1522 - Metalyse
hatte, entpuppte sich nun als ein heftiger Wirbel aus allen möglichen Farben. Und gleichzeitig vernahm er die Botschaft der Mondsyntronik. „Kontakt hergestellt, Myles. Du hast das Energieniveau gewechselt. Aus deiner Impulskette kommt eine Reihe von Zusatzimpulsen in der Hardware an. Es sind Steuerimpulse. Kannst du ihren Ausgangspunkt bestimmen?"
Myles brauchte nicht zu überlegen. „Sie kommen aus mir selbst", dachte er eindringlich. „Versuche, sie aufzuzeichnen und festzuhalten. Vielleicht zeigen sie mir den Weg zu mir selbst. Wo sind Enza und Notkus?"
„Notkus muß sich irgendwo in deiner Nähe auf einer Eins-Plus-Phase befinden. Enza konnte ich bisher nicht lokalisieren. Sie muß noch auf der Null-Phase sein!"
„Ich sehe nach!"
Danach war es eine ganze Weile still in der Kommunikation, die über den Metalysator lief. Die hyperenergetischen Impulse der Bewußtseine mußten in ihm in Gedankenimpulse und danach in verständliche Worte umgesetzt werden, damit Rhodan und die Techniker mithören konnten. NATHAN selbst brauchte die akustische Umsetzung nicht.
Myles zog sich ein Stück von der Schnittstelle zurück und ließ sich über eine leuchtende Regenbogenfläche treiben. Eine Wand tauchte vor ihm auf, die er nur im Gegensatz zu der hellen Umgebung wahrnahm. Sie war völlig schwarz und trennte zwei Pulks aus hellen und dunklen Lichtpunkten voneinander. Er identifizierte sie mit dem, was NATHAN eine Null-Phase genannt hatte. Er versuchte, das Energieniveau diesmal gezielt zu wechseln, und es klappte. Auf der Null-Phase bewegte er sich weiter. Er wanderte neben einem dieser Pulks aus Lichtpunkten her, die sich in Ketten und ziemlich schnell vorwärtsbewegten. In weiter Ferne fächerten sie nach allen Richtungen auf und verschwanden aus seinem Wahrnehmungsbereich.
Der Mikrokosmos schien unendlich groß und war doch durch das Inertfeld auf einen reellen Normalraum-Wert begrenzt.
Ein Universum in einem Raum von ein paar Kubikmetern.
Ein elektrischer Schlag traf ihn und ließ ihn fast bewußtlos werden. „Was ist los?" schrien seine Gedanken. „Ich baue ein zusätzliches Feld auf", empfing er die Mitteilung NATHANS. „Ich muß euch im Datenbus halten, solange Enza nicht gefunden ist."
„Wir haben keine Zeit!"
„Es sind seit eurem ›Aufbruch‹ erst achtundvierzig Sekunden vergangen!"
Myles zuckte zusammen. Er unterdrückte einen Ausruf des Staunens. Schnell setzte er all das, was er seit der Loslösung des Bewußtseins aus dem Körper erlebt hatte, in Relation zu der geringen Zeitspanne.
Myles vernahm einen Schrei, der über den Metalysator kam. Gleichzeitig meldete NATHAN die Identifizierung von Enzas Gedankenimpulsen.
Der junge Kantor bewegte sich vorwärts und hielt nach einer Unregelmäßigkeit auf der Null-Phase Ausschau. „Enza muß sich ganz in deiner Nähe befinden", teilte die Mondsyntronik mit. „Ich stelle eine Störung am Durchlauf zu einer Cantaro-Adresse fest!"
„Gib mir den Kode!"
NATHAN lieferte den Bit-Kode zu Daarshol, und Myles machte sich auf die Suche. Mit einer kaum nachvollziehbaren Geschwindigkeit nahm er die Strukturen der Umgebung in sich auf und suchte nach der Störung.
Er entdeckte den Energiewirbel, als er ihn passiert und bereits weit hinter sich gelassen hatte. Mit Willenskraft kehrte er seine Bewegungsenergie um und steuerte das Gebilde an. In dem Wirbel aus unterschiedlich bunten Leuchterscheinungen hing ein Fremdkörper. Er identifizierte ihn anhand der Struktur des energetischen Feldes, das ihn umgab.
Kein Zweifel, es handelte sich um Enza. Sie hatte sich von einem Wirbel einfangen lassen und konnte sich nicht befreien, weil sie sich auf der Null-Phase befand. „Ich hole dich!" dachte Myles. „Hab Geduld!"
Er eilte an mehreren Datensträngen entlang und kehrte auf die Eins-Phase des binären Energiezustands zurück.
Er klinkte sich in eine der Datenketten ein und verließ sie, als er sich dem Energiewirbel weit genug genähert hatte.
Ein Rauschen klang in seinem Bewußtsein auf, er empfing ein paar Gedanken.
Es war Enza. Sie befand sich in Panik, denn sie hatte erkannt, daß der Wirbel das Schutzfeld um ihr Bewußtsein beeinträchtigte. „Halte aus!" riefen seine Gedanken. Sie kehrten durch den Symmunikator in das Jenseits zurück, in den Bereich des Normalraums. Sie wurden vom Metalysator aufgefangen, in Enzas Haube übergeleitet und von dort in den Mikrokosmos zurückgeschickt. Der Vorgang nahm winzigste Bruchteile einer Sekunde in Anspruch.
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