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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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das doch al­les beim Pro­zeß er­klä­ren«, frag­te ich, »nicht wahr? Ich mei­ne – das mit He­noch – und über­haupt al­les?«
    Er schüt­tel­te den Kopf.
    »Ich wer­de bei der Ver­hand­lung nichts von He­noch er­wäh­nen, und Sie wer­den es auch nicht tun«, sag­te Mr. Cas­si­dy. »Kein Mensch soll über­haupt et­was von He­nochs Exis­tenz er­fah­ren.«
    »Aber warum nicht?« stam­mel­te ich.
    »Ich ver­su­che doch, Ih­nen zu hel­fen, Seth. Kön­nen Sie sich nicht vor­stel­len, was die Leu­te sa­gen wer­den, wenn wir et­was von He­noch er­wäh­nen? Sie wür­den Sie be­stimmt für ver­rückt er­klä­ren. Und das wol­len Sie doch nicht, nicht wahr?«
    »Nein, na­tür­lich nicht. Aber was wol­len Sie sonst tun? Wie wol­len Sie mir hel­fen?«
    Mr. Cas­si­dy lä­chel­te mich an.
    »Ich bin si­cher, daß Sie sich vor He­noch fürch­ten … ent­schul­di­gen Sie, ich ha­be laut ge­dacht … aber was hal­ten Sie da­von, wenn Sie He­noch mir ge­ben wür­den?«
    Ich schluck­te.
    »Ja. Ich mei­ne es ernst. Was hal­ten Sie da­von, wenn Sie mir He­noch über­las­sen? Gleich, jetzt!
    Las­sen Sie mich wäh­rend der Ver­hand­lung auf ihn auf­pas­sen. Dann wür­de er Ih­nen nicht ge­hö­ren, und Sie brauch­ten auch nichts von ihm zu er­wäh­nen. Au­ßer­dem glau­be ich, daß er auch nicht da­mit ein­ver­stan­den wä­re, wenn die Leu­te wüß­ten, was er treibt.«
    »Da mö­gen Sie recht ha­ben«, mur­mel­te ich. »He­noch wür­de es mir sehr übel­neh­men und bö­se auf mich sein. Er ist ein Ge­heim­nis – wis­sen Sie. Aber ich mag Ih­nen He­noch nicht ge­ben, oh­ne ihn vor­her zu fra­gen – und er schläft jetzt.«
    »Er schläft?«
    »O ja. Mit­ten auf mei­nem Kopf. Sie kön­nen ihn nur nicht se­hen.« Mr. Cas­si­dy schau­te auf mei­nen Kopf und konn­te ein Schmun­zeln nicht un­ter­drücken.
    »Oh – ich könn­te ihm al­les er­klä­ren, wenn er auf­wacht«, schlug er dann, wie­der ernst wer­dend, vor. »Wenn er er­fährt, daß es zu Ih­rem Bes­ten ge­sche­hen ist, wird er sich si­cher über die­se Lö­sung freu­en.«
    »Ja – das kann schon so sein.« Ich at­me­te er­leich­tert auf. Dann fiel mir et­was ein. »Aber Sie müs­sen mir ver­spre­chen, gut auf ihn auf­zu­pas­sen, Mr. Cas­si­dy.«
    »Aber na­tür­lich.«
    »Und Sie wer­den ihm al­les ge­ben, was er ver­langt? Al­les, was er braucht?«
    »Selbst­ver­ständ­lich«, ver­sprach Mr. Cas­si­dy.
    »Und Sie wer­den kei­ner Men­schen­see­le et­was da­von sa­gen?«
    »Kei­ner Men­schen­see­le.«
    »Sie müs­sen sich aber dar­über klar sein, was mit Ih­nen ge­schieht, wenn Sie sich He­nochs Be­feh­len wi­der­set­zen«, warn­te ich Mr. Cas­si­dy. »Er wür­de sich dann das, was er braucht, von Ih­nen – mit Ge­walt neh­men.«
    »Ma­chen Sie sich dar­über kei­ne Ge­dan­ken, Seth.«
    Ich stand min­des­tens ei­ne Mi­nu­te lang re­gungs­los da, denn ich spür­te auf ein­mal, daß sich et­was auf mein Ohr zu be­weg­te.
    »He­noch«, flüs­ter­te ich, »kannst du mich hö­ren?«
    Er hör­te mich.
    Ich er­klär­te ihm aus­führ­lich, wes­halb ich ihn für ei­ni­ge Zeit Mr. Cas­si­dy ge­ben woll­te. He­noch sag­te da­zu kein Wort.
    Und Mr. Cas­si­dy sag­te auch kein Wort. Er saß nur da und grins­te. Ich kann mir vor­stel­len, daß es reich­lich selt­sam wirk­te, wie ich da auf ein – Nichts ein­re­de­te.
    »Geh zu Mr. Cas­si­dy, He­noch«, flüs­ter­te ich ein­dring­lich. »Geh zu ihm. Gleich jetzt!«
    Und He­noch ging.
    Sein leich­tes Ge­wicht ver­schwand von mei­nem Kopf. Das war al­les. Aber ich wuß­te, daß er ge­gan­gen war.
    »Spü­ren Sie He­noch, Mr. Cas­si­dy?« frag­te ich.
    »Was? O ja – ge­wiß, ge­wiß«, brumm­te Mr. Cas­si­dy und er­hob sich.
    »Pas­sen Sie gut auf He­noch auf«, bat ich ein­dring­lich.
    »Aber si­cher.«
    »Sie dür­fen Ih­ren Hut nicht auf­set­zen«, stot­ter­te ich. »He­noch kann kei­ne Hü­te lei­den.«
    »Oh – ent­schul­di­gen Sie – dar­an ha­be ich nicht ge­dacht. Aber nun, Seth, möch­te ich mich für heu­te von Ih­nen ver­ab­schie­den. Sie wa­ren mir ei­ne große Hil­fe. Und von jetzt ab kön­nen wir He­noch ein­fach ver­ges­sen – ich mei­ne, wir brau­chen ihn an­de­ren Leu­ten ge­gen­über nicht zu

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