1527 - Gesil und der Gesandte
Makromaterie schaffen lassen", sagte Juliane. „Euer Sotho weiß das sicher. Wo ist er?"
„Wir wissen es nicht", erwiderte Helsh. „Er verließ das Schiff vor mehr als tausendeinhundert Jahren. Vorher versetzte er Zalsh und mich in den Tiefschlaf. Er kehrte nie zurück. Eine Schnittstelle für Materie? Ich denke, das funktioniert nicht."
„Vielleicht doch, wenn wir die Enerpsi-Speicher in die Info-Schnittstelle leeren", warf Zalsh ein. „Du willst deine Freunde auf die Zweite Ebene holen, Blinde Göttin, nicht wahr?"
„Ich heiße Juliane", erwiderte sie. „Ja, das will ich. Bitte, unternehmt den Versuch! Sie sind sonst verloren.
Aber beeilt euch!"
Die beiden Animateure sagten nichts mehr. Statt dessen stürzten sie zu einem anderen Schaltpult und nahmen es in Betrieb. Zahlreiche neue Kontrollichter flammten auf. Die Holodarstellung aus der anderen Existenzebene verzerrte sich, erlosch - und bildete danach das Innere des Depots ab.
Juliane sah, wie die Kontiden verzweifelt hin und her liefen, während die Wände des Depots bebten und Staub und Trümmer lautlos von den Decken der Gänge und Hallen regneten.
Plötzlich hörte Juliane das Donnern energetischer Entladungen, das Knirschen und Knacken der Decken und Wände des Depots und die schrillen Rufe der Kontiden.
Und sie sah, daß ein Korridor des Depots in die Zentrale des Estartu-Stützpunkts mündete.
Die Schnittstelle zwischen beiden Existenzebenen war erweitert und ließ dadurch auch makromaterielle Dinge hindurch.
Unter normalen Umständen hätte Juliane vielleicht gezögert, diese Brücke über den Abgrund zwischen zwei Energieniveaus zu betreten. Doch sie sah und hörte an dem anschwellenden Krachen und Dröhnen, daß das Ende des Depots nahe war - und sie spürte diesmal auch die Erschütterungen, die die Schnittstelle übersprangen.
Deshalb gab es für sie kein Halten mehr. Sie rannte in die Mündung des Korridors hinein - und stand plötzlich Per-E-Kit gegenüber. „Juliane!" schrillte der Kontide in höchster Erregung. „Ich habe dich ge-, sucht!"
„Und ich habe dich gefunden", erwiderte sie. „Schnell, wir dürfen keine Zeit verlieren! Ich bringe euch in Sicherheit. Rufe alle Topar zusammen!"
Per-E-Kit reagierte nicht sofort. Es war ja auch nur logisch, daß er mit Julianes Erklärung nichts anzufangen wußte. Allerdings sah er hinter der Humanoidin die Einmündung des Korridors in eine zwar fremdartige, aber dennoch dem Standard der Truillau-Technik in nichts nachstehende Zentrale - sowie zwei fremdartige Wesen.
Als eine neue, heftige Erschütterung diesmal größere Trümmer von der Decke stürzen ließ, war das der letzte Anstoß dazu, sich und seine Leute Juliane anzuvertrauen.
Eine halbe Minute später waren alle Topar, Juliane und die beiden Animateure in der Zentrale des Stützpunkts versammelt. Kurz darauf ging die Erweiterung der Schnittstelle zurück, gerade in dem Moment, in dem das Depot endgültig einstürzte.
Nach einer neuen Detonation schloß sich die Schnittstelle. Eine stechend riechende Rauchwolke war das letzte Zeugnis aus der Ersten Ebene. Jetzt gab es keine Verbindung zwischen den beiden Existenzebenen mehr. Die Zweite Ebene war isoliert
4.
Nachdem sich die Aufregung etwas gelegt hatte, erklärte Juliane den beiden Animateuren, was sie in Truillau erlebt hatte, nachdem sie von Tolsh mit einer Rettungskapsel aus der GAINIR katapultiert worden war.
Anschließend skizzierte Per-E-Kit in knappen Worten die Situation in Truillau. Er berichtete von Stalker, Gesil, dem Bewahrer und von der speziellen Lage, in der sich Juliane, Gesil und er mit den Topar der Gruppe Dona-Y-Saac befanden. „Mein vordringliches Ziel ist, Gesil zu befreien und in Sicherheit zu bringen", legte er danach seine Absicht dar. Er wandte sich an Dona-Y-Saac. „Wie die beiden Animateure uns dabei helfen können, werden sie uns sicher noch erzählen. Wichtig ist für mich, deine Unterstützung zu bekommen, denn allein mit Juliane wäre eine Befreiungsaktion nicht durchführbar."
„Wie stellst du dir das vor?" hielt die Kommandantin entgegen. „Meine Gruppe wird so schon gejagt."
„Eben", erwiderte Per-E-Kit. „Ihr werdet gejagt - und werdet früher oder später vernichtet, weil ihr Bipula nicht verlassen könnt. Wenn ihr aber Gesil heraushaut, dann wird in weitem Umkreis um ihr Gefängnis so viel Verwirrung entstehen, daß Juliane und ich, vielleicht mit Hilfe der beiden Animateure, mit einem Überraschungsschlag die
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