ken an dem ver­git­ter­ten Fens­ter ge­stan­den ha­ben. Ich hör­te, daß je­mand an dem Tür­schloß her­um­fum­mel­te, und dreh­te mich lang­sam um. Ich merk­te, daß mei­ne Bei­ne ein­ge­schla­fen wa­ren.
    Dann wur­de die Tür auf­ge­sto­ßen, und Mr. Cas­si­dy tau­mel­te her­ein. »Neh­men Sie ihn mir wie­der ab!« brüll­te er. »Neh­men Sie ihn um Got­tes wil­len zu­rück!«
    »Aber was ist denn los?« frag­te ich.
    »He­noch – die­ses Ding von Ih­nen – ich dach­te na­tür­lich, daß Sie ver­rückt sind – aber viel­leicht bin ich der Ver­rück­te – neh­men Sie ihn mir wie­der ab!«
    »Aber warum denn, Mr. Cas­si­dy? Ich ha­be Ih­nen doch vor­her ge­sagt, wie He­noch ist.«
    »Er tram­pelt mir auf dem Kopf her­um. Ich kann ihn ge­nau spü­ren. Und ich kann ihn hö­ren. Ich ver­ste­he ge­nau die Din­ge, die er mir ins Ohr flüs­tert!«
    »Aber ich ha­be Ih­nen das doch al­les er­klärt, Mr. Cas­si­dy. He­noch will jetzt et­was von Ih­nen, nicht wahr? Und Sie wis­sen auch ganz ge­nau, was. Ich weiß gar nicht, was Sie wol­len. Sie müs­sen es ihm ge­ben. Sie ha­ben es ver­spro­chen!«
    »Das kann ich nicht«, jam­mer­te Mr. Cas­si­dy. »Und ich wer­de nicht für ihn tö­ten. Er kann mich nicht zum Mör­der …«
    »Er kann. Und er wird es.«
    Mr. Cas­si­dys Hän­de um­klam­mer­ten die Git­ter­stä­be der Zel­len­tür. »Seth«, fleh­te er, »Sie müs­sen mir hel­fen! Ru­fen Sie He­noch zu sich. Neh­men Sie ihn zu­rück. Be­ei­len Sie sich! Schnell!«
    »Al­so schön, Mr. Cas­si­dy«, mur­mel­te ich.
    Ich rief He­noch.
    Er ant­wor­te­te nicht.
    Ich rief noch ein­mal.
    Schwei­gen.
    Mr. Cas­si­dy be­gann zu wei­nen. Das ver­setz­te

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