1524 - Schreckens-Zoo
unterstützt, macht sich schuldig, verflucht.«
»Auch die Fremden?«
Alina Erskine zuckte zusammen, als Maxine diesen Satz gesagt hatte.
»Du weißt von ihnen?«
»Ich habe mit einem reden können. Er hatte leider nur noch ein Auge.«
Jetzt lachte die Frau auf und schlug beide Hände über ihrem Kopf zusammen. »Ja, er hatte nur noch ein Auge. Meine Freunde haben sich das andere geholt. Ich wollte nicht, dass er getötet wird, denn die Vögel sollten eine Jagdbeute haben.«
»Da waren noch andere Menschen.«
»Die drei restlichen Araber, das weiß ich. Klar, sie kamen zu viert. Sie wollten von mir Falken kaufen. Ich habe über das Internet mit ihnen Kontakt aufgenommen und konnte sie herlocken. Sie waren keine Tierfreunde, sie wollten die Falken als Spielzeug haben, und dagegen musste ich etwas unternehmen. Sie bekamen, was sie verdienten. Ich habe meine Freunde auf sie gehetzt, und jetzt sind sie tot.«
»Ihre Freunde! Dass ich nicht lache. Es sind Killer. Es sind Vögel, die es nicht geben darf.«
»O ja.« Die Frau klatschte in die Hände. »Normalerweise gibt es sie nicht in dieser Größe, da hast du schon recht. Aber sie existieren trotzdem, kann ich dir sagen. Ich habe sie dazu gebracht, sich so zu verändern, damit sie sind, wie man sie jetzt sieht.«
»Wie konnten sie so wachsen? Das ist nicht normal, verdammt noch mal.«
»Bestimmt nicht durch Futter.«
»Wie dann?«
»Es gibt noch andere Kräfte auf dieser Welt. Kräfte, über die man nicht spricht, weil man sie nicht kennt. Aber ich kenne sie, darauf kannst du dich verlassen, und genau diese Kräfte habe ich erweckt. Ich konnte mit ihnen Kontakt aufnehmen und muss dir sagen, dass es für mich das Höchste aller Gefühle war.«
»Dann hast du sie wachsen lassen.«
»Nein, es war die Magie. Diese einmalige Kraft, die hinter vielem steht. Man muss sie nur finden. Ich habe den Weg gesucht und ihn auch gefunden. Jetzt sind wir so wunderbar vereint.«
»Wer hat es getan?«
Die Frau lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Ihr Gesicht nahm einen schon schwärmerischen Ausdruck an, und so ähnlich klang auch ihre Stimme.
»Es gibt jemanden, der über die Natur wacht, der sie sehr ernst nimmt. Ein Dämon, eine Macht im Verborgenen, einer, der möchte, dass die Welt zwischen Mensch und Tier im Gleichklang ist. Ja, mit ihm habe ich Kontakt aufnehmen können.«
Maxine Wells hatte genau zugehört. Allmählich lichtete sich das Dunkel, und sie dachte an eine bestimmte Person. Von John Sinclair hatte sie viel gelernt, und da waren ihr auch einige Namen und Begriffe bekannt, mit denen sie früher nichts hätte anfangen können.
Mandragoro!
Dieser Name schoss ihr durch den Kopf. Man konnte ihn im weitesten Sinne als einen Umwelt-Dämon bezeichnen. Er war eine treibende Kraft, aber er war auch so etwas wie ein Geist, den die Menschen nicht zu Gesicht bekamen. Er lauerte im Hintergrund, und er hütete die Flora.
Aber dass er sich auch um die Fauna kümmerte, das wunderte Maxine, denn das war ihr neu.
Es gab diesen Mandragoro, aber man konnte ihn nicht beschreiben. Er war ein Wesen, das zwischen den Dimensionen schwebte, zwischen den Reichen, die es außerhalb der menschlichen Sphäre noch gab. Er war mächtig, aber er konnte nicht überall sein. Wenn es die Menschen zu arg trieben, schlug er zu, aber nie richtig im Großen, sondern mehr im Kleinen, sodass nichts zu sehr in die Welt hinausposaunt wurde.
Eingeweihte wussten Bescheid. Dazu gehörte auch Maxine Wells. Nur hatte sie bisher keine Reibungsfläche mit ihm gehabt. Sie konnte ihn verstehen, da ging es ihr wie John Sinclair, und sollte er tatsächlich hinter der Veränderung der Vögel stecken, bekam die Lage ein völlig anderes Bild.
»Was ist los? Warum sagst du nichts?«
»Ich denke nach.«
»Und worüber?«
Maxine lächelte, was wiederum Alina Erskine verwunderte.
»He, was ist so lustig?«
»Nichts, gar nichts. Aber ich weiß, mit wem Sie paktiert haben und über wen wir reden.«
»Ach ja? Wer ist es denn?«
»Mandragoro!«
Mit dieser Antwort hatte die Tierärztin voll ins Schwarze getroffen. Die Erskine schaute sie an, und sie bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu.
»Du - du - kennst ihn?«, fragte sie dann.
»Ja, das haben Sie doch gehört!«
Alina Erskine sagte erst einmal nichts mehr. Sie schaute ihr Gegenüber aus schmalen Augen an. Es war ihr anzusehen, dass sie stark nachdachte. Dabei atmete sie schnaufend ein und aus, und ihr fiel eine nur läppische Frage
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