1506 - Liliths böser Kosmos
war, denn der Inspektor hatte plötzlich den Eindruck, dass an seinem Körper schwere Gewichte hingen.
Wenn er die Arme bewegen wollte, kostete ihn das eine große Kraftanstrengung. Er brachte sie kaum in die Höhe, und so versuchte er es mit den Beinen.
Auch das klappte nicht so recht. Sie waren ebenfalls schwer geworden und wurden von unsichtbaren Gewichten zu Boden gezogen, sodass er glaubte, aus eigener Kraft nicht mehr von der Stelle zu kommen. Er hatte sich auch nicht auf die neue Lage einstellen können.
Suko gehörte zu den Menschen, die keinen Kampf verloren gaben, aber hier bereitete ihm sogar das Drehen des Kopfes eine wahnsinnige Mühe.
Er drehte ihn dennoch, um die erneute Veränderung mitzubekommen.
Innerhalb des Nebels tauchten die Gestalten der Hexenweiber auf. Sie hatten um ihn herum einen Kreis gebildet und bewegten sich von allen Seiten auf ihn zu.
Zugleich verlor die braune Wolke an Umfang. Suko musste mit ansehen, wie sie sich zusammenzog. Diese ungewöhnliche Geisterwelt schrumpfte zusammen.
Er konnte nichts dagegen tun. Nicht mit seiner eingeschränkten Bewegungsfähigkeit. Den Kampf dagegen setzte er trotzdem fort, aber das seltsame Gefängnis verdichtete sich immer mehr.
Plötzlich war das Ende erreicht. Die andere Seite hatte ihre Kraft voll ausgespielt. Suko wurde umklammert. Er sah die Gesichter in seiner Nähe, er hörte die Weiber zischeln, von denen eine große Kraft ausströmte.
Ein letzter Schlag folgte noch.
Es war eigentlich keiner, denn Suko empfand ihn wie einen Startschuss in etwas Neues.
Die verdichtete Nebelwolke packte ihn. Sie war wie ein Teppich, in den er eingerollt wurde und dem er keinen Widerstand entgegensetzen konnte.
Suko war wehrlos!
In der nächsten Sekunde erlebte er, dass sich seine Füße vom Boden lösten. Zahlreiche Hände schienen an ihm zu zerren. Sie hoben ihn an, und zuletzt sah der Inspektor noch, wie der kleine Friedhof seinen Blicken entglitt…
Die Angst um Suko schoss in mir hoch. Ich sah das verdammte Grinsen im Gesicht der Hexe, packte sie und zog sie mit einem schnellen Ruck an mich heran.
»Was ist das?«
»Die Wolke ist Liliths Kosmos. Sie ist ihr Reich, verstehst du? Und es gehört zugleich auch uns.«
Ich glaubte ihr. Furcht sah ich nicht mehr in ihren Augen. Für sie musste es so etwas wie ein Triumph sein, denn sie glaubte fest daran, dass sie gewonnen hatte.
»Was tut die Wolke?«, flüsterte ich.
»Sie holt alles. Wenn sie jemanden haben will, dann kommt sie. Die Wolke ist unser Schutz. Sie verbirgt Liliths Kosmos, und nur wer in ihr steckt, der kann ihn sehen.«
»Ach, ist das so einfach?«
»Ja.«
Der Triumph wollte bei ihr nicht weichen, und so setzte ich ein Argument dagegen. »Wenn es so simpel ist, dann könnte es auch uns gelingen, in Liliths Kosmos zu gelangen. Oder nicht?«
»Das kann ich nicht sagen. Es ist ihre Welt, und sie bestimmt, wen sie holt und wen nicht.«
»Wie sollten es versuchen.«
Ich rechnete mit ihrem Widerstand, aber der erfolgte nicht. Leila schien sogar froh zu sein, von hier wegkommen zu können, und sie hatte auch nichts dagegen, von Jane und mir in die Mitte genommen zu werden.
»Wollt ihr hinein?«
»Aber sicher«, sagte Jane.
»Sie kann für euch tödlich sein«, warnte Leila.
»Das werden wir sehen.«
»Lilith nimmt nicht jeden.«
»Das kann ich mir denken.«
Ich hielt mich aus diesem Dialog heraus. Das war eine Sache zwischen Jane und Leila.
»Und wen sie nicht will, den tötet sie.«
»Auch das schreckt mich nicht.«
»Hast du keine Angst vor dem Tod, Jane?«
»In diesem Fall nicht. Denn ihr wollt mich, nicht umgekehrt. Und wen ihr wollt, den werdet ihr doch nicht töten. Oder glaubst du etwas anderes?«
»Es kann sich manchmal etwas ändern.«
»Da bin ich gespannt.«
Ich hörte die Stimmen der Frauen hinter mir, denn ich war etwas vorausgegangen.
Es war mir egal, was sie sagten, es gab etwas Wichtigeres für mich, und das war das Betreten des Friedhofs.
Die Wolke war weg und Suko ebenfalls!
Es war kein Schock für mich. Ich hatte schon beim Näherkommen eine gewisse Veränderung erlebt.
Da war nichts mehr von der Wolke zu sehen. Nur eben der normale Friedhof mit seinen Gräbern und Steinen.
Ich drehte mich um, als die beiden Frauen in meine Nähe kamen. Zu sagen brauchte ich nichts. Jane Collins kam mir zuvor, als sie flüsterte: »Wo ist die Wolke?«
Leila lachte als Antwort. Sie hatte ihren Spaß. Danach sagte sie: »Lilith wollte euch wohl nicht. Sie nimmt
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