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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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als er so tat, als wüß­te er nichts von He­noch. Das be­wies er jetzt, als er sich er­kun­dig­te, wie­viel an­de­re Men­schen ich schon ge­tö­tet hät­te. Und dann woll­te er wis­sen, wo die Köp­fe ge­blie­ben wä­ren.
    Aber er konn­te mich nicht län­ger zum Nar­ren hal­ten.
    Ich lach­te ihm nur ins Ge­sicht und sag­te kein ein­zi­ges Wort mehr.
    Er re­de­te noch ei­ne Wei­le ein­dring­lich auf mich ein, aber dann gab er es auf. Er ent­fern­te sich kopf­schüt­telnd. Ich lach­te ihm nach, weil es ihm nicht ge­lun­gen war, das her­aus­zu­fin­den, was er wis­sen woll­te. Er hät­te ger­ne al­le Ge­heim­nis­se mei­ner Mut­ter, mei­ne Ge­heim­nis­se und He­nochs Ge­heim­nis­se her­aus­be­kom­men.
    Aber er hat­te es nicht ge­schafft, und ich lach­te.
    Dann streck­te ich mich auf der har­ten Prit­sche aus und schlief ein. Ich schlief fast den gan­zen Nach­mit­tag über.
    Als ich schließ­lich die Au­gen auf­schlug, stand ein an­de­rer Mann vor mei­ner Zel­len­tür. Er hat­te ein fet­tes Ge­sicht, auf dem sich jetzt ein freund­li­ches Grin­sen aus­brei­te­te, und gut­mü­ti­ge Au­gen.
    »Hal­lo, Seth«, sag­te er sehr freund­lich, »ha­ben Sie ein klei­nes Nicker­chen ge­macht?«
    Ich fuhr mir mit der Hand über den Kopf. Ich konn­te He­noch nicht füh­len, aber ich wuß­te, daß er da war und im­mer noch schlief. Er be­weg­te sich auch im Schlaf.
    »Sie brau­chen kei­nen Schreck zu be­kom­men«, sag­te der Mann, »ich will Ih­nen nichts an­tun.«
    »Hat Sie die­ser – Dok­tor ge­schickt?« frag­te ich.
    Der Mann lach­te. »Aber nein«, sag­te er. »Mein Na­me ist Cas­si­dy. Ed­win Cas­si­dy. Ich bin der Staats­an­walt und ha­be den Auf­trag, mich mit Ih­nen zu be­schäf­ti­gen. Ha­ben Sie et­was da­ge­gen, wenn ich zu Ih­nen her­ein­kom­me und mich set­ze?«
    »Ich bin ein­ge­sperrt«, er­wi­der­te ich.
    »Dar­an soll es nicht lie­gen. Ich ha­be vom She­riff die Schlüs­sel be­kom­men«, sag­te Mr. Cas­si­dy freund­lich. Er zog die Schlüs­sel aus der Ho­sen­ta­sche und schloß mei­ne Zel­le auf. Dann kam er her­ein und nahm ne­ben mir auf der Prit­sche Platz.
    »Ha­ben Sie denn kei­ne Angst?« frag­te ich ihn. »Sie wis­sen doch, daß man an­nimmt, ich sei ein Mör­der.«
    »Nein, Seth«, lach­te Mr. Cas­si­dy, »ich fürch­te mich nicht vor Ih­nen. Ich weiß, daß Sie kei­ner Flie­ge et­was zu­lei­de tun wol­len.«
    Ich zuck­te nicht zu­sam­men, als er mir die Hand auf die Schul­ter leg­te. Es war ei­ne große, gu­te, sanf­te Hand. An ei­nem Fin­ger hat­te er einen großen Dia­mant­ring, der in der Son­ne fun­kel­te.
    »Was macht He­noch?« frag­te er. Ich sprang auf.
    »Das ist schon in Ord­nung«, sag­te Mr. Cas­si­dy. »Als ich die­sen Dumm­kopf von Arzt auf der Stra­ße ge­trof­fen ha­be, hat er mir da­von er­zählt. Er ver­steht das nicht mit He­noch, nicht wahr, Seth? Aber Sie und ich, wir bei­de wis­sen das bes­ser.«
    »Der Dok­tor denkt, daß ich ver­rückt bin«, flüs­ter­te ich.
    »Soll er. Aber un­ter uns ge­sagt, Seth, ist es na­tür­lich auch zu An­fang sehr schwer, dar­an zu glau­ben. Aber et­was an­de­res: Ich bin ge­ra­de vom Sumpf zu­rück­ge­kom­men. She­riff Shel­by und ei­ni­ge sei­ner Leu­te sind im­mer noch drau­ßen.
    Sie ha­ben ge­ra­de vor ei­ner Wei­le Emi­ly Rob­bins Lei­che ge­fun­den. Und noch ein paar an­de­re Lei­chen. Die von ei­nem di­cken Mann, von ei­nem klei­nen Jun­gen und von ir­gend­ei­nem Far­bi­gen. Im Trieb­sand ver­we­sen sie nicht so schnell, müs­sen Sie wis­sen.«
    Als ich ihm einen ra­schen Blick zu­warf, sah ich, daß sei­ne Au­gen im­mer noch lä­chel­ten. Da wuß­te ich, daß ich die­sem Mann ver­trau­en konn­te.
    »Wenn sie wei­ter­su­chen, wer­den sie noch mehr Lei­chen fin­den, nicht wahr, Seth?«
    Ich nick­te.
    »Aber ich hat­te kei­ne Ver­an­las­sung, län­ger drau­ßen im Sumpf zu blei­ben. Ich ha­be ge­nug ge­se­hen, um zu wis­sen, daß Sie die Wahr­heit ge­sagt ha­ben. He­noch muß Sie ge­zwun­gen ha­ben, die­se Din­ge zu tun, nicht wahr, Seth?« Ich nick­te wie­der.
    »Gut«, sag­te Mr. Cas­si­dy und drück­te mei­ne Schul­ter. »Sie se­hen, daß wir bei­de uns gut ver­ste­hen. Ich ma­che Ih­nen kei­ne Vor­wür­fe – was

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