1523 - Das Projekt
„Ich bin froh, daß du die Sprache darauf bringst." Perry Rhodan hatte die Hand erhoben und deutete auf den kleinen Mann mit dem verwachsenen Rücken. „Dem ist eine besondere Bedeutung beizumessen, meinst du nicht auch?"
Homer G. Adams bereute offenbar, daß er so vorschnell das Wort ergriffen hatte. Er wirkte verwirrt. „Besondere Bedeutung? Wieso?" fragte er und blickte sich hilfesuchend in der Runde um. „Wir haben es mit einem unbekannten Gegner zu tun. Daß es sich um die Linguiden handelt, glaubt Nikki Frickel niemand", versuchte Reginald Bull zu erläutern. „Aber es ist auch völlig gleichgültig, wer der Gegner ist. Die Frage lautet folgendermaßen: Tausende von Projekt-Einheiten sind unterwegs, um Steuerelemente einzurichten. Niemand hat Schwierigkeiten - außer der Einheit, die das Element auf Quorda installierte. Darauf will Perry hinaus. Hat das etwas zu bedeuten?"
„Wenn ja", sagte Homer G. Adams, „dann wäre ich dankbar, wenn es mir irgend jemand erklären wollte."
„Im Grunde genommen ist es einfach", sagte Perry Rhodan. „Es kann natürlich sein, daß meine Theorie falsch ist. Aber überleg doch mal!" Die Aufforderung war an Adams gerichtet. „Wenn da draußen einer ist, der uns daran hindern will, ES zu finden, warum greift er dann ausgerechnet die LORETO an und läßt sämtliche anderen Projektgruppen in Ruhe?"
„Aha!" sagte Homer G. Adams und tippte sich mit dem Finger gegen die Stirn. „Eben fangt mir ein Licht aufzugehen an. Die LORETO befand sich in gefahrlichem Gebiet, nicht wahr?"
„Das ist meine Überlegung", bestätigte Perry Rhodan. „Die LORETO wurde vernichtet, weil sie in dem Gebiet tätig war, in dem die größte Aussicht bestand, Wanderer zu finden."
„Wobei zu bedenken ist", wandte Julian Tifflor ein, „daß der Techma-Sektor ein höchst unwahrscheinlicher Aufenthaltsort für Wanderer ist. Wir haben Wanderer im Oktober des vergangenen Jahres besucht. Der Kurs des Kunstplaneten wurde errechnet - wenigstens annähernd. Ich kenne die Daten auswendig.
Aber selbst wenn sie darauf hinwiesen, daß Wanderer in Richtung Techma steuerte, so könnte er in der kurzen Zeit längst nicht dorthin gelangt sein."
Perry Rhodan machte eine Geste, bei der er die Hand hin und her drehte. „Das ist sicherlich eine gültige Überlegung", sagte er. „Auf der anderen Seite müssen wir bedenken, daß mit Wanderer nicht alles in Ordnung zu sein scheint. Wir fanden ihn damals am vereinbarten Ort - immer vorausgesetzt, daß wir bereit gewesen wären zu glauben, die Zwanzigtausendjahresfrist sei inzwischen verstrichen -, aber auf einer Umlaufbahn, die sich wesentlich von seiner früheren unterschied."
„Übersehen sollte man auch nicht", warf Reginald Bull ein, „daß es sich gar nicht mehr um die ursprüngliche Kunstwelt Wanderer handelt. ES hat sich einen neuen Planeten erschaffen. Wo der sich im Augenblick befindet, darüber kann jeder seine eigenen Vermutungen anstellen."
„Das ist richtig", bestätigte Perry Rhodan. „Es gibt aufgrund der Aufzeichnungen, die wir im vergangenen Jahr angefertigt haben, Anlaß zu der Annahme, daß Wanderers Kurs instabil ist. Die Kunstwelt kann wahrscheinlich Sprünge durch den Hyperraum vornehmen - entweder mit Hilfe der Transition, wie sie in der Vergangenheit von unseren Raumschiffen vorgenommen wurde, oder auf andere Weise. Dem Überwesen ES steht gewiß eine Technik zur Verfügung, die der unseren weit voraus ist. Deswegen halte ich es nicht für unwahrscheinlich, daß Wanderer sich jetzt im Techma-Sektor befindet. Es gibt irgend jemand, der darauf bedacht ist, daß wir ES nicht finden. Deswegen ist die LORETO angegriffen worden."
„Ich verstehe", sagte Homer G. Adams. „Und was tun wir jetzt?"
Perry Rhodan war unvermittelt ernst geworden. „Ich habe die Absicht, die Kosmische Hanse und die Liga Freier Terraner um weitere Hilfe zu bitten", antwortete er. „Es sind achtzehn Raumschiffe fremder Herkunft geortet worden, die eines unserer Fahrzeuge samt Besatzung vernichtet haben. Es ist aus strategischen und taktischen Überlegungen klar, daß wir uns so etwas nicht gefallen lassen dürfen. Davon abgesehen ist es für alle, die hier sitzen, lebenswichtig, zu erfahren, wer es ist, der uns davon abhalten will, ES zu finden. Denn wer auch immer es sein mag: Er weiß wahrscheinlich, wo ES sich zur Zeit aufhält."
„Die Kosmische Hanse wird dir jede Hilfe zur Verfügung stellen, die du brauchst", erklärte Homer G. Adams ohne Zögern.
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