1531 - Dschungeltod
sagen?«
»Nichts Negatives. Es sind anständige Menschen. Sie leben noch nicht lange hier. Sie sind auch nicht geflüchtet. Sie haben sich von Mexiko aus hier um einen Job beworben und ihn auch bekommen.«
»Durch Sie?«
»Ja.«
Warum der Mann einen roten Kopf bekam, wusste ich nicht. Ich fragte ihn danach. »Gibt es etwas, was ich wissen müsste?«
»Ich habe den beiden diese Arbeit besorgt. Als Familie muss man schließlich zusammenhalten.«
»Ach, Sie sind miteinander verwandt?«
»So ist es. Was spielt das für eine Rolle?«
Ich antwortete nicht auf seine Frage, sondern wollte wissen, wie der Grad der Verwandtschaft denn aussah.
»Maria Sanchez ist meine Halbschwester. Wir haben eine gemeinsame Mutter. Zwar haben sich unsere Leben auseinander entwickelt, aber auch das Blut der Halbgeschwister ist immer noch dick genug, um die Bindungen aufrechtzuerhalten. Maria und ihr Mann Alfonso sind sogar angestellt. Aber sie wohnen nicht hier. Ihre Adresse habe ich Ihnen aufgeschrieben.«
»Gibt es noch weitere Verwandte?«
Er schaute mich an. »Wieso fragen Sie das?«
»Ich möchte nur erfahren, ob Sie noch welche haben, denen Sie helfen konnten.«
»Ja, ich habe noch mehr Verwandtschaft. Aber nicht hier, sondern in Mexiko. Meine Frau und ich werden auch bald wieder in die Heimat zurückgehen.«
»Und Ihre Halbschwester? Wie sieht es da mit Verwandtschaft aus?«
»Darum habe ich mich nie gekümmert. Ich weiß nur, dass sie eine Tochter haben, die ich aber nicht kenne. Sie heißt Tabea, und meine Halbschwester hat nie gern über sie gesprochen. Den Grund kenne ich nicht. Allerdings kann ich Ihnen sagen, dass Maria und Alfonso Sanchez in Yukatan zu Hause waren.«
»Wo die Tochter dort noch ist?«
»So sehe ich das.«
Ich nickte und lächelte. »Das waren meine Fragen, Mr Diaz. Mein Kollege wird mit Ihnen noch einiges zu bereden haben. Wenn Sie Schutz wollen, werden Sie sich an ihn wenden müssen.«
»Darüber denke ich noch nach.«
Ich verabschiedete mich und hatte nichts dagegen, dass Paul Clifton mich zurück in die Eingangshalle begleitete. »Sind Sie denn jetzt schlauer geworden?«
»Mal sehen.«
»Sie haben sich sehr für die familiären Verhältnisse der Diaz interessiert, wie ich hören konnte.«
»Das stimmt.«
»Und sehen Sie jetzt klarer?«
»Nein, aber ich habe einige Informationen erhalten, die Sie ja nun auch kennen.«
»Für mich ist die Fahndung nach dieser Mörderin am wichtigsten. Die Aufnahmen auf dem Video waren nicht so schlecht. Wir werden wohl ein brauchbares Foto herauslösen können.«
»Das wünsche ich mir auch.«
Die Leute von der Spurensicherung waren noch immer beschäftigt. Auch diesmal ging ich ihnen aus dem Weg, blieb aber vor der Tür wie vom Blitz getroffen stehen, denn jemand wollte soeben die Treppe hochgehen, tat es aber nicht, weil er ebenso überrascht war wie ich.
»John - du?«
»Hallo, Purdy«, sagte ich.
Es war tatsächlich Purdy Prentiss, die Staatsanwältin mit den rotblonden Haaren, die man aus dem Bett geholt hatte. Sie hielt mit der rechten Hand den Griff eines Aktenkoffers fest und trug einen hellen kurzen Mantel.
»Du siehst richtig, John.«
Ich ging ihr entgegen. »Und weiter? Ist das ein Fall, der…«
Sie winkte ab. »Diplomatische Kreise reagieren empfindlich bei Morden, die in ihrem Bereich geschehen. Dieser Doppelmord an zwei Leibwächtern eines hochrangigen Diplomaten hat sich rasant herumgesprochen. Mein Pech, dass ich so etwas wie Bereitschaft hatte. Jetzt bin ich hier. Einen Toten habe ich bereits gesehen. Der Mann sieht schlimm aus. Aber wie ist das mit dir? Ich sehe dich plötzlich hier vor mir stehen. Bist du auch in den Fall involviert?«
»Kann man so sagen.«
»Und wieso?«
Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie zur Seite. Wir gingen ein paar Schritte und blieben dort stehen, wo wir uns in Ruhe unterhalten konnten.
Purdy Prentiss war nicht nur eine gute Freundin von mir, mit der ich schon einiges erlebt hatte, sie gehörte auch zu den Menschen, die schweigen konnten, wenn man ihnen etwas anvertraute. Bei ihr musste ich kein Blatt vor den Mund nehmen.
Mit meinem Geständnis überraschte ich sie. »Den Mörder habe ich gesehen, Purdy. Es war eine Frau.«
»Oh.« Sie verzog das Gesicht. »Das ist nicht gut, John, wirklich nicht. Doch weiter. Kennst du den Namen und…«
»Nein, ich hatte sie verfolgt, und alles ist zudem aus einem Zufall heraus entstanden. Gib mir drei Minuten.«
»Okay.«
Ich fasste
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