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15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)

15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)

Titel: 15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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tauchte ein großer Mann mit hängenden Schultern in der Tür auf. Er hatte ein längliches, schwermütiges Gesicht, und sein blondes Haar wuchs so spärlich, dass es von weitem den Anschein hatte, er habe eine Glatze. Er war mit einem weißen Hemd und einer schwarzen Hose bekleidet, als sei er ein Kellner, und trug ein rundes Holztablett, auf dem drei geöffnete, volle Weinflaschen standen. Ich warf einen Blick auf die unberührten Gläser und fragte mich, ob überhaupt schon jemand die Ausstellung besucht hatte.
    » Wie schön, dass Sie gekommen sind«, sagte Holly und schüttelte uns die Hand. » Ich hoffe, Sie finden Axels Arbeiten genauso aufregend wie wir. Er ist ein hiesiger Künstler– ein Genie, sollte ich wohl sagen–, und wir sind stolz, dass wir die Ersten sind, die seine visionären Gemälde der Öffentlichkeit präsentieren.«
    » Ich, ähm … «, sagte ich stockend und schaute etwas unsicher auf die Bilder. Ich wollte Holly nicht in die Parade fahren, aber ich machte mir nicht viel aus Ölgemälden, schon gar nicht aus abstrakten.
    » Ich verstehe«, seufzte sie schicksalsergeben. » Sie bevorzugen hübsche Aquarelle von ländlichen Cottages mit Rosen an der Tür.«
    » Nun ja«, entgegnete ich eingeschüchtert. » In der Tat.«
    » Und Sie?«, fragte Holly und wandte sich Cameron zu.
    » Reiterporträts«, antwortete er.
    » Schon gut.« Holly verschränkte ihre schlanken Arme und zuckte resigniert mit den Schultern. » Ich habe Axels Mutter versprochen, dass ich eine Ausstellung für ihn organisiere, aber sie scheint sein einziger Fan zu sein.«
    Sie winkte dem Mann mit dem langen Gesicht, der das Tablett auf dem Eichentisch abgestellt hatte.
    » Simon? Wir brauchen eine Erfrischung.«
    Simon schüttete einen großzügigen Schluck Rotwein in ein Glas, reichte ihn Holly und blieb neben ihr stehen, um weitere Anweisungen entgegenzunehmen.
    » Darf ich Ihnen auch ein Glas Wein anbieten?«, fragte Holly uns. » Wir haben Mount Difficulty Pinot Noir, Pinot Gris und trockenen Riesling. Ich schlage vor, dass Sie alle drei kosten. Sie kommen aus den Weinbergen in Central Otago– einem der besten Anbaugebiete unserer Region–, und der Wein ist einfach superb.«
    » Um die Wahrheit zu sagen«, begann ich, » sind mein Freund und ich weder zu Ihnen gekommen, um Axels Kunstwerke zu bewundern, noch um Ihren Wein zu kosten. Wir suchen jemanden, und Andrew Rosen hat uns mitgeteilt, dass diese Person für Sie arbeitet.«
    » Sie?«, sagte Holly mit einem leichten Stirnrunzeln. » Sprechen Sie von Bree Pym?«
    » Ja«, erwiderte ich heftig nickend. » Wir suchen Bree Pym.«
    » Sie ist leider nicht hier«, sagte Holly.
    » Haben Sie sie entlassen?«, fragte ich und suchte unauffällig nach irgendwelchen Schäden.
    » Nein«, erwiderte Holly verblüfft.
    » Hat sie gekündigt?«, fragte Cameron.
    » Nein«, antwortete Holly bestimmt. » Und ich hoffe, dass sie das nicht tut. Sie ist eine ausgezeichnete Assistentin. Sie hat einen Blick für Kunst und einen Kopf für Zahlen, eine seltene Kombination. Das Einzige, was ich nicht zu ihren Vorzügen zähle, sind die vielen Piercings, aber nun ja…«
    » Sie hat sich piercen lassen?«, fragte ich entsetzt.
    » Ein Nasenring, ein Augenbrauenstift und ein halbes Dutzend Löcher in jedem Ohr«, sagte Holly. » Ihre Tätowierungen kann sie unter langen Ärmeln verbergen, aber die Piercings sind nicht zu übersehen. Einige meiner empfindlichen Kunden haben an ihrem Äußeren Anstoß genommen, und deshalb bitte ich sie immer, hinten zu bleiben, wenn sie mich besuchen. Es macht ihr nichts aus. Sie weiß, Geschäft ist Geschäft.«
    Holly nippte an ihrem Wein und sah mich nachdenklich an. » Und wer sind Sie?«, fragte sie nach einem kurzen Zögern.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass weder Cameron noch ich uns vorgestellt hatten. Aus Hollys Sicht musste es den Anschein haben, als wären zwei abstinente Banausen in ihre Galerie gestürmt, die sich nach dem Verbleib ihrer besten Mitarbeiterin erkundigten. Wenn ich in ihren schicken Schuhen gesteckt hätte, wären mir auch ein paar Fragen eingefallen.
    » Verzeihen Sie«, sagte ich. » Ich werde es Ihnen erklären.«
    Als ich den Bericht über meine Mission beendet hatte, hatte Holly ihr erstes Glas Wein bereits verputzt und sich an das zweite gemacht. Simon stand, auf Nachfüllwünsche gefasst, nach wie vor mit der Flasche Pinot Noir neben ihr. Und der Pianist hatte sogar eine Pause gemacht, in der er seine Finger streckte, bevor er

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