1522 - Teuflische Gespielinnen
zählen.« Er ließ sich nicht davon abbringen, trank, stellte die Flasche wieder auf den Tisch und sah, dass Anne ihn regelrecht anstarrte.
Jedoch mit einem Blick, der eigentlich nichts mit ihm zu tun hatte, denn sie schien an etwas anderes zu denken. »Was hast du denn?«
Sie zuckte leicht zusammen und sagte leise: »Ich muss gerade an diesen Inspektor denken. Ist schon auffällig, wie lange der sich oben in Almas Wohnung aufhält.«
»Vielleicht durchsucht er sie.«
»So lange?«
»Kann doch sein. Je nachdem, wonach er sucht, dauert das was.«
»Hm.« Anne Fielding dachte nach und kam auch zu einem Ergebnis, das sie mit einem Schlag auf den Tisch unterstrich. »Ich habe das Gefühl, dass dort etwas nicht stimmt.«
»Kann sein, dass er wieder gegangen ist.«
»Dann hätte er uns den Schlüssel zurückgebracht.«
»Stimmt auch wieder.«
Anne klopfte noch mal auf die Tischplatte in der Küche. »Ich hab’s«, sagte sie.
»Oje.«
»Fang nicht jetzt schon an zu jammern. Ich schlage vor, dass du nach oben gehst und mal nachschaust.«
Ed Fielding zog den Mund schief. Der Vorschlag passte ihm nun überhaupt nicht.
»Warum ich?«
»Weil du der Mann im Haus bist!«
»Ach! Auf einmal?«
»Ja.«
»Hör mal, Anne, das ist ein Bulle. Der wird mit seinen Problemen schon allein fertig.«
»Ja, ja, das weiß ich«, sagte sie unwillig, »du kannst trotzdem nachschauen. Auch ein Polizist ist nicht unfehlbar. Vielleicht kannst du noch was für ihn tun.«
Ed lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich weiß nicht so recht«, murmelte er.
»Jetzt geh schon. Es dauert ja nur ein paar Minuten, und wir wissen dann endlich Bescheid.«
»Du weißt Bescheid. Das willst du doch.«
»Ja, natürlich.«
Edward Fielding kannte seine Frau.
Wenn sie etwas wollte, nörgelte sie so lange herum, bis sie es auch bekam. Dann gab es für ihn nicht die Spur einer Chance.
So stand er kopfschüttelnd auf und bewegte sich auf die Tür zu.
Im Treppenhaus hatte sich wieder die Stille ausgebreitet. Fielding hörte und sah nichts mehr. Das war ihm nur recht, so brauchte er auch keine dummen Fragen zu beantworten.
Er musste in den zweiten Stock. In seinem Alter machte das Treppensteigen nie richtig Spaß. Die Gelenke hatten ihre Geschmeidigkeit längst verloren. Er hielt sich am Geländer fest, wollte eigentlich an nichts denken, was ihm jedoch nicht gelang.
Auf der ersten Etage angelangt, musste er seiner Frau schon zustimmen. Der Polizist verhielt sich in der Tat ungewöhnlich. Was konnte der so lange in der Wohnung suchen? Alma hatte sich aus dem Fenster gestürzt, sie war tot. Welche Spuren gab es dann noch?
Es sei denn, sie war nicht freiwillig aus dem Leben geschieden. Dann hätte jemand nachhelfen müssen, und der Gedanke gefiel ihm gar nicht.
Plötzlich musste er schlucken. Er stand bereits in der zweiten Etage, als ihm dieser Gedanke kam. In seinem Nacken spürte er so etwas wie eine kalte Hand, die die Haut zusammenpresste.
Wenn der Mörder sich versteckt gehalten hatte, dann hielt er sich vielleicht noch hier in der Nähe auf und lauerte auf sein nächstes Opfer.
Hatte er vielleicht schon den Yard-Beamten umgebracht?
Zurück oder hineingehen?
Er stand jetzt vor der Tür. Im nicht sehr hellen Treppenhauslicht sah er, dass die Wohnungstür nicht geschlossen war. Sie war nur angelehnt, und damit hatte er auch nicht gerechnet. Er war davon ausgegangen, dass er klingeln musste, um zu erfahren, was mit dem Yard-Mann los war. Aber so?
Der alte Mann überlegte. Einige Sekunden später hatte er eine Entscheidung getroffen. Er zog die Tür weiter auf und horchte in die Wohnung der toten Mieterin hinein. Es war nicht still. Seltsame Laute erreichten ihn. Er war nicht in der Lage, sie einzuordnen. Plötzlich zuckte es hinter seiner Stirn. Er fühlte sich in diesen Augenblicken völlig fehl am Platze und wäre am liebsten wieder gegangen. Doch dann fasste er sich ein Herz und öffnete die Tür so weit, dass er in die Diele schlüpfen konnte.
Er sah nichts.
Er hörte nur die Geräusche, und die klangen so, als würde ein Mensch unter großem Stress stehen. Er befand sich auch nicht in seiner Nähe.
Er musste sich in einem der Zimmer aufhalten, und zwar in dem, vor dessen Tür er stand.
Ed Fielding warf sämtliche Bedenken über Bord. Er riss die Tür weit auf, und er hatte schlagartig den Eindruck, nicht mehr in der Wirklichkeit zu stehen.
Außer ihm gab es noch einen Mann. Er war tatsächlich der Inspektor, der sich in
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