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1511 - Der letzte Engel

1511 - Der letzte Engel

Titel: 1511 - Der letzte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ein einigermaßen hoher Stein, der aussah, als würde er für mich ein perfekter Sitzplatz sein, und so nahm ich darauf Patz.
    Einen Zeitpunkt für seine Rückkehr hatte er mir nicht genannt. Ich ging jedoch davon aus, dass es nicht lange dauern würde.
    Dieser Engel war mir vorgekommen, als würde er unter Zeitdruck stehen. Ich war gespannt darauf, mit welch einer Botschaft er zurückkehren würde. Er hatte etwas vor, das ihn in ein gutes Licht setzte, und er wollte mich als Zeugen dafür haben.
    Ich schüttelte mal wieder den Kopf, denn so etwas war mir in meiner gesamten Laufbahn noch nicht passiert. Da hatte ich jede Menge verrückter Dinge erlebt, doch das hier zu begreifen war auch jetzt noch schwer für mich.
    So wartete ich.
    Ruhig war es hier nicht. Immer wieder hörte ich das Geräusch der fahrenden Züge hinter der Mauer. Wahrscheinlich würde die Ruhe erst tief in der Nacht einkehren.
    Ich streckte die Beine leicht vor und machte es mir so bequem wie möglich. Eine ferne Stimme aus der Gartenumgebung fiel mir auf. Da rief eine Frau nach ihrem Mann, der auch kurz antwortete, danach war es wieder ruhig. Wenn kein Zug fuhr, hörte ich das Singen und Zwitschern der Vögel, die sich hier in der Umgebung sehr wohl zu fühlen schienen.
    Aber menschliche Stimmen erreichten meine Ohren nicht mehr.
    Dann suchte ich den Himmel ab. Wenn dieser Engel zu mir zurückkehren würde, dann von oben. Schließlich war er auch gestartet und hatte abgehoben.
    Sein Ziel hätte ich gern gewusst. Er wollte einem Menschen das Leben retten. Also eine gute Tat tun, und mich benötigte er als seinen Zeugen, wobei ich nichts zu tun brauchte. Ich musste nur hier warten.
    Er kehrte zurück. Schneller, als ich gedacht hatte. Und er glitt auch nicht aus der Höhe auf mich zu, er überflog kurzerhand die Mauer und war wieder da.
    Meine Augen weiteten sich. Ich sah, dass der letzte Engel sein Versprechen in die Tat umgesetzt hatte. Er war nicht allein. Ein farbiger junger Mann, der einen Jogginganzug trug, hing in seinem Griff und wurde mit einer schon sanften Bewegung abgestellt.
    Ich hörte noch, dass der Engel etwas zu ihm sagte, was ich nicht verstand, dann breitete er die Flügel aus, stieg in die Höhe und befahl mir, hier an dieser Stelle auf ihn zu warten.
    Ob der dunkelhäutige Mann die Worte verstanden hatte, wusste ich nicht. Es spielte für mich in diesem Augenblick auch keine Rolle. Für mich zählte nur, wer dieser Mensch war, der schwankend vor mir stand, mal zu Boden schaute, dann wieder in die Höhe oder zu den Seiten hin und dabei permanent die Schultern anhob.
    Er machte mir den Eindruck, dass er nichts begriffen hatte, was kein Wunder war.
    »Hi«, sagte ich.
    Er schaute hoch, sah mich, sprang zurück und streckte mir seinen rechten Arm entgegen.
    »Bist du es?«, rief er.
    »Wer sollte ich denn sein?«
    »Derjenige, der mich gerettet hat.«
    »Nein, das war ein anderer.«
    Er sagte nichts mehr und schaute mich mit Unverständnis in den Augen an.
    »Mein Gott!« Er sah sich um und drehte sich dabei. Und er sprach mit sich selbst. »Das ist ja verrückt, was mit mir passiert ist. Das - das glaube ich nicht.«
    »Was glauben Sie nicht?«
    Er rollte mit seinen dunklen Augen, sodass ich das Weiße darin sah.
    »Dass ich noch lebe.«
    »Gut. Warum sollten Sie das nicht?«
    Er räusperte sich und schluckte. »Weil - weil - es eigentlich unmöglich ist.«
    »Wieso?«
    »Ich - ich - bin vom Dach gefallen und…«
    »Von einem Hausdach?«
    »Nein, vom Dach eines fahrenden Zuges.« Er deutete auf die Mauer, weil dahinter die Gleise lagen.
    »Und wie sind Sie auf das Dach gekommen?«
    »Geklettert.«
    »Warum?«
    Er winkte ab. »Ach, ich wollte den Kick erleben. Ich bin so ein Typ. Aber ab jetzt nicht mehr, glaube ich. Nein, ich werde meinen Schwur halten, ich habe mich geändert.«
    »Das ist löblich. Aber wollen Sie mir nicht von Beginn an erzählen, wie es dazu kommen konnte?«
    »Warum?«
    »Es interessiert mich eben…«
    »Kennen Sie meinen Retter?«
    »Möglich.«
    »Wer ist er? Sie sind es nicht. Ich will ehrlich sein. Ich habe ihn so gut wie nicht sehen können. Das ging alles viel zu schnell. Ich muss erst darüber nachdenken.«
    Ich nickte. »Und deshalb wird es besser sein, wenn Sie reden. Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Archie Ungone.«
    »Ich bin John«, sagte ich und hoffte, dass eine vertraute Anrede ihn dazu bringen würde, offen mit mir zu reden.
    »Ist schon okay. Ja, das ist okay, wirklich. Ich vertraue dir,

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