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1511 - Der letzte Engel

1511 - Der letzte Engel

Titel: 1511 - Der letzte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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harmlos einstufen muss. Der keinen Verdacht erregt.«
    So ganz konnten mir die Antworten nicht gefallen. Ich hatte den Eindruck, dass X-Ray eine Blockade erlebte. Ob sie nur gespielt war oder nicht - ich konnte es nicht sagen.
    »Schaffst du es nicht?«
    Er hob die Schultern an.
    Es war für mich nicht gespielt. Dieses Wesen machte sich starke Gedanken. Ein wenig Mitleid konnte man mit ihm schon bekommen, dann allerdings dachte ich daran, dass er durch eigene Schuld in diese Lage geraten war. Und das durch bestimmte Umstände oder Taten, über die ich gern mehr gewusst hätte.
    Ich wollte ihm helfen und fragte: »Wie bist du denn auf diesen Archie gekommen?«
    »Es war eine Eingebung.«
    »Und wie hast du sie erlebt?«
    »Ich sah ein Bild vor mir. Ich sah ihn, ich sah die Umgebung. Ich spürte, dass er etwas vorhatte. Seine Gedanken haben mich getroffen. Er selbst konnte nichts dafür. Es war sein Inneres, das die Signale ausgesendet hat. Deshalb wusste ich genau, wo ich ihn finden konnte. Du hast hier gewartet, was auch gut war, denn zu zweit hätten wir es kaum geschafft.«
    »Okay und jetzt?«
    X-Ray blickte mich aus seinen seltsamen Augen an. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Spürst du nichts?«
    »Doch!«
    »Das ist schon ein Hoffnungsschimmer.«
    »Etwas Böses ist unterwegs«, flüsterte der letzte Engel. »Ich kann es nur nicht konkretisieren. Ich weiß nicht, wo es herkommt und was es genau ist.«
    »Passt es nicht in deine Welt hinein?«
    Nach dieser Frage verfiel er in einen nachdenklichen Zustand. »Selbst das kann ich dir nicht genau sagen. Es könnte passen, aber es muss nicht so sein.«
    Es war eine vertrackte Lage. Ich wusste auch nicht, wie ich ihm helfen konnte. Es war vielleicht am besten, wenn ich ihn zunächst in Ruhe nachdenken ließ.
    Ich konnte seine Situation gut nachvollziehen. Er war unterwegs, um sein Heil zu finden. Er wollte Gutes tun, um wieder in den Reihen der Engel aufgenommen zu werden. Er hatte einen stofflichen Körper, aber auch Flügel, und damit blieb er für mich ein Phänomen.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung stand er auf. Er ging den kurzen Weg bis zum Laubenfenster, und für mich sah es aus, als würde er dabei den Boden berühren.
    Vor dem Fenster hielt er an und schaute nach draußen. Ob er durch die verschmutzte Scheibe etwas erkennen konnte, war durchaus fraglich, aber er blickte in den uns umgebenden Garten, wobei er die Augen weit geöffnet hatte, die Lippen aber fest zusammengepresst waren. Ich konnte mir auch vorstellen, wie es in seinem Kopf arbeitete.
    Er zuckte mit den nackten Schultern.
    Ein Er oder eine Sie?
    Ein Zwitter vielleicht. Ein männliches Wesen im Körper einer Frau.
    Eigentlich unwahrscheinlich, doch nicht bei den Wesen, die bei uns Engel hießen.
    »Er ist da!«, sagte er plötzlich.
    »Wer?«
    »Ich weiß es!«
    Das brachte mich nicht weiter. »Wer ist er? An wen denkst du da? Sag es!«
    »Er ist fast wie ich und trotzdem das Gegenteil. Verstehst du, John Sinclair?«
    »Nein.«
    »Wir sind beide verflucht gewesen. Man hat uns beide ausgestoßen, aber er hat seinen Hass nicht nur konserviert, er hat dafür gesorgt, dass er sich noch steigert. Und das ist für uns sehr wichtig. Er hat den Hass gesteigert!«
    »Gegen die Menschen?«
    »Richtig. Er braucht ein Ventil, um ihn loszuwerden, und das kann er nur hier auf der Erde. Ich habe die Kurve gekriegt, ich will bereuen, aber er ist anders. Er will sich profilieren. Er will bei den gefallenen Engeln aufgenommen werden. Er will dort bleiben, weil er sie liebt. Er ist verdammt gefährlich.«
    »Und was hat er gegen die Menschen?«
    »Er hasst sie. Er hasst all die, die nicht auf seiner Seite stehen. Davon kannst du ausgehen.«
    »Das sind aber verdammt viele.«
    »Ja, aber er wird nicht die ganze Menschheit ausrotten können, obwohl ihm das Spaß machen würde, bis auf wenige Ausnahmen, die sich auf seine Seite schlagen würden.«
    »Dann weißt du viel.«
    »Stimmt.«
    »Und dir ist noch immer nicht sein Name eingefallen?« Das konnte ich nicht glauben, und deshalb wollte ich endlich wissen, wer er war, und fragte danach.
    Die Antwort bekam ich. Nur nicht sofort, denn X-Ray drehte sich zunächst um.
    Ich sah in seinen Augen das Schimmern und dann den bösen Zug in seinen Mundwinkeln. Als er antwortete, sprach er mit leiser Stimme, die ich trotzdem verstand.
    »Es ist Blake, der Menschenhasser!«
    X-Ray hatte den Namen ausgesprochen, und ich hatte den Hass in seiner Stimme nicht überhört.

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