1502 - Am Abgrund zur Hölle
mehr herauszufinden. Dabei sprach ich die hinter mir stehende Mrs Digger an.
»Ich stelle Ihnen jetzt eine sehr wichtige Frage, Mrs Digger. Haben Sie je in Ihrem Leben den Begriff Aibon gehört? Ist Ihnen dieser Name schon mal untergekommen?«
Sie überlegte eine Weile. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, davon habe ich noch nie was gehört.«
»Gut, aber weiter. Hat Ihr Mann jemals über Druiden gesprochen? Oder haben Sie darüber diskutiert?«
»Nein, das haben wir nicht.«
»Aber der Name Druide sagt Ihnen etwas?«
Sie nickte mir zu. »Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wo oder wann, Mr Sinclair, aber gehört oder gelesen habe ich den Begriff schon. Der geistert ja durch unsere Geschichte. Aber selbst bin ich damit noch nicht konfrontiert wurden. Ich wüsste auch nicht, warum.«
»Klar…«
Sie wies zitternd auf ihren Mann. »Was ist denn mit ihm, Mr Sinclair? Können Sie mir das sagen?«
»Ich möchte ehrlich sein und sage Ihnen, dass ich es nicht weiß.«
»Aber er atmet.«
»Das schon.«
»Ist er bewusstlos? Oder schläft er nur?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Earl Digger war uns schon ein Rätsel. Wäre er aus der Hölle entlassen worden, dann wäre er ein anderer Mensch geworden und hätte unter einem teuflischen Einfluss gestanden. Und dann hätte sich auch etwas bei meinem Kreuz getan. Es hätte sich erwärmt und mir den Weg gezeigt, den ich zu gehen hatte. Aber es hing vor meiner Brust und war kalt geblieben. Auch das konnte ein Hinweis auf Aibon sein, obgleich ich schon erlebt hatte, wie mein Kreuz eine grüne Färbung erhalten hatte, aber da waren mehrere Faktoren zusammen gekommen.
»Haben Sie genug gesehen, meine Herren?«
»Gesehen schon«, erwiderte Suko. »Und weiter?«
Suko schaute die Frau an. »Sie werden zugeben müssen, Mrs Digger, dass Ihr Mann die einzige Spur ist, die wir haben. Um den Fall aufzuklären, müssen wir uns weiterhin an ihn halten.«
»Was bedeutet das?«
»Nur er kann uns etwas sagen. Ich denke, dass wir ihn zunächst mal aufwecken müssen.«
»Wirklich?«
»Ja.«
Mrs Digger schlug die Hände vor ihr Gesicht. So recht konnte sie sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden, und wir schlugen ihr eine Brücke.
»Vielleicht wollen Sie Ihren Mann aufwecken?«
»Meinen Sie?«
»Versuchen Sie es.«
Wir traten etwas in den Hintergrund, sodass sich die Frau an mir vorbeischieben konnte. Sie hielt fast in Kopfhöhe ihres Gatten an und senkte danach den Kopf, weil sie herausfinden wollte, ob er nur schlief oder tatsächlich wach war.
»Er atmet«, flüsterte sie.
»Das ist sehr gut«, gab ich zurück.
Es gab noch immer eine große Liebe zwischen den beiden. Das erkannten wir, als wir sahen, wie zärtlich die Frau die Gesichtshaut ihres Mannes berührte.
Dann zuckten ihre Finger zurück.
»Was ist?«, fragte ich.
»Seine Haut hat sich verändert. Sie ist - sie - sie ist so - rau.«
»Und das war sie vorher nicht?«
»Ganz sicher nicht.«
»Machen Sie weiter, bitte.«
»Natürlich.« Die Frau beugte sich noch tiefer. Zuerst redete sie mit ihm.
Einige Male wiederholte sie seinen Namen, ohne dass sie damit etwas erreichte. Er gab keine Antwort. Nicht mal ein Brummen drang aus seiner Kehle.
Wir wollten Mrs Digger keine Vorschriften machen und ihr sagen, wie sie sich weiterhin verhalten sollte. Das wusste die Frau wohl allein. Sie fasste den Schlafenden an der rechten Schulter und rüttelte ihn durch.
Bisher hatte er sich nicht gerührt. Das änderte sich, als sie seinen Körper noch stärker durchschüttelte.
Der Mann schlug plötzlich die Augen auf und starrte in die Höhe.
Wir traten automatisch näher und stellten fest, dass sein Besuch in der fremden Welt noch etwas bei ihm hinterlassen hatte. Es waren die grünen Pupillen.
»Ist das der letzte Beweis?«, fragte Suko.
»Für Aibon, meinst du?«
»Genau.«
»Es deutet alles darauf hin.«
Kate Digger stieß einen schweren Seufzer aus. Das Geräusch lenkte uns ab. Sie hatte gesehen, was geschehen war, und flüsterte mit schnellen Worten: »Da, sehen Sie doch, was geschehen ist! Er hat seine Augen geöffnet.« Sie war ziemlich von der Rolle, schaute sich um und hörte dann Sukos Frage.
»Hatten seine Augen schon immer diese grüne Farbe?«
»Grün?«, flüsterte sie.
»Ja.«
Sie wollte es nicht so recht glauben und beugte sich nieder.
»Tatsächlich«, flüsterte sie, »die Augen sind grün! Das - das kann nicht sein.« Ihr Gesicht verlor alle Farbe. »Aber wieso konnte das passieren?«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher