1527 - Phantom der Hölle
einfach zu schwach.«
»Wir haben Waffen und können ihn mit Kugeln spicken…«
»Lassen Sie das. Wir sollten ihn nicht reizen.«
»Es ist nur Selbstverteidigung, Herr Stahl. Nur Selbstverteidigung, nicht mehr.«
Harry wusste, dass es schwer war, den Mann zu überzeugen. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn beide verschwunden wären, aber die würden sich nicht so leicht wegschicken lassen.
Das Phantom mit den Flügeln blieb weiterhin auf dem Dach des Trailers.
Aber es stand nicht mehr. Wie ein Geist schwebte es über dem Truck.
Harry Stahl sah seine Blicke. Dieses kalte Gesicht mit den kalten Augen.
Und er erkannte jetzt, dass der Körper zwar eine Ruhelage eingenommen hatte, sich aber trotzdem in Bewegung befand, denn auf eine ungewöhnliche Weise war er stofflich und feinstofflich zugleich. Das war ein Widerspruch in sich, aber Harry Stahl sah es nun einmal so. Dieses Phantom bewegte sich innerlich, und manchmal sah es so aus, als würde es für eine Millisekunde verschwinden, um dann wieder vorhanden zu sein.
Harry hatte seine Probleme damit, dies zu begreifen. Er fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen.
Die Frage der Polizistin riss ihn zurück in die Realität.
»Was können wir denn tun?«
»Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich habe mit diesem Auftritt auch nicht gerechnet, nicht so schnell.«
»Aber ich!«, flüsterte Rico Appelt mit kratziger Stimme. »Ich weiß es, verdammt. Ich lasse mich nicht mehr verarschen. Das ist doch abartig, was hier passiert.«
Harry wollte ihn zurückhalten, was er nicht mehr schaffte. Rico wäre an seinem Frust beinahe erstickt. Er musste etwas unternehmen. Es gab keinen anderen Ausweg mehr für ihn, und so entfernte er sich von den beiden anderen und zog seine Pistole.
»Nicht!«, rief Harry. »Lassen Sie das! Sie machen sich…«
»Ich tue, was ich will, verflucht! Und auch Sie können mich nicht zurückhalten!«
Er bewies es in den nächsten Sekunden. Er entsicherte die Pistole, und dann gab es für ihn kein Halten mehr.
Die mächtige Gestalt auf dem Trailer konnte er gar nicht verfehlen. Drei Kugeln jagte er ihr entgegen, und alle drei Geschosse trafen.
Die Höllengestalt traf keinerlei Anstalten, den Geschossen auszuweichen.
Im Gegenteil, es sah so aus, als wollte sie in den Bleiguß hineingehen. In die Brust und in Höhe der Gürtellinie schlugen die Kugeln ein.
»Fahr zur Hölle!«, brüllte Rico, als er die dritte Kugel abgeschossen hatte. Er glaubte, das Problem damit aus der Welt geschafft zu haben, doch da irrte er sich gründlich.
Die Gestalt hatte die drei Kugeln geschluckt. Sie hatte sich ihnen regelrecht entgegengestemmt, und sie war durch die Einschläge nicht nach hinten geschleudert worden. Nach wie vor stand sie auf dem Dach des Trailers und schaute schräg in die Tiefe.
»Das gibt es doch nicht!«, keuchte Rico. »Das - das - ist nicht möglich. Ich habe ihn erwischt. Dreimal und…«
»Sie haben ihn gegen sich aufgebracht.«
»Und?«
»Beten Sie, dass er Ihnen…« Weiter kam Harry nicht, denn diese kalte Höllengestalt breitete plötzlich die Schwingen aus, die wie Tücher an den Seiten abstanden.
Sie ging dann einen Schritt nach vorn und auf die Seitenkante des Trailerdachs zu.
Im nächsten Augenblick stieß sie sich ab.
Was dann passierte, war für Stefanie Kirchner und Harry Stahl mehr als ein böser Albtraum…
***
Das Wesen war nicht zu stoppen. Es schlug genau zweimal mit den Schwingen, jeder hörte das Zischen, und nach dem letzten Schlag blieben die gewaltigen Schwingen ausgeklappt. Dann war es da.
Harry spürte den Tritt dicht unter dem Kinn auf der Brust. Ein Eisenhuf schien ihn getroffen zu haben. Er verlor den Halt und kippte nach hinten.
Dabei schlug er schwer auf den Rücken, blieb nur für Sekunden liegen und schaffte es, sich auf die Seite zu drehen, obwohl bei jedem Luftholen das Innere seines Körpers brannte.
Das geflügelte Phantom starrte Stefanie Kirchner an. Wie das beweglich gewordene drohende Unheil schwebte es für einen Moment schräg vor ihr und ließ sich dann fallen.
Gleichzeitig traten beide Beine zu. Stefanie war es nicht möglich, dem Treffer auszuweichen. Sie hatte ihren Kopf zum Glück gedreht und wurde nur an der Schulter erwischt. Doch auch dieser Treffer war hart genug, um sie zu Boden zu schleudern. Ihm Fallen drehte sie sich und landete auf dem Bauch.
Rico war Zeuge des Angriffs geworden. Als Harry Stahl aus dem Verkehr gezogen wurde, hatte er noch nichts getan. Bei seiner
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