1503 - Die Nacht der Bestien
Hunter, aber einen Werwolf mit einer Schrotladung auslöschen zu wollen ist schon etwas vermessen. Da müssen Sie schon auf andere Waffen zurückgreifen.«
»Ist mir klar, Mr Klugscheißer, aber die Flinte ist nicht meine einzige Waffe. Ich werde ihn damit schocken, ihn verletzen, ihn vielleicht auch kampfunfähig schießen, ihn überraschen.« Er öffnete seinen Mantel.
»Und dann nehme ich das hier.« Mit der rechten Hand holte er ein Messer, einen Hirschfänger, hervor. »Damit schneide ich ihm dann den Kopf ab, wenn er vor mir am Boden liegt.«
»Oh, und Sie denken nicht daran, dass er sich noch wehren könnte, Mr Hunter?«
»Nein, da vertraue ich auf mein Schrot.«
Da nutzten Geld und gute Worte nichts, dieser Mann war nicht von seinem Entschluss abzubringen. Dass er einen Werwolf akzeptierte, war schon ungewöhnlich, aber Werwölfe fallen nicht vom Himmel, sie müssen irgendwann entstehen, und danach fragte ich ihn.
»Wenn Sie sich so gut auskennen, dann können Sie uns sicherlich verraten, wie es möglich ist, dass plötzlich ein Werwolf hier durch die Gegend läuft.«
Er schaute uns länger an als gewöhnlich. »Wollen Sie das wirklich wissen?«
»Wir bitten darum. Polizisten sind immer neugierig.«
Hunter nickte. »Es ist gut, ich vertraue Ihnen. Sie sind Männer, die mich nicht ausgelacht haben. Bei anderen Menschen wäre das anders gewesen. Ich kenne sogar den Namen der Bestie. Er heißt Marvin Hunter.«
»Oh, er hat den gleichen Nachnamen wie Sie.«
»Ja, Mr Sinclair, und das lässt sich auch leicht erklären, denn Marvin ist ist…« Seine Stimme sackte weg. »Verdammt«, fluchte er, »Marvin ist mein Sohn.«
Das war ein Schlag für uns. Ich vernahm Bills Stöhnen, und mir stieg das Blut in den Kopf.
»Glauben Sie mir nicht?«
»Doch«, erwiderte ich leise. »Nur hat mich Ihre Antwort geschockt.«
»Aber es stimmt.«
»Daran zweifeln wir nicht. Es stellt sich für mich jedoch die Frage, wie Marvin zu einem Werwolf wurde. Das passiert nicht durch die Geburt oder Vererbung…«
»Richtig. Sind Sie ein Fachmann, Mr Sinclair?«
»Ein wenig schon.«
»Marvin wurde gebissen.«
»Ja, so läuft es in der Regel ab. Und wer tat das?«
»Eine Frau. Ein Weibsstück, dessen Aussehen meinen Sohn geblendet hat. So war das.«
»Hat die Frau auch einen Namen?«
»Ja, sie heißt Morgana.«
Ich konnte nicht mehr an mich halten. »Etwa Morgana Layton?«
»He! Kennen Sie die etwa?«
Ich sagte nichts, denn ich war ebenso sprachlos wie Bill Conolly, der leise aufstöhnte und den Kopf schüttelte.
Marc Hunter wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Schließlich wiederholte er mit würgender Stimme seine Frage. »Sie kennen diese diese Unperson?«
»Ja, sie ist uns bekannt«, sagte ich und dachte daran, dass ich schon einiges mit ihr erlebt hatte. Ich hatte sie sogar mal auf meiner Seite gesehen, doch das war lange her. Morgana hatte es schließlich zu Fenris, dem Götterwolf, gezogen. Dann aber war sie in die Vampirweit geraten, weil sie Dracula II in die Quere gekommen war. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie sich noch immer dort aufhalten würde, aber das war wohl vorbei. Sie war der Vampirwelt entkommen oder freigelassen worden und war nun bereit, wieder ihr altes Unwesen zu treiben.
Den Anfang hatte sie gemacht, und sie war bestimmt so vorgegangen wie früher auch. Man durfte sie sich nicht nur als Werwölfin vorstellen.
Morgana war eine attraktive Person in menschlicher Gestalt, nur nach ihrer Verwandlung wurde sie zur Bestie.
»Sie kennen sie auch, nicht wahr, Mr Sinclair?«
»Ja, leider nur zu gut. Ich habe sie auch nicht stoppen können. Und ich denke, dass sich Ihr Sohn Marvin in diese unheilvolle Person verliebt hat.«
Hunter hatte mir zugehört. Er rieb seine Augen, während er mir durch sein Nicken recht gab. »Ja, er hat sich in sie verliebt. Er war hin und weg, und dann ist es geschehen. Sie hat ihn gebissen. Ich habe mir seine Wunde angesehen, als er schlief. Da wusste ich noch nicht, was geschehen war. Erst als er anfing, anders zu reagieren, als sich seine Sinne schärften, ihm mehr Haare wuchsen, sodass fast ein Fell entstand, da wusste ich, was die Glocke geschlagen hatte.«
»Haben Sie ihn direkt darauf angesprochen, Mr Hunter?«
»Ich wollte es. Er hat mir nie geantwortet. Dafür nur von ihr geschwärmt, und eines Tages war er nicht mehr in meinem Haus. Da ist er verschwunden, aber ich hatte ja schon die Anzeichen mitbekommen, und es war nicht schwer für
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