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1534 - Nocturnen-Alarm

Titel: 1534 - Nocturnen-Alarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die frische Luft zu kommen. „Bleib stehen!"
    Dao-Lin-H’ay glaubte ihren Ohren nicht trauen zu dürfen.
    Bildete Mei-Mei-H’ar sich wirklich ein, daß die ehemalige Voica Befehle von ihr entgegennehmen würde?
    Sie drehte sich langsam um. „Was willst du noch von mir?" fragte sie und spreizte drohend die Krallen. „Daß du es dir überlegst", erwiderte die Höchste Frau, und ihre Stimme klang hart.
    Sie war nicht mehr jung, diese Mei-Mei-H’ar, und sie hielt sich schon seit vielen Jahren in ihrem Amt. Mit Anstand und Ehre allein hatte sie das sicher nicht schaffen können. Dao-Lin-H’ay wußte das schon seit langem.
    Aber bisher hatte Mei-Mei-H’ar stets darauf geachtet, daß wenigstens nach außen hin der Schein gewahrt blieb.
    Warum gab sie sich jetzt eine solche Blöße?
    Zum Teufel mit dem Ehrenkodex der Telepathen! dachte Dao-Lin-H’ay. Typisch für die Terraner, so etwas zu erfinden. Bin ich etwa verpflichtet, mich an deren Gesetze zu halten? Ich bin es NICHT. „Ich werde darüber nachdenken", sagte sie, und dabei konzentrierte sie sich.
    Nach einer kurzen Pause, der Mei-Mei-H’ar keine besondere Bedeutung zumaß, fügte sie hinzu: „Obwohl ich das für ziemlieh überflüssig halte. Ich werde meine Meinung zu diesem Thema bestimmt nicht ändern."
    Mei-Mei-H’ar konnte die Doppeldeutung dieser Bemerkung nicht erkennen. Sie verzichtete glücklicherweise darauf, die ehemalige Voica abermals zurückhalten zu wollen.
    Es wäre ihr schlecht bekommen, denn Dao-Lin-H’ay befand sich in einer geradezu mörderisch schlechten Stimmung.
    Kochend vor Wut verließ sie die Halle des Rates. „Ich habe noch einmal mit Shan-Ga-T’ho gesprochen", sagte Ronald Tekener, als Dao-Lin-H’ay in das Hotel zurückkehrte. „Ich habe mich bei ihr entschuldigt. Sie hat es akzeptiert. Ich glaube, daß sie wirklich ganz in Ordnung ist. Sie hat mir jedoch ungewollt etwas verraten, das mich beunruhigt."
    Die Kartanin starrte ihn schweigend an.
    Sie wirkte geistesabwesend. Er hatte das Gefühl, daß ihre Blicke einfach durch ihn hindurchgingen. „Mir scheint", fuhr er nachdenklich fort, „daß die Bewohner des Ang-Uilin-Systems zu einem sehr beträchtlichen Teil von reiner Piraterie leben."
    „Das ist mir klar", knurrte Dao-Lin-H’ay. „Piraterie, Betrug, Glücksspiel - suche dir aus, was immer du willst!"
    „Sie scheinen dazu unter anderem gefälschte Passagesymbole zu verwenden. Auch die Familie T’ho dürfte an solchen Geschäften beteiligt sein."
    „Alle Familien auf Ang-Oeban sind das. Ich rufe die ARDUSTAAR zurück. Wir starten so bald wie möglich."
    „Das ist gut", sagte Ronald Tekener und runzelte die Stirn. „Trotzdem wurde ich gerne wissen, was du herausbekommen hast! Du weißt doch, was da vorgeht. Ich kann es dir ansehen."
    „Typisch Terraner", sagte sie ärgerlich. „Eure Neugier wird euch noch mal zum Verhängnis werden!"
    „Aber du wirst mich bestimmt nicht umbringen", erwiderte er und lächelte dabei. „Sei dir da nicht zu sicher", warnte sie spöttisch. „Es hat nichts mit den drei Suchern zu tun", erklärte sie dann. „Oder besser gesagt: Nur indirekt.
    In erster Linie geht es um den Paratau. Und aus diesem Grund müssen wir hinterher, und zwar sofort. Ich kann nur hoffen, daß es nicht schon zu spät ist."
    „Zu spät wofür?"
    „Um zu verhindern, daß die Leute in der CHIANG-LU eine fürchterliche Dummheit begehen! Es ist nur die CHIANG-LU - in der WO-MUN hat man keine Ahnung davon."
    Sie schüttelte den Kopf und lachte. „Es ist einfach nicht zu fassen!" murmelte sie und ließ sich in die niedrigen Polster der kartanischen Sitzecke fallen. „Weißt du, worauf sie es abgesehen haben? Auf den Paratau!"
    „Aber sie müssen doch wissen, daß das Zeug seit der Großen Katastrophe wirkungslos ist!"
    „Die Hohen Frauen wissen es. Giu-Nal-H’ay sicher auch. Sie wird es den anderen sagen, aber das wird nicht viel nützen. Sie denken, daß man den Nocturnen nur gut zureden muß. Daß diese Wesen lediglich ihre ...
    Produktion - nun ja, falsch gesteuert haben."
    Ronald Tekener schwieg. Er wußte beim besten Willen nicht, was er davon halten sollte. „Sie werden in eine Tauregion hineinfliegen", sagte Dao-Lin-H’ay. „Und sie haben keine Ahnung, wie groß das Risiko ist, das sie damit eingehen - für nichts und wieder nichts."
    „Der Paratau ist ungefährlich."
    „Aber die Nocturnen sind es nicht!" versetzte die Kartanin heftig. „Niemand weiß, wie sie reagieren werden, wenn plötzlich

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