1533 - Das Tarot-Rätsel
gab ihr dort einen Stoß, der sie zurückschleuderte, sodass sie auf das Blech fiel und dabei so etwas wie einen Paukenschlag produzierte.
»Sehr schön«, flüsterte er, »wirklich sehr schön.« Er wollte nach ihrem Kleid greifen, um den Stoff zu zerreißen, weil ihm einfach alles zu langsam ging.
Auch Lewis Gilbert hatte den Wagen verlassen. Er sagte nichts, er tat auch nichts, aber er hatte ein ungutes Gefühl. Ihm gefiel das alles nicht.
Bestimmt nicht, weil er Skrupel gehabt hätte, aber in seinem Innern hatte sich so etwas wie eine Warnung aufgebaut, die ihm klarmachte, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging.
Er sah die Frau rücklings auf der Haube liegen, fast eine klassische Position für Autofreaks, die Pferdestärken und Sex miteinander verbanden. Sie trug noch ihr weißes Kleid, das aussah wie ein unschuldiger Schutz, aber das war es nicht, was ihn störte.
Er vermisste ihre Angst.
Jede andere Frau hätte gewimmert, gefleht und gebettelt, und das tat diese Ethel nicht. Sie lag da wie auf dem Präsentierteller, schaute schräg in die Höhe, und ihr Blick bohrte sich in die Augen des Mannes vor ihr.
Der tat auch nichts!
Darüber wunderte sich Lewis ebenfalls. So kannte er Monroe gar nicht.
Der konnte sich wie ein Tier benehmen und nahm auf keinen Menschen Rücksicht, der ihm in die Quere kam.
Aber hier…?
Lewis Gilbert wollte ihn ansprechen, ließ es aber lieber bleiben, da hörte er auf seine innere Stimme.
Ethel sprach Monroe an. »He, wolltest du nicht was von mir, mein Freund? Bitte, ich warte…«
Mac schüttelte den Kopf.
»Ah, jetzt hör aber auf zu lügen«, sagte sie. »Natürlich hast du was von mir gewollt. Du wolltest mich vergewaltigen, du wolltest Spaß mit mir haben, und ich denke, dass dieser Spaß nicht nur dir vergönnt sein soll, sondern auch mir. Verstehst du?«
»Nein.«
»Ich will ihn jetzt haben!«
Gilbert, der Zuschauer, hatte den Eindruck, dass sich die Welt plötzlich verkehrt herum drehte. Was er da erlebte, das konnte nicht wahr sein.
So etwas hatte er noch nie erlebt. Das stellte alles auf den Kopf, und doch war es so.
Lewis Gilbert hielt den Atem an. Er schaute zu, wie sich diese Ethel von der Kühlerhaube in die Höhe drückte und dabei nicht mal die Hände als Stütze benutzte. Sie kam in die Höhe, als hätte man sie mit einem unsichtbaren Band hochgezogen.
Mac Monroe stand da, ohne sich zu rühren. Er hielt seinen Mund offen, was dem Gesicht einen dümmlichen Ausdruck verlieh, und er schaute einfach nur zu.
Um Gilbert kümmerte sich Ethel nicht. Sie blieb vor Mac stehen und sah ihn an. Dann bewegte sie ihre Lippen und sprach. »Wolltest du nicht was von mir? Bist du nicht so verdammt scharf gewesen? Bitte, du kannst es haben, ich werde dich nicht davon abhalten - da!« Sie breitete ihre Arme aus, um sich zu präsentieren, und jetzt wäre eigentlich der Zeitpunk gekommen, an dem Monroe hätte reagieren müssen, doch er tat nichts gar nichts.
Ethel musste seine Hand packen, um sie an ihren Körper heranzuführen.
Sie tat es mit Bedacht, und sie lächelte dabei sphinxartig. Auch dann noch, als sie die Hand gegen ihre linke Brust drückte und sie ein paar Mal darüber kreisen ließ. »Na…?«
Monroe sagte nichts. Aber tief in seiner Kehle wurde ein Laut geboren, der sich schon tierisch anhörte. Er fing an zu jaulen, er zuckte, er zuckte immer stärker, und Sekunden später tat er nichts mehr. Er blieb stehen wie ein Denkmal, wobei seine Hand noch immer auf der Brust der Frau lag, die sich umdrehte und sich nicht mehr um Mac Monroe kümmerte.
Gilbert Lewis war ihr egal. Gelassen öffnete sie die Fahrertür und setzte sich hinter das Steuer.
Lewis tat nichts. Er staunte nur. Er war völlig von der Rolle und glaubte, nicht mehr atmen zu können. Zum Glück stand er so weit vom Toyota entfernt, dass ihn die Frau beim Anfahren nicht streifte. Dicht an seinen Füßen rollten die Räder vorbei. Der Wagen wurde von der Lichtung gelenkt und fuhr in Richtung Straße…
***
Für Lewis Gilbert war eine Welt zusammengebrochen, und er musste sich erst einmal klarmachen, dass er noch am Leben war und es ihn nicht erwischt hatte.
Aber was war mit seinem Kumpan geschehen?
Mac Monroe stand noch immer auf der gleichen Stelle. Er schaffte es auch nicht, sich zu bewegen. Nicht mal seine Augen zuckten. Ein paar Blätter hatte der Wind vom Boden gelöst und gegen ihn geweht. Auch das nahm er regungslos zur Kenntnis.
Gilbert hatte plötzlich eine wahnsinnige
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