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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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mir einen Schock, und ich be­kam so et­was wie Mit­leid mit ihm. Er ver­stand eben doch nicht. Ich weiß ge­nau, wie es ist, wenn He­noch auf sei­ne Art flüs­tert. Erst schmei­chelt er, dann bit­tet er, dann for­dert er – und dann droht er.
    »Es wä­re bes­ser für Sie, wenn Sie ihm ge­horch­ten«, sag­te ich zu Mr. Cas­si­dy. »Hat er Ih­nen ge­sagt, wen Sie tö­ten sol­len?«
    Mr. Cas­si­dy schi­en über­haupt nicht zu hö­ren, was ich sag­te. Er wein­te nur un­un­ter­bro­chen. Dann hol­te er die Ge­fäng­nis­schlüs­sel her­vor und öff­ne­te die Zel­le, die ne­ben mei­ner lag. Er trat ein und ver­schloß die Zel­le von in­nen.
    »Ich will es nicht«, schluchz­te er. »Ich will es nicht! Ich will es nicht …«
    »Was wol­len Sie nicht?« frag­te ich.
    »Ich will Dr. Sil­vers­mith nicht in sei­nem Ho­tel­zim­mer um­brin­gen und He­noch den Kopf ge­ben. Ich wer­de hier in der Zel­le blei­ben! Hier bin ich si­cher! Oh, du Un­ge­heu­er, du – du Teu­fel –«
    Er ließ sich stöh­nend fal­len. Ich sah ihn durch die Git­ter­stä­be, die un­se­re Zel­len trenn­ten. Er saß ge­krümmt auf dem Fuß­bo­den und zerr­te an sei­nen Haa­ren.
    »Sie müs­sen es ein­fach tun!« schrie ich. »Sonst tut Ih­nen He­noch et­was an! Bit­te! Mr. Cas­si­dy – bit­te! Be­ei­len Sie sich!«
    Ein Stöh­nen ent­rang sich Mr. Cas­si­dys Brust. Dann wur­de er ohn­mäch­tig.
    Ich nahm je­den­falls an, daß er ohn­mäch­tig wur­de, denn er sag­te nichts mehr und be­weg­te sich auch nicht mehr.
    Ich rief sei­nen Na­men, aber er ant­wor­te­te nicht.
    Was soll­te ich da ma­chen? Ich saß in ei­ner dunklen Ecke mei­ner Zel­le und starr­te in das Mond­licht, das Mond­licht, das He­noch im­mer wild mach­te.
    Dann fing Mr. Cas­si­dy an zu schrei­en. Nicht laut. Es kam tief und gur­gelnd aus sei­ner Keh­le. Er rühr­te sich über­haupt nicht. Er schrie nur im­mer.
    He­noch muß­te sich jetzt das von ihm neh­men, was er ha­ben woll­te. Was hat­te es für einen Sinn, hin­zu­schau­en? Ich konn­te He­noch nicht mehr auf­hal­ten. Aber ich hat­te Mr. Cas­si­dy ge­warnt.
    Ich saß er­starrt in mei­ner Ecke und preß­te die Hän­de ge­gen die Oh­ren, bis al­les vor­bei war.
    Dann schau­te ich wie­der auf. Mr. Cas­si­dys Kör­per lag im­mer noch ge­krümmt an den Git­ter­stä­ben.
    Es war kein Laut zu hö­ren.
    Doch nein – das stimm­te nicht! Es war et­was zu hö­ren!
    Ein Schnur­ren. Ein lei­ses, weit ent­fern­tes Schnur­ren. He­noch schnurr­te im­mer, wenn er ei­ne Mahl­zeit zu sich ge­nom­men hat­te. Dann hör­te ich ein selt­sa­mes und doch ver­trau­tes Schar­ren. Ich wuß­te, daß es von He­nochs Klau­en her­rühr­te. Er pfleg­te freu­dig zu hüp­fen und um­her­zu­tol­len, wenn er satt war.
    Das Schnur­ren und Schar­ren drang di­rekt aus dem In­ne­ren von Mr. Cas­si­dys Kopf.
    Es konn­te al­so kein Zwei­fel be­ste­hen, daß es wirk­lich He­noch war. Und er war jetzt glück­lich.
    Ich war auch glück­lich.
    Ich lang­te mit der Hand durch die Git­ter­stä­be und zerr­te die Ge­fäng­nis­schlüs­sel aus Mr. Cas­si­dys Ta­sche. Ich öff­ne­te mei­ne Zel­len­tür und war wie­der frei.
    Da Mr. Cas­si­dy da­von­ge­gan­gen war, hat­te ich auch kei­ne Ver­an­las­sung, hier län­ger zu blei­ben.
    Und He­noch wür­de auch nicht blei­ben wol­len.
    Ich rief ihn.
    »Hier­her, He­noch!«
    Das war das ers­te und ein­zi­ge Mal, daß ich ir­gend­wie et­was von He­noch zu se­hen be­kam. Ich sah ei­ne Art wei­ßen Strich, der auf­blit­zend aus dem großen ro­ten Loch her­vor­schoß, das er in Mr. Cas­si­dys Hin­ter­kopf ge­fres­sen hat­te.
    Dann fühl­te ich, wie das fe­der­leich­te, kal­te, schlaf­fe Ge­wicht wie­der auf mei­nem ei­ge­nen Kopf lan­de­te.
    Und ich wuß­te, daß He­noch heim­ge­kom­men war.
    Ich ging lang­sam den Kor­ri­dor ent­lang und öff­ne­te die äu­ße­re Ge­fäng­nis­tür. He­nochs klei­ne Fü­ße trip­pel­ten dicht über mei­nem Ge­hirn.
    Wir gin­gen zu­sam­men in die Nacht hin­ein. Der Mond schi­en, al­les war ru­hig, und ich konn­te He­nochs zu­frie­de­nes, still­ver­gnüg­tes Ki­chern an mei­nem Ohr hö­ren.
     

 
Rückkehr zum Sabbat
     
    Ich ken­ne kei­nen mei­ner Kol­le­gen, der so ei­ne

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