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1511 - Der letzte Engel

1511 - Der letzte Engel

Titel: 1511 - Der letzte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der hintersten Tür des letzten Wagens. Er wischte seine Handflächen an den Außenseiten der Hose ab und sprang auf das Gleis, als ihm der Moment günstig erschien.
    Ich bin verrückt, sagte er sich. Ich bin einfach wahnsinnig, aber ich muss es tun. Das ist wie eine Sucht, es steckt tief in mir, und ich kann nichts dagegen tun.
    Er sprang auf einen der Puffer, legte den Kopf zurück und suchte nach einem Halt. Den fand er auch. So konnte er sich in die Höhe ziehen und schon bald die Dachkante umfassen.
    Ein Klimmzug, dann noch einer, und im nächsten Augenblick krabbelte er auf das Dach.
    Geschafft!
    So flach wie eine Flunder lag er auf der harten Unterlage. Er hörte sein Herz heftig schlagen, das Blut war ihm bereits jetzt in den Kopf gestiegen, und so bekam er auch das leise Rauschen mit. Es war ihm nicht unbekannt. So reagierte er immer, wenn er dicht vor dem besonderen Kick stand. Wie würde die Fahrt ablaufen, die für ihn so etwas wie eine Premiere war? Keine Aktion glich der anderen. Immer wieder rechnete er mit Überraschungen, die er bewältigen musste.
    Das Rauschen in seinem Kopf legte sich, und so drang die Wirklichkeit wieder in sein Bewusstsein. Er hörte das Zuschlagen der Türen, die letzten Stimmen verstummten, und es erklang der schrille Pfiff.
    Es war so weit!
    Sekunden später bekam er den Ruck mit, als sich der Zug in Bewegung setzte…
    ***
    Von nun an gab es kein Zurück mehr. Zumindest nicht, so lange der Zug noch fuhr. An einer Station würde er abspringen können, aber zunächst musste er auf dem Dach liegen bleiben, das ihm so sicher vorgekommen war, als der Zug noch im Bahnhof gestanden hatte. Nun nicht mehr.
    Die Wagen fuhren nicht glatt. Es gab keine so gute Federung wie in den Luxuszügen, darauf musste er sich einstellen. Am liebsten wäre er in das Dach hineingekrochen, was aber nicht möglich war, und deshalb machte er sich so breit wie möglich, sodass seine Gestalt ein großes X auf dem Wagen bildete.
    Der Zug gewann an Tempo. Er raste nicht, aber wer auf einem Wagendach liegt, erlebt das schon anders. Und das war auch bei Archie Ungone der Fall. Flug-oder Fahrtwind kannte er. Dabei war beides immer rasch verschwunden gewesen, weil seine Aktionen nie lange gedauert hatten.
    Hier nahm der Wind zu. Er biss in das Gesicht des Mannes. Es war ihm fast unmöglich, die Augen offen zu halten. Und so drückte er sein Kinn gegen das Dach und schloss die Augen.
    So ging es besser.
    Seine Ohren waren gefüllt mit brausenden Geräuschen. Mal hörte er auch ein Heulen. An die Hindernisse, die ihn in Form von Brücken oder Tunnels erwarteten, wollte er gar nicht denken. Da er flach liegen bleiben würde, konnte er ihnen entgehen, hoffte er.
    Unter ihm schüttelte sich der Wagen. Für Archie waren die Schienen einfach nicht gut genug verschweißt. Er hätte sich da etwas Besseres gewünscht.
    Aber er blieb weiterhin auf dem Dach liegen. Er lauschte nach, ob er sein Herz noch spürte. Ja, jeden Schlag nahm er wahr, er erlebte sogar das Echo im Kopf.
    Der Zug fuhr auf seiner Strecke weiter, die noch gerade war, und deshalb fiel ihm auch ein Stein vom Herzen. Wie er in den Kurven reagieren würde, das konnte er sich nicht ausrechnen, weil er nicht wusste, wie weit oder wie eng diese Kurven waren.
    Er machte sich auf alles gefasst, aber er wäre auch schon froh gewesen, die erste Haltestation zu erreichen, weil er bereits mit dem Gedanken spielte, abzuspringen. Das hier war doch etwas anderes als das Bungee Jumping oder eine irre Autofahrt, denn dabei hatte er es in der Hand, die Dinge zu regeln oder auch abzubrechen.
    Er schrie auf, als der Wagen plötzlich schwankte, als er in eine Linkskurve gezogen wurde. Er rutschte nach rechts weg und konnte froh sein, dass sein Körper dieses X bildete, so verlor er zumindest nicht den Halt auf dem Dach.
    Scharf stieß er die Luft aus, als der Zuge wieder geradeaus fuhr.
    Schweiß bedeckte sein Gesicht, der allerdings jetzt durch den Fahrtwind getrocknet wurde. Erleichterung durchströmte ihn.
    Es ging weiter, und Archie dachte daran, seinen Kopf anzuheben. Er wollte wissen, wo er sich befand, schielte nach rechts, auch nach links, und so erkannte er, dass sie durch einen Vorort rollten, bei dem die Häuser recht dicht bis an den Bahndamm herangebaut worden waren.
    Archie ging davon aus, dass die erste Station bald erreicht sein würde, und er hatte sich nicht geirrt. Sekunden später wurde der Zug merklich langsamer, sodass er zum ersten Mal seit dem Start

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