1534 - Weg der Verdammten
wollte nicht mehr lange warten. Wenn es eine Lösung des Falls gab oder zumindest deren Ansatz, dann würden wir ihn in dieser alten Komturei finden. Das stand für mich fest.
»Dann ziehen wir sofort los.«
»Genau das wollte ich vorschlagen.«
»Und was ist mit Claudine Petit?« Ich hatte den besorgten Ton aus Godwins Worten hervorgehört. Ich konnte es auch verstehen, hob selbst die Schultern und sagte: »Mitnehmen können wir sie nicht. Niemand weiß, welche Gefahren dort auf uns lauern. Das Risiko ist zu groß. Sie wird hier in ihrem Zimmer bleiben müssen. Das gibt ihr zwar keine hundertprozentige Sicherheit, aber was sollen wir machen?«
»Aber sie ist eine Zeugin.«
»Ja, das weiß ich, Godwin. Nur denke ich, dass wir durch unser Erscheinen die andere Seite ablenken können. Ich gehe mal davon aus, dass die Komturei und deren Umgebung ihr Gelände ist. Vielleicht ist sie verflucht worden. Wer kann das sagen?« Ich hob die Schultern. »Ich möchte keine Prognose stellen.«
»Sagst du ihr Bescheid? Ich warte unten und rede noch mit der Wirtin.«
»Ist schon okay.«
Godwin de Salier nahm den Würfel und steckte ihn ein. Er war zwar größer als ein normaler, aber er passte durchaus in die Jackentasche, auch wenn sie sich ausbeulte.
Ich klopfte kurz an Claudines Tür und hatte wenig später das Zimmer der jungen Frau betreten. Sie erschrak und entspannte sich schnell wieder, als sie mich erkannte.
»John…«
»Ja.« Ich lächelte.
»Ist alles in Ordnung?«
»Für Sie schon, Claudine.«
Ihr Blick nahm einen misstrauischen Ausdruck an.
»Was heißt das - für mich? Nicht auch für Sie?«
»Nein, wir stehen noch am Anfang. Wir werden weiterhin suchen und nachforschen müssen. Aber nicht hier im Ort. Wir werden zu diesem alten Gemäuer gehen und…«
»Ich nicht!«, schnappte sie.
»Genau deshalb bin ich gekommen. Ich wollte Sie fragen, ob Sie damit einverstanden sind, dass Sie hier im Haus bleiben. Ich denke, dass Sie an diesem Ort einigermaßen sicher sind.«
Es war nur ein Vorschlag gewesen, und ich wusste, dass sie darüber nachdenken musste, was sie auch tat. Begeistert sah sie nicht aus, aber sie stimmte schließlich zu.
»Ja, es ist wohl besser. In der Hütte kann ich nicht bleiben. Aber finden wird man mich überall.«
»Ich hoffe doch, dass wir dies verhindem können. Wer weiß denn, schon abgesehen von uns, dass Sie hier sind?«
»Stimmt auch wieder«, gab sie mir flüsternd recht. »Aber ich habe trotzdem Angst.«
»Das ist verständlich. Nur gibt es Situationen im Leben, wo man Vertrauen haben muss. Das ist hier der Fall. Bitte, Sie müssen es tun, Claudine. Es ist der beste Weg. Und wir werden auch nicht für ewig fortbleiben, aber nur in diesem alten Gemäuer werden wir weiter kommen, davon gehen wir einfach aus.«
»Ja, wenn Sie das sagen.«
Ich umfasste ihre Hände und spürte, dass die Haut kalt war und leicht feucht. »Keine Sorge, Claudine, das ziehen wir durch. Wir kommen dann später zu Ihnen.«
»Ja, ich warte.«
Ein gutes Gewissen hatte ich nicht, als ich das Zimmer verließ. Ich spürte meinen Herzschlag recht heftig. In meiner Kehle lag ein leichtes Kratzen.
Godwin fand ich unten. Er stand schon neben dem Wagen und schaute in den Himmel, der dabei war, seine normale Tagesfarbe zu verlieren.
Sehr bald würde die Dunkelheit hereinbrechen.
»Was sagt sie, John?«
»Na ja, sie war nicht gerade begeistert.«
»Kann ich mir denken.«
Ich öffnete die Beifahrertür und stieg ein. »Jedenfalls ist es die beste Lösung für alle.«
»Wollen wir hoffen«, erwiderte der Templer und startete…
***
Das Ziel zu finden war kein Problem. Zudem half uns das noch schwach vorhandene Tageslicht. Den Ort ließen wir hinter uns und mussten wenig später von der Straße weg, um auf einen Weg zu gelangen, der mehr den Namen Piste verdiente. Jedenfalls war er nichts für unseren BMW, da wäre ein Geländewagen besser gewesen.
Da wir nicht sprachen, konnten wir uns auf die Fahrt konzentrieren. Ich hielt die Augen ebenfalls offen, und bereits aus einer gewissen Entfernung stellte ich fest, dass wir es dort mit einem Bau zu tun hatten, an dem der Zahn der Zeit heftig genagt hatte. In ihm würde sich auch niemand aufhalten.
Steil war die Strecke nicht. Sie führte nur in einer leichten Steigung hinauf, und wir merkten auch, dass sich der Belag der Piste unter uns veränderte. Steine ragten an einigen Stellen wie starre Fäuste aus der Oberfläche.
Ich hielt nach irgendwelchen
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