150 - Larry Brents Totentanz
langgezogener Schrei hörte sich
fürchterlich an.
Dumpf schlug er nach acht Etagen auf den Boden.
Hier konnte niemand mehr helfen ...
●
Sie wurden Zeugen des dramatischen Zwischenfalls zu einem
Zeitpunkt, als alles drunter und drüber ging und trotz intensiver Maßnahmen
niemand so recht weiterkam.
Larry Brent und Iwan Kunaritschew befanden sich am Ort der
Ereignisse.
Riesige Flammenzungen leckten gen Himmel. Die Polizei hatte den
Highway abgesperrt und leitete den Verkehr um. Zu beiden Seiten der
Absperrungen hatten sich Neugierige versammelt, die von der Polizei mit harten
Worten zurückgedrängt wurden, da sie die Rettungsarbeiten behinderten. Ständig
fuhren neue Feuerwehren heran. Blitzende Lichter, gellende Sirenen, das
Knattern der Luftschrauben der eingesetzten Hubschrauber, die das Hochhaus
umflogen, in der Hoffnung auf das Dach Geflüchtete aufnehmen zu können - das
alles erfüllte die Luft.
Sanitäter eilten zu der Unglücksstelle, wo die Leiche des aus der
Höhe gestürzten Feuerwehrmannes lag.
Ein anderer eilte die Sprossen der Leiter hinauf, wo Janette
O’Casey sich krampfhaft und mit letzter Kraft festhielt.
Das brennende Gebäude, die blitzenden Rotlichter, die zahllosen
Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr, Polizei und Ambulanzen, bildeten eine
gespenstische Kulisse.
Aus einem der oberen Stockwerke stürzte ein brennender Mensch. In
seiner Verzweiflung hatte er den Sprung in die Tiefe gewählt.
Es war ein Sprung in den Tod.
Larry Brent schluckte. »Er hat es geschafft«, entfuhr es ihm. »Er
hat das totale Inferno entfesselt. Alles ist so eingetroffen, wie er es
prophezeit hat. Niemand hat es verhindern können .«
Er blickte sich um. »Und es ist anzunehmen, daß er sich mitten
unter uns befindet, daß er Tod und Verzweiflung beobachtet und sich daran
weidet, während wir hilflos mitansehen müssen, wie Menschen sterben.«
Zwei Weißbekittelte liefen auf das Ende der Unglücksleiter zu.
Dort kam der beherzte Sanitäter mit der inzwischen ohnmächtig gewordenen
Janette O’Casey an. Die Fernsehjournalistin wurde auf eine Bahre gelegt und in
das nächste Krankenauto geschoben.
Die junge Frau mit den zerzausten Haaren, dem aufgedunsenen, vor
Hitze aufgeplatzten Gesicht, lag steif wie ein Brett auf der Bahre. Das Laken,
mit dem sie flüchtig zugedeckt worden war, verrutschte.
Larry erfaßte das Gesicht, die hohen Wangenknochen, die gerade
Nase und die scharfen Mundlinien, die durch die Strapazen tiefer eingegraben
waren als das sonst der Fall sein mochte.
Auch in der Bewußtlosigkeit bewegten sich die Lippen der
Geretteten.
»... das bin ich .. .« ,
stieß sie hervor, und Larry bekam bruchstückhaft die Worte mit. »... ich darf
mich nicht berühren .. . sonst... bei Morgan ...«
Ihr Kopf fiel schlaff zur Seite. Dicke Schweißperlen tropften von
ihrer Stirn. Ruckartig stieß sie ihren Atem aus, ihr Kinn zitterte.
Dann wurde die Tür zugeschlagen, und mit Rotlicht und Martinshorn
startete der Wagen zum nächsten Hospital.
Larry blickte dem Fahrzeug nach.
»Ganz hat er es doch nicht geschafft«, flüsterte Iwan
Kunaritschew. »Sie zumindest ist dem Grauen entronnen. Er aber hat von der
Vernichtung aller gesprochen .«
X-RAY-3 fuhr sich mit der Zunge über die rissigen Lippen. Sein
Gesicht fühlte sich heiß und trocken an. Die ungeheuere Hitze schlug ihnen
entgegen, die Feuerwehren - darunter ein Löschhubschrauber, der den Brandherd
vom Dach aus bekämpfte - schienen die Flammen nicht unter Kontrolle zu
bekommen.
»Als er X-RAY-1 die Katastrophe ankündigte, muß er sich etwas
dabei gedacht haben, Brüderchen«, sprach Brent den Russen an. »Wenn Satanas
sagte, daß niemand davonkommt, dann meinte er es auch so. Das Mädchen, das dort
vorn in dem Krankenwagen liegt, ist noch nicht gerettet. Ich schlage vor, einer
von uns beiden kümmert sich um ihr weiteres Schicksal. Hast du ihr Gesicht
betrachtet? Sie hat einen Schock erlitten, was kein Wunder ist bei diesen
Ereignissen. Und doch ist da etwas gewesen, was sie mehr entsetzt hat als der
Ausbruch des Feuers .«
Kunaritschew nickte. Larry bewies wieder mal, daß er mit Recht zu
den Spitzenagenten der PSA gehörte. Seine Beobachtungs- und Kombinationsgabe
waren unerreicht.
»Ich kümmere mich um die Sache«, übernahm Iwan diesen Part.
Larry nickte. »Einverstanden. Wir bleiben in Verbindung. Ich schnüffle
einstweilen hier rum. Ein aussichtsloses Beginnen, wenn man es genau bedenkt.
Setzen wir voraus, daß Satanas in
Weitere Kostenlose Bücher