1527 - Phantom der Hölle
Sie nichts?«
»Nein. Aber warum fragen Sie? Haben Sie damit Probleme?«
»Vielleicht könnten wir welche bekommen. Ich möchte Sie nur bitten, die Augen offen zu halten.«
Stefanie nickte.
Rico trat näher an Harry heran. »Sie brüten doch was aus, Herr Stahl.«
»Wieso?«
»Das sehe ich Ihnen an. Etwas Menschenkenntnis besitze ich auch inzwischen.«
»Wir müssen die Ruhe bewahren.«
Rico blieb am Ball. »Meine Kollegin Stefanie hat sich nicht geirrt, das weiß ich. Nur hat sie zu spät reagiert. Sie hätte sofort in die Höhe schauen sollen, dann…«
»Es ist vorbei. Machen Sie sich keine Gedanken. Alles andere regele ich.«
»Klar, Herr Stahl. Sie wollen das regeln, aber nicht Ihr Freund John Sinclair.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Fragen Sie doch nicht. Der ist verschwunden. Der gibt keine Zeichen.«
Rico tippte gegen seine Brust. In seinen Augen flackerte ein unsteter Ausdruck. »Wenn wir ihn in den Tod gehen lassen haben, gibt das Ärger, und meine Kollegin und ich werden unseres Lebens nicht mehr froh. Begreifen Sie nicht, dass wir einfach so denken müssen? Sie machen uns hier etwas vor.«
»Vielleicht«, gab Harry zu, der sich mittlerweile große Sorgen um seinen Freund machte. Er wollte auch nicht derjenige sein, der ihn in die Hölle geschickt hatte. Bisher hatte es der Geisterjäger immer geschafft, doch nun sah es wirklich nicht gut aus.
Ein Schrei ließ die beiden Männer herumfahren. Stefanie Kirchner hatte ihn ausgestoßen. Als die Männer sie ansahen, da hatte sie eine völlig andere Haltung eingenommen.
Sie stand leicht geduckt auf der Stelle, hielt dabei den rechten Arm ausgestreckt und deutete mit ihm schräg nach oben.
Ihr Ziel war das Dach der langen Ladefläche des Trucks.
Sie war nicht mehr leer.
Genau dort hatte sich eine Gestalt aufgerichtet, deren Anblick ihnen den Atem verschlug.
Sie sahen zum ersten Mal das Phantom, von dem Max Schwarzer, der Fahrer, berichtet hatte…
***
Groß war es und düster. In seiner Haltung wirkte es wie ein Monstrum, das von der Höhe aus das Gebiet überschaute, das es beherrschte und wo nichts passierte, was es nicht wollte.
Der Fahrer hatte es aus der Erde kommen sehen, jetzt aber hatte es einen anderen Weg genommen, um sich den Menschen zu zeigen.
Weder Harry noch die beiden Polizisten sprachen. Was sie sahen, hatte ihnen die Sprache verschlagen. Der Anblick des Pantoms zog sie voll und ganz in seinen Bann.
Es war in der Tat eine dunkle Gestalt oben auf dem Trailer des Trucks.
Aber nicht völlig schwarz, wie es beim ersten Hinschauen den Anschein gehabt hatte. Bei dieser Gestalt schimmerte der Körper eher in einem dunklen Blau.
Nur das Gesicht hob sich in seiner bleichen, hellen Farbe von dem übrigen Körper ab. Man konnte es auch mit einer Totenmaske vergleichen. Es wirkte so kalt, so abweisend, als würde auf der Stirn eine Warnung stehen, dass es nicht berührt werden durfte.
Den Körper konnten die Zuschauer noch akzeptieren. Nur nicht, was sich am Rücken abzeichnete. Da wuchsen die Schwingen oder Flügel, die sich aus zahlreichen Federn zusammensetzten. Sie waren lang, sie waren geschwungen, und zwischen ihnen gab es noch genügend freie Räume, durch die Wind wehen konnte.
»Mein Gott«, flüsterte Stefanie Kirchner, »wer ist das?«
»Keine Ahnung«, gab ihr Kollege zurück. Dabei blickte er Harry Stahl an, um von ihm eine Antwort zu erhalten.
Der hob nur die Schultern, bevor er meinte: »Genau kann ich Ihnen das nicht erklären. Ich würde Ihnen vorschlagen, dass Sie sich beide mit einem Begriff vertraut machen.«
»Und mit welchem?«
»Er ist ein Dämon.«
Der Polizist schluckte und schwieg. Damit konnte er nichts anfangen.
Zwar nickte er, doch seinem Gesichtsausdruck war anzusehen, dass er sich überfragt fühlte.
Stefanie hatte ihre Sprache wieder gefunden. Zuerst musste sie etwas künstlich lachen, dann kam ihr das in den Sinn, was sie aussprechen wollte.
»Nein, das kann ich nicht glauben. So - so - sieht kein Dämon aus. Das ist keiner, das ist ein Engel. Ein Engel mit gewaltigen Flügeln. Ich glaube, dass so Engel aussehen. Ja, verdammt, es ist…« Sie musste schlucken. »Er ist ein Engel der Hölle. Ja, so sehe ich ihn. Er gehört nicht in den Himmel, sondern in die Hölle. Aus ihr ist er gekommen.«
»So ganz unrecht haben Sie nicht«, gab Harry zu.
Auch Rico Appelt musste lachen. »Und was sollen wir jetzt unternehmen?«
»Nichts«, erwiderte Harry. »Es würde keinen Sinn haben. Wir wären
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