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1504 - Mordgeschichten

1504 - Mordgeschichten

Titel: 1504 - Mordgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Treppe führte in die erste Etage, aber die ließen wir zunächst außer Acht.
    Es war kühl in unserer Umgebung, und es herrschte ein etwas muffiger Geruch. Eine Tür war nicht ganz geschlossen. Da sie in Sukos Nähe lag, schob er sie auf. Beide schauten wir in die menschenleere Küche, in der uns schmutziges Geschirr auffiel.
    Suko schloss die Tür wieder. Um das Zimmer zu erreichen, in dem der Autor las, mussten wir ganz durchgehen, auch an der Treppe vorbei und ein Regal passieren, das mit schmalen Büchern voll gestopft war.
    Suko deutete mit dem Zeigefinger zur Decke. »Sollen wir auch nach oben?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mein Gefühl spricht dagegen, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Dann sehen wir uns mal die Fans an.«
    Vom Fenster aus hatten wir uns das Zimmer schon mal angeschaut. Wir wussten demnach, wie die Zuhörer saßen und auch, wo der Vorleser seinen Platz eingenommen hatte.
    Die Tür lag für uns sehr günstig. Wenn wir durch sie den Raum betraten, gerieten wir in den Rücken des Vorlesers. Zudem war es nicht besonders hell in dem Zimmer. Es brannte nur die eine Lampe, die den Autor mit Licht versorgte. Sie stand neben ihm, sodass ihr Licht auf das Buch fallen konnte.
    Ich nickte Suko zu und fasste zugleich nach der Klinke. Auf keinen Fall wollten wir in das Zimmer hineinstürmen, sodass es aussah wie ein Überfall. Zunächst vorsichtig sein, und ich fand es auch interessant, zu hören, was der Autor vorlas. Bisher hatte ich aus seinen Büchern noch keine Zeile selbst gelesen.
    Viele Menschen erzeugen Wärme. Das merkte ich auch hier, denn im Wohnraum war es nicht so kühl wie in der Diele.
    Und wir hörten wieder die Stimme des Vorlesers. Er hatte eine spannende Stelle erreicht und sagte mit leiser Stimme, die sogar zu einem Flüstern absackte: »Ich werde ein Zeichen für die kommende Apokalypse setzen. Dieses Zeichen wird die Welt erschüttern, aber es wird Vorboten haben, und damit muss ich anfangen…«
    Mike Raven, von dem wir nichts sahen, weil eine thronartige Rückenlehne ihn verdeckte, legte eine Pause ein. Wir hörten, dass er sein Buch zusammenklappte.
    Danach blieb es zunächst still.
    Ich hatte inzwischen die Zuhörer gezählt. Es waren acht. Junge Leute, sechs Jungen und zwei Mädchen, die von einer gewissen Unruhe erfasst worden waren.
    So fragte jemand: »Geht es denn nicht weiter, Mike? Als du uns gestern eingeladen hast, da hast du uns etwas Besonderes versprochen. Du wolltest uns etwas zeigen und auch beweisen, dass du dir nicht alles aus den Fingern gesogen hast.«
    Ich horchte auf. Auch Suko stieß einen etwas schärferen Atemzug aus.
    Diese Bemerkung gefiel uns ganz und gar nicht.
    »Ich habe nichts versprochen.«
    »Doch, das hast du.«
    »Nein!« Er blieb dabei.
    »Aber ich habe mit dir darüber geredet.«
    »Das stimmt nur halb.«
    »Wieso?«
    »Du hast auch noch mit einer anderen Person geredet, mein Freund.«
    »Ha, mit wem denn?«
    »Mit Aaron…«
    Nach dieser Antwort war es zunächst mal still. Bis eine Mädchenstimme fragte: »Mit dem bösen Engel?«
    »Genau.«
    Wieder trat Stille ein. Bis sich wieder jemand ein Herz fasste und sagte: »Den gibt es doch gar nicht in Wirklichkeit. Den hast du doch erfunden, Mike. Der kommt nur in deinen Romanen vor.«
    Mike sagte zunächst kein Wort. Es war vorstellbar, dass er seine Lage genoss, bis er die Frage stellte: »Seid ihr sicher…?«
    Diese Antwort ließ auch Suko und mich aufhorchen. Ich formulierte lautlos den Namen Tim, der von einem bösen Engel gesprochen hatte, der ihm den entsprechenden Mordbefehl gegeben hatte. Das war für einen normal denkenden Menschen zwar nicht nachzuvollziehen, wir beide allerdings waren es gewohnt, um die Ecke zu denken. Bei unseren Fällen gab es oft eine andere Logik.
    »Wieso sicher?«, rief jemand.
    Mike hatte das Buch sinken lassen. Er lachte jetzt und fragte: »Könnt ihr euch nicht vorstellen, dass es den bösen Engel oder Aaron wirklich gibt?«
    Die Zuhörer hielten den Atem an. Es dauerte seine Zeit, bis sie wieder in der Lage waren, eine Antwort zu geben.
    »Nein, das können wir nicht…«
    »So was ist doch reine Fantasie…«
    »Das kann es gar nicht geben…«
    Mike Raven hörte sich alles in Ruhe an. Obwohl er momentan nichts tat, sah er aus wie jemand, der alles im Griff hatte. »Und wenn ich euch das Gegenteil beweisen würde?«
    Mit dieser Frage hatte niemand gerechnet. Der Spaß war vorbei. Stille trat ein, nur unterbrochen von einigen unsicher klingenden

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