1522 - Metalyse
Sinnesvermögen klärte sich, und sie erkannte das tobende Energiegewitter, das vor ihr aufwuchs. Von ihm stammte die Kraft, die auf sie einwirkte.
Sie versuchte NATHAN zu erreichen, aber NATHAN hatte noch immer keine Verbindung zu ihr geschaffen.
Es war zu früh.
Ihr Bewußtsein erreichte das Energiegewitter und wurde wie von einem Magneten angesogen.
Innerhalb eines winzigen Augenblicks verschwand ihr kleines Schutzfeld im Innern der hyperenergetischen Ballung, und ein bösartiges Zupfen und Zerren setzte ein. Sie schrie auf, denn sie bildete sich ein, daß es weh tat.
Erst nach einer Weile, in der sie sich erfolglos gegen die ruckartigen Bewegungen gewehrt hatte, mit der sie gleichzeitig nach allen Richtungen gerissen werden sollte, stellte sie fest, daß es kein Schmerz war, sondern lediglich die neue Erfahrung energetischer Veränderungen.
Und sie begriff und schrie laut auf.
Die Ballung aus Mikrostrukturfeldern in dem Kosmos des Syntrons verhielt sich aggressiv. Sie nagte an dem vom Former um ihr Bewußtsein gebildeten 5-D-Feld. Sie begann es zu zersetzen, und es konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis sie es aufgelöst hatte.
Enza geriet in Panik. Ihr Bewußtsein befand sich in Gefahr. Es konnte unwiderruflich vernichtet werden, wenn sie nicht aufpaßte. Verzweifelt suchte sie nach einer Möglichkeit, aus der wirbelnden Ballung zu entfliehen. Die Kräfte hielten sie unwiderruflich fest und ketteten sie an die farbenschillernden Wogen an.
Wieder stieg Schwindel in ihr auf. Sie kämpfte um ihr Gleichgewicht. „Ich wollte dich nicht kränken, Notkus!" schrie sie. Mit aller Macht brach die Erinnerung über sie herein.
Er kam abends mit dem letzten Licht des Sonnenuntergangs. Er sah ausgeschlafen aus, obwohl sie die ganze Nacht nicht aus dem warmen Moos der Insel herausgekommen und bis zum Mittag geschwommen waren. Sie Umarmten sich, und sie genoß seine Berührung wie jedesmal. Und wie jedesmal fieberte sie den ganzen Tag dem Zeitpunkt entgegen, an dem sie wieder vereint waren.
Und dennoch ...
Notkus nahm den linken Arm vor, den er bisher auf dem Rücken gehalten hatte. Er sah sie aus feuchten Augen an und hielt ihr den Strauß roter Rosen unter die Nase. Sie verströmten einen Duft, bei dem Enza ganz weiche Knie bekam. Sie öffnete den Mund und riß die Augen auf. „Das ist kein Strauß, das ist ein richtiger Busch!" rief sie begeistert. „Notkus, lieber Notkus!"
„Enza, meine geliebte Enza", begann er, und sie merkte, daß er seine Schüchternheit in manchen Dingen wohl nie verlieren würde. „Ja?" hauchte sie. „Enza, möchtest du meine Frau Werden?"
Ihr fiel die Kinnlade herunter. Zu diesem Zeitpunkt war sie einfach nicht - reif genug gewesen, um richtig zu reagieren. Der Heiratsantrag ihres Geliebten brachte sie durcheinander. Sie fühlte sich überrumpelt und verlor die Fassung. Und sie reagierte, wie sie es immer in einem solchen Fall tat. „Du bist ein Narr, Notkus!" hielt sie ihm vor. „Wie kommst du nur darauf, mir jetzt einen Heiratsantrag zu machen!"
„Aber ..." brachte er nur hervor. Sie wich vor ihm zurück. „Bringst du nur diesen einen Satz heraus?" fragte sie etwas leiser. „Damit du es weißt, ich habe nicht vor, dich zu heiraten!"
Sie erschrak vor dem Anblick, den er bot. Das Wasser schoß ihm in die Augen, seine Mundwinkel begannen zu zucken. Er bebte am ganzen Körper, und die Rosen rutschten aus seiner Hand und fielen ihr auf die Füße. „Enza!" Seine Lippen formten lautlos dieses eine Wort. Es klang wie ein Schrei in höchster Not. „Gute Nacht, Notkus!" Hastig schloß sie die Tür vor seiner Nase. Die Rosen blieben draußen liegen, und sie lagen auch am nächsten Morgen noch dort, als ihr Vater als erster aus dem Haus ging. Er trat unabsichtlich darauf, und die paar Blüten, die unversehrt blieben, standen eine Weile im Wohnzimmer in einer Vase.
Von diesem Tag an ging Notkus ihr absichtlich aus dem Weg, und das schmerzte sie mehr als alles andere.
Hätte er ihr Vorhaltungen gemacht, sie hätte es ertragen und es auf die leichte Schulter genommen.
So aber wußte sie nach zwei Wochen schon, daß sie zum ersten Mal in ihrem Leben einem Menschen, den sie liebte, sehr weh getan hatte. Sie sprach mit ihren Eltern darüber, und die öffneten ihr die Augen.
Einen Monat später sah sie Notkus auf dem Campus von Terrania. Er lachte und scherzte mit einer Komilitonin, einer hübschen dazu. Er bemerkte Enza nicht, und wenn er es getan hätte, hätte er es sie
Weitere Kostenlose Bücher