153 - Nachts, wenn die Höllenträume kommen
kommen.«
»Wo erwartet er dich?«
»Er wird mir den Weg weisen.« Roxane überlegte blitzschnell. Es wäre unklug gewesen, Vicky zurückzuhalten. Es wäre möglich gewesen. Roxane hätte den Teufelskontakt unterbrechen können, aber es war klüger, sich von Vicky zu Por führen zu lassen.
»Wir begleiten dich«, sagte die Hexe aus dem Jenseits.
»Ich muß allein kommen«, sagte Vicky.
»Du bist allein!« redete ihr die weiße Hexe ein. »Boram und ich sind für dich nicht vorhanden.«
Vicky blinzelte schläfrig. »Ja«, hauchte sie. »Ja, ich bin allein.« Sie öffnete abermals die Tür, und Roxane hinderte sie nicht mehr daran, das Haus zu verlassen.
Vicky Bonney besaß keinen eigenen Wagen. Sie mietete die Fahrzeuge nach Lust und Laune. Diesmal stand ein silbergrauer Mercedes vor dem Haus.
Roxane und Boram begleiteten sie zum Wagen. Gemeinsam stiegen sie ein. Vicky Bonney wähnte sich allein.
Sie startete den Motor und fuhr los…
***
Als ich hörte, daß jemand kam, schlug mein Herz gleich wieder schneller. Endlich! dachte ich. Endlich haben sie dich gefunden! Zwei Mädchen betraten den Dachboden.
Ich machte mich mit stummen Schreien bemerkbar, pendelte auch kräftig hin und her, aber die Mädchen taten so, als wären sie allein.
Das gibt’s doch nicht! ärgerte ich mich. Sie müssen mich doch sehen! Sind sie blind?
Meine Schreie waren zwar nicht überwältigend laut, aber auf die kurze Distanz mußten sie zu hören sein. Verdammt noch mal, was war mit diesen Mädchen los? Wieso reagierten sie nicht auf meine Anwesenheit?
He! schrie ich im Geist. Sperrt Augen und Öhren auf! Hier ist jemand, der Hilfe braucht! Aber ich blieb Luft für sie. Daran konnte nur der Alptraumteufel gedreht haben.
Ein weiteres Mädchen traf ein. Auch sie zeigte nicht das geringste Interesse an mir, begab sich zu ihren »Schwestern« und verharrte mit ihnen in Reglosigkeit.
Bald waren es sechs Mädchen, eine hübscher als die andere, jede Haarfarbe, jeder Typ. Mir schwante etwas: Allem Anschein nach war der Alptraumteufel auch ihnen erschienen, um sein Eintreffen anzukündigen, und nun hatte er sie veranlaßt, sich hier einzufinden. Wenn ich mit meiner Annahme recht hatte, müßte auch Vicky hier eintreffen. Es sei denn, Roxane und Boram hielten meine Freundin davon ab.
Aus welchem Grund mußten sich die Mädchen hier versammeln? Um meiner Hinrichtung beizuwohnen? Hatte mich der Alptraumteufel aus diesem Grund nicht sofort getötet?
Ich hatte aufgehört, mich bemerkbar machen zu wollen, hatte eingesehen, daß es keinen Sinn hatte. Mit bange klopfendem Herzen wartete ich auf das, was kommen würde. Hoffentlich blieb Vicky dem Campus fern.
Verzweifelt klammerte ich mich an diese Hoffnung, aber es nützte nichts. Als ich Vicky erblickte, übersprang mein Herz einen Schlag. Sie hatte genauso leere Augen wie die anderen Mädchen.
Sie ist ihren Bewachern entwischt, ging es mir durch den pochenden Kopf. Roxane und Boram haben versagt. Vicky hat sie ausgetrickst, und nun ist sie hier - und ich kann nichts für sie tun.
Meine Freundin kam näher. Stumm gesellte sie sich zu den wartenden Mädchen. Das Grüppchen schien vollzählig zu sein. Sieben Mädchen hatte der Alptraumteufel kontaktiert. Heute hatte das Wesen aus der Hölle den Alptraum aufgefrischt, und die sieben Mädchen waren seinem Ruf gehorsam gefolgt.
Ich konnte weder Vicky noch mir selbst helfen, war ein mit dem Kopf nach unten hängender Zuschauer, der mit dem gebotenen Programm einverstanden sein mußte. Ändern konnte ich nichts.
Daß Roxane und Boram versagt hatten, traf mich besonders hart. Ich hatte doch noch ausdrücklich darauf hingewiesen, wie wichtig es war, Vicky nicht aus den Augen zu lassen. Sie mußten ihre Aufgabe zu leicht genommen haben. Normalerweise war das nicht ihre Art.
Ich sah dieses verkehrte Bild des Grauens, und mein Magen krampfte sich zusammen. Immer wieder fragte ich mich: Was hat der Alptraumteufel mit den Mädchen vor? Und wann kommt er?
Im düsteren Hintergrund nahm ich eine Bewegung wahr, und Augenblicke später wußte ich es: Der Alptraumteufel war da!
Er kam als Monster. Obwohl er grauenerregend aussah, hörte ich kein Raunen. Die Mädchen blieben stumm, auch Vicky. Aber sie reagierte auf seine Nähe.
Sie stellten sich in einer Reihe auf und sahen den Alptraumteufel abwartend an. Er trat vor sie hin, schritt ihre Front ab, musterte sie eingehend und sichtlich zufrieden mit seinen roten Augen. Auch mir warf er einen kurzen
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