1522 - Teuflische Gespielinnen
nicht den genauen Grund, aber er konnte nicht daran glauben. Da gab es einfach zu viele Unwägbarkeiten.
Das Fensterloch in der Wand gab es noch immer, und Suko ging ihm entgegen. Er hielt davor an und wusste, dass er gut zu sehen war, wenn jemand von der anderen Straßenseite zu ihm herüberschaute. Er rechnete damit, dass sein Freund John Sinclair über einiges nachdenken würde, und dann lächelte Suko, als er seinen Freund und Kollegen am Fenster sah.
Wenig später klingelte sein Handy…
***
Ich hatte alles gesehen und wenig verstanden. Ich war mir vorgekommen wie auf dem Fleck angenagelt und hatte an nichts anderes mehr denken können. Auch nicht an die beiden Frauen, die es auf der Couch hinter mir trieben.
Der alte Mann hatte etwas getan, das mit Suko in einem Zusammenhang stand. Ich hatte meinen Freund auf der Fensterbank liegen sehen, bereit, in die Tiefe gestürzt zu werden, um so zu enden wie Alma Sorvino. Das war nicht eingetreten, dafür hatte ich eine dunkle Wolke entdeckt, als wäre jede Menge Staub aufgewirbelt worden.
Natürlich stand ich als Zuschauer wie auf heißen Kohlen. Ich traute mich nicht, Suko übers Handy anzurufen, aus Furcht, Sukos Lage dadurch nur noch zu verschlimmern.
So ließ ich die Zeit verstreichen, warf hin und wieder einen Blick in den Spiegel, der sich nicht verändert hatte, und wandte mich immer schnell wieder dem Fenster zu.
Irgendwann erschien Suko aufrecht im offenen Fensterviereck. Mir fiel dabei der berühmte Stein vom Herzen, als ich sah, dass meinem Freund nichts passiert war. Und jetzt konnte ich ihn auch anrufen, denn ich musste wissen, was passiert war.
»Ja, John, ich lebe noch.«
»Das sehe ich.«
»Aber es ist verdammt knapp gewesen.«
Wenn Suko so sprach und auch mit einem derartigen Stimmenklang, dann hatte er schon so etwas wie eine kleine Hölle hinter sich.
»Ich denke, du hast mir einiges zu berichten.«
»Worauf du dich verlassen kannst.«
Ich blickte nicht mehr zur anderen Straßenseite hinüber, sondern lehnte mich neben dem Fenster an die Wand. Danach saugte ich förmlich das auf, was Suko mir berichtete. Es klang unglaublich, aber den Begriff hatten wir schon vor langer Zeit aus unserem Wortschatz gestrichen.
Jedenfalls stand fest, dass Suko in die Fänge des Dschinns geraten und von einem über siebzigjährigen Mann gerettet worden war.
»Das Leben geht oft seltsame Wege, John.«
»Da sagst du was.«
»Und wie war es bei dir?«
Ich gab ihm in Stichworten einen Bericht.
»Da hätte ich gern mit dir getauscht.«
»Kann ich mir denken.«
»Haben wir den Fall jetzt gelöst?«
Ich warf einen Blick in den Spiegel. »Nein, Suko, das glaube ich nicht. Du hast doch von diesem Gesicht erzählt, wenn mich nicht alles täuscht.«
»Klar.«
»Glaubst du, dass es vernichtet worden ist?«
»Ich weiß es nicht, John. Ich habe mich hier im Zimmer immer wieder umgeschaut, aber entdeckt habe ich es nicht mehr. Es kann durchaus sein, dass ihm die Flucht gelungen ist. Wir haben es sicher noch weiterhin mit diesem Dschinn zu tun.«
»Einem Körperlosen. Aber das ist nicht alles, denn hier gibt es einen Spiegel, in dem der Dschinn gefangen war.«
»Soll ich zu dir kommen?«
»Warte noch damit. Es kann durchaus sein, dass sich das Gesicht rächen will, denn durch dich ist der Körper schließlich vernichtet worden.«
»Gut, dann warte ich noch. Allerdings nicht zu lange.«
»Wir bleiben in Verbindung.« Ich unterbrach den Kontakt und steckte den Apparat wieder weg. Dabei fiel mir auf, dass es in der Wohnung sehr ruhig geworden war. Niemand sprach, niemand kicherte, und auch auf der Spiegelfläche tat sich nichts.
Ich ging an dem Gegenstand vorbei. Es war etwas mehr Licht hinzugekommen. Gespendet wurde es von zwei Kerzen, über deren Dochte die flackernden Feuerzungen tanzten.
Blanche und Sidney saßen noch immer eng beisammen auf der Couch.
Sidney war nicht mehr nackt. Sie hatte etwas übergestreift. Das Shirt reichte ihr fast bis zu den Knien.
Sie saßen fast wie Betschwestern nebeneinander und schauten mir entgegen.
Ich blieb vor ihnen stehen und nickte ihnen zu.
»Euer Dschinn hat es nicht geschafft«, erklärte ich.
»Was soll er nicht geschafft haben?«
»Meinen Kollegen zu ermorden. Er sollte ebenso aus dem Fenster gestoßen werden wir Alma Sorvino. Jetzt muss euer Geliebter wohl erst mal seine Niederlage verdauen. Vielleicht ist er auch für immer von euch gegangen.«
»Man kann ihn nicht vernichten«, sagte Sidney Viper,
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