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1511 - Der letzte Engel

1511 - Der letzte Engel

Titel: 1511 - Der letzte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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richtig durchatmen konnte. In seinen Augen spürte er das Tränenwasser und hoffte nur, dass es nicht mehr lange dauerte, bis die Station erreicht war.
    Noch einmal musste er sich fest gegen die Unterlage drücken, als die Wagenschlange etwas ruckartig immer mehr an Tempo verlor und endlich stehen blieb.
    Geschafft!
    Zumindest die erste Hürde. Und Archie hätte nie gedacht, dass es so schwierig werden würde, auch nur eine Station weit zu fahren und sich dabei auf dem Wagendach zu halten.
    Erzitterte!
    Genau das war sein großes Problem. Das Zittern in allen Knochen, die ihm wie aufgeweicht vorkamen. Er war mit sich selbst beschäftigt. Die üblichen Bahnhofsgeräusche, die ihn umgaben, hörte er nur wie aus weiter Ferne. Er wusste ja, dass er etwas unternehmen musste, um vom Wagendach zu kommen, doch das Fleisch war zu schwach. Er schaffte es nicht, sich zu erheben und nach unten zu springen. Er war wie gelähmt. Er glaubte, einen Gummikörper zu haben, so sehr hatte ihn das Zittern erfasst, das einfach nicht aufhören wollte. Der Pfiff!
    Für Archie war es ein schlimmes Signal, denn es bedeutete, dass er die Chance zum Absprung verpasst hatte. Er lag wie angepresst auf dem Wagendach, erlebte wieder den Ruck der Anfahrt und stellte sich darauf ein, eine weitere Horrorstrecke zu erleben, wogegen er nichts unternehmen konnte.
    Also wieder die Beine strecken, die Arme ebenfalls, um erneut das große X zu bilden.
    Der Zug musste seine Zeiten einhalten, aber in den nächsten Sekunden glaubte er plötzlich, dass sich nach dem Start die Geschwindigkeit mehr erhöht hatte als zwischen den ersten beiden Stationen. Der Fahrtwind erwischte ihn stärker, er vernahm das leise Heulen, mit dem der Wind an ihm vorbeijagte. Er hatte zudem das Gefühl, dass es in ihm brodelte und sein Kopf von einem Hitzestoß erfasst wurde.
    Er musste kämpfen! Und er würde kämpfen. Er würde sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Er brauchte den Kick, er konnte nicht mehr loslassen, aber er wusste auch, dass er selbst nichts beeinflussen konnte. Sein Schicksal lag in den Händen anderer Menschen.
    Und der Zug nahm noch mehr Fahrt auf. Die Strecke war wieder gerade geworden, doch sie hatte trotzdem ihre Tücken, denn immer wieder bekam Archie die Stöße mit, die den Wagen durchliefen. Er hatte sogar das Gefühl, angehoben zu werden, und er bekam Probleme damit, seine Haltung beizubehalten.
    Der letzte Wagen schwankte wahrscheinlich noch mehr als die anderen.
    Er rutschte auf seiner glatten Unterlage von einer Seite zur anderen.
    Noch kam er den Rändern nicht zu nahe, aber wenn sich die Schwankungen verstärkten, sah es für ihn böse aus.
    Die Kurve hatte er nicht gesehen, denn kurz zuvor geschah etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte.
    Ein Gegenzug war da!
    Beide Zügen brausten aneinander vorbei. Archie vernahm ein Geräusch, das sich wie ein Pfeifen aus der Hölle anhörte und das der Teufel höchstpersönlich produziert zu haben schien. Archies Gesicht verzerrte sich. Es fiel ihm ungeheuer schwer, normal Luft zu holen, aber der Spuk war so schnell vorbei, wie er gekommen war.
    Der Zug-Surfer atmete auf.
    Wieder eine Hürde genommen. Welche warteten noch auf ihn?
    Eine kam schon Sekunden später. Da riss es den Zug in eine Rechtskurve. Sie war nicht sehr eng, aufgrund der Geschwindigkeit jedoch wurde Archie nach links geschleudert, und da reichte es auch nicht, eine besondere Haltung angenommen zu haben. Er war einfach zu schwach, um gegen die Fliehkraft anzukommen.
    Es trieb ihn nach links!
    Und es gab keinen Gegenstand, an dem er sich festkrallen konnte. Das Wagendach war nicht besonders breit. Er konnte sich leicht ausrechnen, wann er den Rand erreicht hatte und über ihn hinweggeschleudert wurde, um danach brutal aufzuschlagen.
    Er schrie!
    Er hielt nicht nur den Mund weit offen, mit den Augen geschah das Gleiche. Er blickte schon über den Dachrand hinweg, und die verdammte Kurve nahm kein Ende.
    Der Zug raste über die Schienen hinweg. Er hatte kein Problem, im Gegensatz zu Archie Ungone. Der Mann wusste, dass er sich nicht mehr würde halten können. Zu nahe war er bereits der linken Wagenseite gekommen.
    Zusätzlich erhielt der Wagen noch einen Stoß, der ihn ins Schwanken brachte. Archie erlebte ihn wie ein kurzes Abbremsen, und das trieb ihn nach vorn und zur Seite weg.
    Da war der Dachrand!
    Archie starrte ihn bereits an, so nahe war er ihm gekommen, und aus seinem Mund löste sich ein gellender Schrei, den der Fahrtwind in die

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