1523 - Das Projekt
wurde, das Tal wieder aufzusuchen. Die übrigen Tiere der Spezies - wir haben während unserer Suche mehr als zehntausend von ihnen gesehen - erscheinen nach wie vor friedlich und stellen keine Bedrohung für uns dar."
„Wer hat die Veranlassung bewirkt?" fragte Nikki Frickel. „Ich meine: Wer ist verantwortlich dafür, daß die achtzig Crocobufs unsere Anlage zu vernichten versuchten?"
„Das wissen wir nicht", antwortete Moses Shelman und breitete in hilfloser Geste die Arme aus. „Wir sind damit zufrieden, daß es keine Crocobufs mehr gibt, die Neigung haben, ins Tal einzudringen. Ihr müßt verstehen, daß wir uns andere Aufgaben gestellt haben. Wir sind hier - seit fast zwanzig Jahren -, um die Geheimnisse der Sonne Kymran und ihrer absonderlichen Hyperstrahlung zu studieren. Du wirst mir, selbst nach einem nur kurzem Aufenthalt auf dieser Welt, zugestehen, daß es hier nicht allzu gemütlich ist. Wir haben uns zwar ausgestattet, so gut es unsere Mittel erlaubten? aber wir würden trotzdem gern so bald wie möglich in eine freundlichere Umwelt zurückkehren. Wir sind darum bemüht, unsere Arbeiten auf Quorda raschestmöglich abzuschließen."
„Ihr seid trotzdem nicht vom Rest der Milchstraße isoliert", sagte Nikki Frickel ernst, aber mit Zurückhaltung. „Ihr könnt und dürft eure Augen nicht vor Problemen verschließen, die sämtliche Völker dieser Galaxis betreffen. Wenn es sich wirklich um die Linguiden handelt, die hier eingegriffen haben, um zu verhindern, daß wir Wanderer und ES finden ..."
Da hielt es Ruddy McInerny nicht länger. „Das ist deine konfuse Hypothese!" donnerte er. „Du hast schon genug Durcheinander damit angerichtet. Es wird allmählich Zeit ..."
Mit erhobener Hand gebot Moses Shelman Schweigen. Und so groß war das Ansehen, das er unter den Siedlern von Quorda genoß, daß Ruddy McInerny sofort schwieg. „Der Eifer und das Temperament dürfen der Vernunft keinen Streich spielen", sagte er. „Unsere Interessen sind, wenn man sie auf lange Sicht betrachtet, identisch. Laßt also diese junge Frau die Höhle in Frieden durchsuchen, damit sie sehen kann, ob sich hier der Beweis für die Richtigkeit ihrer Theorie finden läßt."
Ruddy McInernys Augen glänzten vor Zorn. Es sah aus, als hätte er noch eine Widerrede auf der Zunge. Aber schließlich nickte er und sagte: „So soll es von mir aus sein."
Nikki Frickel wandte sich an Moses Shelman. „Mit der ›jungen Frau‹ hast du meine ganze Zuneigung errungen", sagte sie.
*
Die Suche nahm zwei Tage in Anspruch und förderte etliche größere Bruchstücke des durch die Explosion zerstörten technischen Geräts zutage. Nikki Frickel ließ die Hälfte der Fragmente an Bord der TABATINGA bringen, die andere Hälfte überließ sie den Siedlern von Quorda zur Analyse.
Die Ergebnisse waren nicht schlüssig. Die Funktion der Fragmente konnte nicht erkannt werden; die Technik wurde von den Analyserobotern als absolut fremdartig bezeichnet. Nikki Frickel dachte mit ein wenig Reue an den Streit, den sie um ein Haar mit Ruddy McInerny gehabt hätte. Es war ihr nicht gelungen, ihre Hypothese vom Eingriff der Linguiden zu beweisen. Sie begann, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß hier eine bisher unbekannte Kraft die Hand im Spiel haben könnte.
Sie besprach das Problem mit McInerny. Ruddy war freundlich. Den Streit von vorgestern hatte er längst vergessen. „Es geschehen merkwürdige Dinge in letzter Zeit", sagte er. „Von den Linguiden zum Beispiel hat bis vor wenigen Jahren noch niemand etwas gehört. Dabei besitzen sie eine hochentwickelte Zivilisation, auf die man eigentlich schon viel früher hätte aufmerksam werden müssen. Aber die Linguiden sind friedfertige Wesen.
Deswegen glaube ich nicht, daß sie etwas mit der Vernichtung der LORETO zu tun haben. Überleg dir aber dieses: Ebenso wie die Linguiden kann - sagen wir mal - im dunkeln ein anderes Volk zu galaktischer Bedeutung herangewachsen sein. Aus einem Grund, den wir bislang nicht kennen, will dieses Volk verhindern, daß die Terraner Wanderer und ES finden. Das ist meine Theorie. Sie ist insofern nutzlos, als ich keinerlei Hinweise geben kann, wer die Fremden sind, was sie motiviert und wo man sie aufspüren könnte.
Nur eines weiß ich. Denk an das Fragment, das ihr in den Trümmern der Höhle gefunden habt. Wenn es wirklich zur Kleidung eines der Fremdwesen gehört hat, dann müssen wir ihnen eine exotische Mentalität bescheinigen.
Kein
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