Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1512 - Der heimliche Rebell

Titel: 1512 - Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
weißen Bart. Ein Windstoß hob ihn fast von Deck. Aber er konnte sich gerade noch festklammern; sonst hätte er unfreiwillig ein Bad im Ozean genommen. „He, Meanda!"
    „Was ist denn?" Sie winkte von Bord des Speedkahns, mit dem sie ihre Rundreise zu den schwimmenden Fabriken machten. „Ich versteh’ dich nicht! Der Wind!"
    Meandas Ohren ließen nach, eindeutig. Doch das hätte er nie zu sagen gewagt. Niemand wollte sich Meandas Zorn zuziehen. Und er schon gar nicht.
    Buba ging in die Knie hin und ließ sich auf dem Hosenboden über die schmierige Oberfläche der Rampe hinuntergleiten. Kurz vor der Reling stoppte er geschickt.
    Der alte Mann sprang hinüber auf den Speedkahn. Das Boot war fünf Meter lang und drei Meter breit. Am Heck saß das Gravotriebwerk, das es bei Höchstgeschwindigkeit aus dem Wasser hob und auf tausend Kilometer pro Stunde brachte. Der Bug bot vier Passagieren Platz. „Also, Buba: Was hast du gesagt?"
    Er sprang ins Cockpit und ließ sich auf die Sitzbank fallen. „Jetzt halte dich fest, du altes Fischweib! Jilling ist schwanger! Im vierten Monat. Benns hat’s mir gerade erzählt."
    Meanda schloß zunächst baff den Mund.
    Das war selten, überlegte Buba Raspar. Er sollte es öfters mit tollen Neuigkeiten probieren. „Buba! Schwindelst du mich auch nicht an?" Die alte, stämmige Frau sprang auf und starrte hinauf zum Steuerturm, in dem Jilling in diesem Augenblick Dienst tat. „Das ist ... das ist ... die schönste Neuigkeit seit Wochen, Buba. Schwanger ... - Jilling!" schrie sie. „Hörst du mich?"
    Keine Antwort.
    Aber oben im Turm öffnete sich ein Fenster. Benns’ junge Gefährtin streckte den Kopf heraus und winkte freudestrahlend. Ein glücklicher Tag, dachte Buba Raspar, Später in Orphan-City würden sie die Nachricht ausgiebig begießen. „Glückwunsch, Jilling!" schrie er aus Leibeskräften hinauf.
    Eine Antwort erhielt auch er nicht, aber gegen den Lärm der schwimmenden Fischfabrik sah er ihren Mund, der sich stumm öffnete und Worte formte. Dabei flatterten ihre roten Haare im Passat des Ozeans. „Hat keinen Sinn mehr, Buba", entschied Meanda resolut. „Bringen wir den Rest der Tour hinter uns."
    „Ganz wie du willst, mein Schätzchen."
    Die alte Frau stemmte die Fäuste in die Hüften. „Fängst du jetzt auf deine alten Tage an, Süßholz zu raspeln?
    Buba, du erstaunst mich."
    Er grinste und setzte sich. Gleichzeitig übernahm Meanda das Steuer. Sie warf den Gravo an und ließ den Speedkahn vorwärtsschießen. Buba winkte noch ein paarmal, dann waren keine Einzelheiten mehr zu erkennen.
    Meanda nahm Kurs auf die nächste Fabrik.
    Davon nämlich lebte die junge Kolonie Orphan: Die schwimmenden Fangmaschinen kreuzten Tag und Nacht durch das Meer. Sie fingen Fische und verarbeiteten sie an Bord in konservierte Delikatessen.
    In Orphan-City wurden die Erträge zwischengelagert, verpackt und mit Raketen in den Orbit geschossen.
    Zweimal im Monat erschien zum Sammeln ein Frachtschiff aus dem Kreit-System. Die Vielfraße von Ertrus bezahlten jeden Preis für Fisch von Orphan.
    Als Leiterin ihrer jungen Kolonie fungierte Meanda Freener.
    Sie vertrat Orphan nach außen und innen; mit Autorität und genau dem richtigen, derben Ton. Sie stank nach Fisch, genau wie alle anderen, und kam sich wenigstens nicht wie etwas Besseres vor.
    Auf so etwas konnten sie hier verzichten, dachte Buba. Er hatte Terra nicht verlassen, um denselben Filz vorzufinden wie überall. „Buba! Aufgewacht! Keine Zeit für Schlafmützen, klar? Sonst nehme ich nächstesmal jemanden mit, der sich weniger senil anstellt!"
    Er zuckte zusammen. Wer hatte hier wohl wen mitgenommen? Das war seine Tour.
    Aus dem diesigen Horizont schälte sich ein weiterer Umriß. Die vierte Fabrik für heute. In der Luft lag ein dünner, sirrender Ton, der aus den Tiefen des Ozeans die Fische locken sollte.
    Und jetzt erst begriff er richtig, was Meanda eben behauptet hatte. „Senil?" brauste er auf. „Ich?
    Nimm das zurück, sonst werfe ich dich ins Wasser!"
    „Du, Buba? Ha!" Meanda richtete sich zu voller Größe auf und drohte mit der Faust. „Wer dauernd einpennt, ist eben senil, oder?"
    Die Frau brach in meckerndes Gelächter aus. Aus ihrem Vorrat stopfte sie sich etwas Fischfilet in den Mund und wischte sich die Hände an ihrer schmierigen Kutte ab.
    Ein Jammer, dachte er, daß sich die alte Schachtel nicht verschluckte. Aber Buba beschloß, ihr nicht böse zu sein - zum ungefähr hundertzehnten Mal heute.
    Dort

Weitere Kostenlose Bücher