1534 - Weg der Verdammten
Dingen Ausschau, die nicht in das normale Bild passten, aber die Umgebung blieb so, wie wir sie von Beginn an gesehen hatten.
Es passierte nichts. Die Natur schwieg. Sie zeigte auch keine Veränderung, und ein Mensch war ebenfalls nicht zu sehen. Die Stille des vergehenden Tages hielt uns umfangen.
Der umgekippte Transporter des toten Alain Roi war verschwunden.
Es gab nur die normale Umgebung, und es gab plötzlich die Durchfahrt oder das Tor, das vor uns auftauchte und uns in den Innenhof der Komturei führte.
Über dem Tor ragten zwei nebeneinander stehende Turmstümpfe in den Himmel. Sie waren nicht besonders hoch, aber sehr kompakt. Jeder Turm wies zwei Bogenfenster auf, die übereinander standen und aussahen wie Kirchenfenster ohne Glas.
Vor dem Torbogen hielt Godwin den BMW an.
»Was sagst du?«, fragte er.
»Alles normal.«
»Und dein Kreuz?«
»Zeigt keine Reaktion.«
Er nickte und meinte trotzdem, dass wir auf dem richtigen Weg zum Ziel waren. Danach gab er langsam Gas, und so rollten wir im Schritttempo auf den Innenhof zu.
Die Natur kennt kein Erbarmen. Wenn der Mensch sie bekämpfte und zurückdrängte, war sie in der Lage, das verlorene Terrain wieder zu erobern, wenn sich die Menschen zurückgezogen hatten.
Genau das war auch hier geschehen. An den Mauern wuchsen die Pflanzen hoch. Langes Gras, ein paar Blumen schauten aus den Ritzen hervor, und eine dicke Moosschicht bedeckte die großen Quader. An den Wänden rechts und links waren auch Steine herausgebrochen und lagen auf dem Boden. Wir rollten langsam an ihnen vorbei und fuhren in den Innenhof, der unser eigentliches Ziel darstellte.
Er war leer.
Nichts anderes hatte ich erwartet, obwohl der Würfel ein anderes Bild wiedergegeben hatte. Der Templer drehte den Wagen und stellte ihn so hin, dass er mit der Schnauze zur Durchfahrt zeigte. Dann stellte er den Motor ab und überließ uns in den nächsten Sekunden der Stille, die uns gelegen kam, weil wir so unsere Gedanken sammeln konnten.
»Enttäuscht, John?«
»Nein, wirklich nicht. Ich habe mir keine Gedanken gemacht. Ich habe gelernt, alles auf mich zukommen zu lassen, und hoffe, dass es auch in diesem Fall so sein wird.«
»Wo willst du dich umschauen?«
»Erst mal hier auf dem Hof.«
»Okay, dann bleibe ich im Wagen sitzen.«
»Wie du willst.« Ich fragte meinen Templerfreund nicht nach den Gründen. Er wusste selbst, was er zu tun hatte.
Nachdem ich den Wagen verlassen hatte, fiel mir zunächst die Kühle auf. Sie war normal und trotzdem anders. Auch außerhalb des Innenhofs war es nicht warm, aber die Kühle hier war mit der anderen nicht zu vergleichen. Sie kam mir irgendwie klebrig vor. Als hätte sie sich in einer Nebelnässe versteckt, die dann den Körper umfing wie ein feuchtes Tuch.
Ich blieb nicht stehen. Um den BMW herum drehte ich meine Runden und suchte nach einem Punkt, der wichtig für mich war. Die alte Komturei war keine Burg, aber man hatte sie ähnlich angelegt, um sich vor Feinden zu schützen. Die Bauten standen hier im Innenhof. Häuser, die nicht gerade hoch und breit waren, aber durch die Außenmauer geschützt wurden. Sie duckten sich praktisch in deren Schatten.
Nur hatten die Mauern den Angriffen damals nicht widerstehen können.
An einigen Stellen war sie zertrümmert worden. Da gab es Löcher und Risse, die wir bei unserer Ankunft nicht gesehen hatten, denn das Portal war völlig in Ordnung, das zeigten auch die beiden unversehrten Türme an, die so trutzig über dem Torweg aufragten.
In den Häusern und auch außerhalb musste es gebrannt haben. Kalter Rauch war zwar nicht zu riechen, und doch gab es Anzeichen, die nicht übersehen werden konnten. Geschwärztes Mauerwerk, offene Durchgänge in den kleinen Bauten. Kein Glas mehr in den Fenstern, falls die Gebäude damals schon damit ausgerüstet gewesen waren, denn die Glasherstellung war damals nicht einfach und sehr teuer gewesen.
Drei Gebäude zählte ich, die so etwas wie eine Heimat der Templer gewesen waren. Ich dachte daran, dass sie große Hoffnungen darauf gesetzt hatten und dann leider passen mussten, denn ihre Feinde waren offensichtlich zu mächtig gewesen.
Es musste gnadenlose und sehr blutige Kämpfe gegeben haben. Und nur mit einer gewaltigen Übermacht hatten es die Feinde der Templer geschafft, den Orden zu zerstören. Das heißt, nicht ganz. Es hatte immer wieder Inseln gegeben, auf denen sie sich hatten zurückziehen können.
Und eine dieser Inseln war wohl die Komturei
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