1506 - Liliths böser Kosmos
nicht jeden. Die Menschen müssen schon würdig sein…«
»Und Suko?«, fuhr ich sie an. »Wo ist er? Jedenfalls nicht mehr hier auf dem Friedhof, denn er ist leer. Außer uns gibt es hier keinen Menschen.«
»Das stimmt«, bestätigte Jane. »Die älteren Leute sehe ich auch nicht mehr. Er gehört jetzt uns allein.«
»Oder Lilith«, sagte Leila.
Es gefiel mir nicht, dass sie sich auf der Siegerstaße befand. Dieser Fall hatte plötzlich eine Brisanz erhalten, an die ich zuvor kaum gedacht hatte. Eines stand fest: Suko war verschwunden, und er war nicht nur einfach abgehauen, nein, er war entführt worden.
Genau darüber machte ich mir meine Gedanken. Ich kannte Suko. Und deshalb wusste ich auch, dass er sich nicht so leicht entführen lassen würde. Er war jemand, der sich wehrte, und er wäre nicht allein auf diesen Friedhof gegangen, wenn er nicht daran gedacht hätte, auch zu gewinnen.
Das war jetzt vorbei!
Sollte dieser Friedhof, auf dem Lady Sarah und Frantisek Marek begraben lagen, zu einem Schicksalsort für uns werden? Konnten wir bald ein drittes Grab besuchen, in dem Suko lag?
Ich wandte mich mit einer heftigen Bewegung um. So konnte ich Leila anschauen, aber auch Jane Collins, die hinter ihr wie ein Wachtposten stand.
Ich schleuderte Leila meine erste Frage entgegen, die nur aus drei Worten bestand.
»Wo ist er?«
Leila breitete die Arme aus, als wäre sie eine Priesterin, die ihre Anhänger grüßen wollte.
»Liliths Kosmos hat ihn zu sich geholt!«
Das wusste ich selbst. Nur sprach ich das nicht aus, denn ich dachte wieder an die Vergangenheit. Ich wusste, dass Suko dieser Kosmos nicht neu war. In der Vergangenheit war er schon mal in Liliths Welt gelandet. Sie hatte ihn und sein Motorrad damals einfach verschlungen.
Er war zurückgekehrt, die Harley aber nicht, und vielleicht stand sie noch in diesem Kosmos.
»Wartet er auch auf uns?«
»Ich glaube nicht. Dich will sie bestimmt nicht haben. Wir möchten nur, dass Jane wieder zu uns zurückkehrt.«
»Ich denke nicht daran!«
Mit dieser Antwort konnte Jane Leila nicht erschüttern. »Das hat Lilith wohl auch begriffen und die entsprechenden Konsequenzen daraus gezogen. Es gibt nur eine Möglichkeit für ihn, wieder freizukommen, wie ich Lilith kenne.«
»Welche?«, fragte ich.
»Einen Austausch. Jane gegen Suko…«
***
War der Übergang fließend gewesen? Gab es ihn überhaupt? Suko hatte seine Probleme, die Dinge zu ordnen. Eigentlich war nichts vorhanden gewesen. Er hatte keinen Druck verspürt, wie es bei transzendentalen Toren hin und wieder der Fall war. Der Nebel hatte ihn kurzerhand gepackt und ihn weggeschafft.
Wohin?
Es war müßig, danach zu fragen, denn die Antwort lag auf der Hand. Die andere Welt - Liliths Kosmos - hatte ihre Tore geöffnet und ihn eingelassen.
Er war allein. Es gab die fünf Hexenweiber nicht mehr, aber es gab ihn, und er besaß seine Waffen noch. So sah es für ihn nicht mal so schlecht aus.
Von einer angenehm zu atmenden Luft konnte er nicht gerade sprechen.
Er war von einer unnatürlichen Wärme umgeben, die schon eher einer Schwüle glich, wie man sie nur schlecht an heißen Sommertagen ertrug.
Er wischte sich schon jetzt den Schweiß von der Stirn. Dabei richtete er sich darauf ein, dass er von John Sinclair und Jane Collins vorerst keine Hilfe erwarten durfte. Die Falle war zugeschnappt. Sie hatte einzig und allein ihm gegolten.
Er war auch sicher, dass Lilith sich die weiteren Ereignisse nicht so vorgestellt hatte. Sie war gezwungen gewesen, ihren Plan zu ändern, und das hatte sie perfekt getan.
Diejenigen, die ihn begleitet hatten, waren verschwunden. Suko stand allein in diesem Reich, das so leer aussah, aber es bestimmt nicht war.
Es erinnerte ihn irgendwie an Mallmanns Vampirwelt. Auch die war nach außen hin leer, aber was dort lauerte, war tödlich für einen Menschen, der dort in die Falle der Blutsauger laufen würde.
Warten, dass sich etwas verändern würde, kam ihm nicht in den Sinn.
Suko war nicht verletzt. Er war auch nicht erschöpft, und so entschloss er sich, nicht alles auf sich zukommen zu lassen, sondern selbst etwas zu unternehmen.
Es gab einen Vorteil. Die Luft war nicht mehr so dunstig. Der Nebel war zurückgetreten und hatte sich letztendlich völlig aufgelöst, und so freute sich Suko über die klare Sicht.
Er konnte sich die Richtung aussuchen, wohin er gehen wollte, und bereits nach der ersten Drehung hatte er sich entschieden, denn er sah in der Ferne
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