Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1530 - Das Grab-Gespenst

1530 - Das Grab-Gespenst

Titel: 1530 - Das Grab-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
los?«
    »Stimmt. Manchmal begreife ich es auch nicht…«
    ***
    Hände! Es waren tatsächlich Hände, die sich aus dem Wasser streckten.
    Leicht gekrümmte Finger waren dem Ufer zugedreht, als wollten sie nach etwas greifen, das sich dort aufhielt und für sie zu einer sicheren Beute werden konnte.
    Die Hände sahen bleich aus, aber sie besaßen noch das Fleisch und auch die dünne Haut. Es waren also keine Knochenklauen irgendwelcher Skelette, die sich ihm entgegenreckten.
    Aber sie waren gekrümmt, und es hatte den Anschein, als suchten sie irgendwo Halt, den es nicht gab, denn am Ufer befanden sich keine Wurzeln, an denen sich die Klauen hätten festklammern können.
    Deshalb blieben sie weiterhin auf der Suche, ohne jedoch ein Ziel finden zu können.
    Ron Sherwood war zurück gewichen. Wenn er jetzt in einen Spiegel gesehen hätte, ihm wäre seine entsetzte Haltung aufgefallen und mit dem passenden Ausdruck im Gesicht, wo auch der Mund beitrug, der weit offen stand und auch so blieb.
    Die Furcht vor einer neuen Gefahr hatte ihn so reagieren lassen, und ihm schössen dabei die wildesten Vermutungen durch den Kopf. Er dachte an die Menschen, die im Laufe der langen Zeit in diesem Sumpf umgekommen waren.
    Er dachte auch daran, dass ein Sumpf Menschen konservierte, und wohl deshalb sahen die Hände noch relativ normal aus.
    Aber es baute sich auch eine Frage auf. Wie war es möglich, das die Toten noch auf irgendeine Art und Weise lebten? Wie konnte man das erklären?
    Er hatte keine Ahnung. Es lief alles an der Normalität vorbei, und er hatte das Gefühl, selbst mit beiden Beinen tief im Sumpf zu stehen. Er dachte an nichts mehr, aber er versuchte automatisch die bleichen Hände zu zählen, die sich ihm da entgegenstreckten.
    War es ein Dutzend?
    Es konnte sein. Es war nicht wirklich wichtig für ihn, denn eine andere Frage beschäftigte ihn viel mehr.
    Was hatten sie vor? Es musste einen Grund geben, dass sie so plötzlich erschienen waren. Und blieb es nur bei ihnen oder würden auch die Körper auftauchen, zu denen die Hände gehörten?
    Der Gedanke machte ihn fast wahnsinnig. Wenn die Körper erschienen, würden sie die kleine Insel entern und ihn sich als Beute holen? Das war brutal, aber nicht von der Hand zu weisen. Im Moment jedenfalls beobachtete er die Hände weiter und wollte ihr Verhalten genau studieren.
    Sie wanderten. Keine Klaue blieb nur an einer Stelle. Sie bewegten sich sogar, als wollten sie ihm zuwinken oder ihn locken, die Insel zu verlassen, um freiwillig in den Sumpf zu steigen.
    Nie - niemals würde er das tun! Er wollte warten, was weiter geschah.
    Die Freude, von diesem GrabGespenst endlich verlassen worden zu sein, war einer bedrückenden Furcht gewichen. Er wusste nicht, was er als schlimmer einstufen sollte. Die Gestalt auf dem Kahn oder die verdammten Totenklauen.
    Seine Gedanken waren noch mit diesem Problem beschäftigt, da erlebte er eine Veränderung.
    Plötzlich war das Licht da!
    So schnell, dass Sherwood es kaum begriff. Vom Ufer her sah er die Helligkeit über den Sumpf hinweg gleiten, sodass die Oberfläche fast zu einem Spiegel wurde.
    Zunächst kam er sich weiterhin wie erstarrt vor. In seinem Innern herrschte plötzlich eine wilde Freude, die schlagartig Enttäuschung wich, als er sah, welchen Weg das Licht nahm, und dass seine Insel davon nicht berührt wurde.
    Es strahlte wieder. Er und die Insel waren nicht mal in den Randschein geraten.
    Sherwood verlor die Nerven. Er schrie, er fing an, sich hektisch zu bewegen.
    Er tanzte von einem Bein auf das andere, und in die Schreie mischten sich Flüche hinein, als er sah, dass sich der Lichtschein jetzt von ihm weg bewegte, genau zur anderen Seite hin und damit an ein entferntes Ufer.
    Er sank in die Knie und brüllte dabei: »Seid ihr verrückt? Seid ihr völlig durchgedreht? Ist der Wahnsinn über euch gekommen? Hier bin ich doch - hier!« Seine Stimme versagte, und er sprang auf der Stelle auf und nieder.
    Niemand kümmerte sich um ihn. Niemand hörte ihn. Das Schicksal stand nicht auf seiner Seite, und er sank langsam in die Knie, als er seine Chance dahinschmelzen sah. Das Licht wanderte weiter, ohne dass er entdeckt worden war.
    Es war vorbei. Er war allein, und er würde auch allein bleiben. Das stand fest. Zum ersten Mal rannen Tränen aus seinen Augen. Eine Folge der Verzweiflung, die ihn überkommen hatte.
    Ron Sherwood wollte auch nicht mehr nach dem Licht schauen. Er hielt den Kopf gesenkt und stierte auf den

Weitere Kostenlose Bücher