1521 - Der nächste bist du, Sinclair!
bewaffnet?«
»Ich denke schon.«
»Dann haben Sie das Schwert gesehen?«
Er hob die Schultern.
»Trug sie sonst noch eine Waffe? Zum Beispiel einen Bogen und auf dem Rücken einen Köcher mit Pfeilen?«
»Das kann ich Ihnen alles nicht sagen. Ich habe sie nur für einen Moment gesehen. Sie - sie - ging ah mir vorbei, und dann sah ich sie nicht mehr.«
»Aber Sie haben nicht gesehen, dass sie hier auf das Zelt des Schmieds zuging?«
»Nein, wohl eher nicht.«
»Danke.« Für mich war die Aussage erledigt, aber ich wollte mich nicht mit der einen zufrieden geben, sondern brauchte weitere und sprach die Besucher darauf an.
Ich hatte Pech. Niemand sonst wollte die Person gesehen haben. Sie war keinem aufgefallen, und so mussten wir erst mal passen. Auch bei ihrem Verschwinden hatte man sie nicht gesehen, und so standen wir ziemlich dumm da.
Es blieb uns nichts anderes übrig, als zu passen und die Kollegen zu alarmieren. Dick Duckstone würde sich bedanken, wenn er mit einem zweiten Mord mit einem Schwert konfrontiert wurde, aber uns blieb keine andere Wahl. Seine Nummer holte ich mir über die Zentrale der Metropolitan Police, und als ich dann mit ihm sprach und ihm die Lage haarklein darstellte, da hörte ich sein tiefes Stöhnen.
»Wieder durch einen Schwerthieb getötet?«
»Ja. Aber diesmal wurde nicht mein Name erwähnt.«
»Können Sie sich trotzdem ein Motiv vorstellen?«
»Nur schwerlich. Vielleicht ist der Mann umgebracht worden, weil er mit mir sprach.«
»Verrückt.«
»Ja. Aber was ist hier noch normal?« Ich schüttelte den Kopf, obwohl der Kollege es nicht sah.
»Haben Sie einen Hinweis?«
»So gut wie keinen.«
»Okay, ich komme dann mit meiner Mannschaft. Wie sieht es mit Zeugen aus?«
»Angeblich gibt es keine, oder so gut wie keine. Aber ich weiß, dass die Frau gesehen worden ist. Kurz vor dem Mord.«
»Gut, bis später dann.«
Ich steckte mein Handy wieder weg. Von der guten Stimmung war nichts mehr zu merken. Es hatte sich auch blitzschnell auf dem Markt herumgesprochen, was passiert war. Es lag zwar keine Glocke des Schweigens über dem Gelände, aber jeder, der sich hier bewegte, schien wie auf rohen Eiern zu laufen und schaute sich irgendwie vorsichtig um, ob sich nicht doch die Mörderin in seiner Nähe aufhielt.
Das war nicht der Fall. Wir hörten und sahen nichts, was auf sie hingedeutet hätte.
Glenda hatte sich von mir entfernt. Ich sah, dass sie bei einigen Besuchern stand und mit ihnen redete.
Zu mir kamen die beiden Leute vom Sicherheitsdienst. Schweiß glitzerte auf ihren blassen Gesichtern.
Die Frau mit dem Namen Barbara wich mit ihren Blicken dem Toten aus.
»Bitte, ich verstehe es nicht. Wie kann nur jemand so etwas tun? Und vor so vielen Augen, die…«
»John, hast du einen Moment Zeit?«
Glenda hatte mich gerufen, und ich winkte ihr zu. Ich wollte in der Nähe des Toten bleiben und bat sie deshalb zu mir. Sie kam auch, aber sie brachte eine junge Frau mit, die nicht zu den Schaustellern gehörte und den Blick gesenkt hielt.
Ich stellte mich so vor sie, dass ich ihr die Sicht auf die Leiche nahm.
»Das ist Eve Stone«, erklärte Glenda. »Ich glaube, dass sie eine wichtige Zeugin ist.«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Bitte, Eve, Sie müssen es meinem Kollegen sagen.«
»Ja, ist gut.« Sie hob den Kopf an. Eve hatte ein schmales Gesicht und dunkle Haare. Die Haut war blass, und das dunkelrote lange Kleid eine Nummer zu groß.
»Was haben Sie denn gesehen?«
»Licht!«
»Bitte?«
Eve nickte heftig. »So ein seltsames und spiegelndes Licht.«
»Vor oder nach der Tat?«
»Danach, glaube ich.«
»Und was sahen Sie da genau?«
Sie sprach mit leiser Stimme weiter. »Es war kein normales Licht, Sir. Es war auch nur an einer Stelle zu sehen, und ich dachte zunächst, dass dort jemand mehrere Spiegelscherben in die Luft geworfen hätte. Ja, so sah es aus. Ein - ein - spiegelndes Licht.«
»War es groß?«
»Schon, ich kann seine Maße nicht beschreiben. Das glitzerte und zirkulierte…«
»Es bewegte sich also!«
»Genau, Sir, aber es bewegte sich nicht fort. Es blieb auf der Stelle stehen. Es zuckte, es leuchtete, und dann sah ich diese Frau.«
»Es war Leonore, John.«
»Bitte, reden Sie weiter.«
Eve musste sich erst sammeln. Mit leiser Stimme sagte sie: »Was dann geschah, war so seltsam und ungewöhnlich. Ich kann es nicht erklären, aber ich habe es deutlich gesehen. Die Frau ging in das helle und glitzernde Licht hinein. Ja, sie lief
Weitere Kostenlose Bücher