1522 - Metalyse
das verspreche ich dir", dachte Notkus. Er war wütend und zeigte dieses Gefühl. Ob NATHAN nur seine Gedanken empfangen konnte oder auch seine Stimmungen, vermochte er allerdings nicht zu sagen. Enza aber kannte ihn. „Komm, Notkus. Wir suchen weiter!"
Er lachte lautlos. Sie sagte es, obwohl sie die Suche während des Gesprächs nicht aufgegeben hatten. Emsig wie die Bienen eilten sie an den verschiedenen Dateien und ihren Adressen vorbei und wurden ein um das andere Mal enttäuscht. ELLERT und BASIS tauchten mehrmals auf, aber nie in dem erhofften Zusammenhang.
Noch zwanzig Minuten bis zur Rückkehr, und sie hatten in den wenigen Minuten mindestens zweihundert Dateien durchgeprüft und wandten sich einem der wenigen Bereiche zu, die sie noch nicht bewältigt hatten.
Notkus wurde immer nachdenklicher, je weiter er forschte. „Myles?" fragte er nach einer Zeit, die er nicht mehr empfand. „Myles, hörst du mich?"
Der junge Kantor gab keine Antwort, und NATHAN mußte sich einschalten und versichern, daß sein Sohn noch existierte.
Notkus ließ nicht locker. „Enza, es hat keinen Sinn. Komm, wir müssen Myles suchen!"
Er benötigte eine Weile, sie zu überzeugen. Den eigentlichen Ausschlag gab schließlich die Mondsyntronik, weil sie mitteilte, daß Myles die Suche offenbar endgültig eingestellt hatte.
Notkus bekam Angst um seinen Sohn. Er ließ die Daten und die Steuerfelder hinter sich zurück und eilte davon.
Er achtete nicht darauf, ob Enza ihm folgte oder nicht. Er hatte nur noch Gedanken für Myles.
Bis an das andere Ende des Speicherbereichs mußte er eilen, bis er ihn fand. Das Energiefeld mit Myles’ Bewußtsein hing reglos mitten zwischen den Dateien. Es leuchtete in unregelmäßigen Abständen auf, und NATHAN meldete, daß der junge Kantor noch immer Signale ausstrahlte, die als Bit-Strukturen durch den Speicher wanderten und sich den Weg zum Symmunikator suchten.
Notkus kam in unmittelbarer Nähe seines Sohnes zur Ruhe. Enza tauchte auf der gegenüberliegenden Seite auf. „Myles!" sprachen sie ihn gemeinsam an. „Myles, was ist mit dir?"
Das Bewußtsein des jungen Kantor rührte sich nicht. Sein Energiefeld blinkte noch immer wie ein Warnlicht. „NATHAN, was müssen wir tun?" fragte Notkus hastig. „Es besteht keine Gefahr für Myles. Es findet keine Überladung mit Hyperenergie statt. Am besten laßt ihr ihn in Ruhe. Oder ihr versucht, ihn in Richtung des Symmunikators in Bewegung zu setzen!"
Enza widersprach. Sie wollte noch immer nicht aufgeben. Sie spürte etwas und vermochte nicht, es in Worte zu fassen. Alle ihre Sinne richtete sie auf Myles, und Notkus tat es ihr gleich.
Für NATHAN als objektiven Beobachter mußte es ein Bild voller Rätsel sein, das sich ihm bot.
Die drei Energiefelder hingen in unmittelbarer Nähe zueinander und rührten sich nicht mehr, so als seien die Bewußtseine in ihnen abgestorben. NATHAN führte Messungen in dem Speicher durch und gab Meldungen an die drei weiter.
Es erfolgte keine Antwort. Notkus nahm die künstliche Gedankenstimme des Syntrons wahr, aber er beachtete Sie nicht. Das Blinken zog ihn magisch an, und er zuckte mit seinem ganzen Bewußtsein zusammen. „Enza!" schrie er plötzlich. „Siehst du es?"
Da hing das Feld mit dem träumenden Bewußtsein und blinkte vor sich hin. Es lenkte jeden Beobachter ab.
Das Blinken markierte etwas. 10001011001100100110010001011010-0101010100: ELLERT. 10000101000001101001110010011010-011: BASIS.
Myles hatte die benachbarten Dateien gefunden.
Notkus stieß einen gedanklichen Jubelruf aus. „Myles, du Goldjunge!"
Aber Myles Kantor träumte weiter. Die Eltern wußten, daß er mit seinen Gedanken weit, weit weg war.
*
Die beiden Synergistiker stürzten sich in Arbeit. Sie begannen die Lichtpunkte als optische Darstellung von Binärziffern zu übertragen und die daraus entstehenden Buchstaben in Silben und Worte zusammenzusetzen.
Enza hielt plötzlich inne und entfernte sich von ihrem Partner. „Mach du bei Ellert weiter, ich übersetze die BASIS-Datei. So kommen wir schneller voran.
NATHAN kann unsere Mitteilung schließlich getrennt speichern und nachträglich in die richtige Reihenfolge bringen."
„Ich bin nicht einverstanden", meldete sich die Mondsyntronik. „Es bleibt keine Zeit mehr für eine Übersetzung. Die Zeit läuft ab. Bitte lest mit euren Gedanken einfach die Binärmuster ab, und ich zeichne sie auf!"
Sie begriffen, daß es wesentlich leichter war, denn die beiden
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