Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1534 - Weg der Verdammten

1534 - Weg der Verdammten

Titel: 1534 - Weg der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
in ihr das Gefühl der Einsamkeit immer mehr verstärkte.
    Eigentlich war sie sich keiner großen Schuld bewusst. Okay, sie war dabei gewesen, als sie den Friedhof geschändet hatten, aber dafür brachte man keinen um. Dass es ihre beiden Mitbewohner erwischt hatte, ließ sie innerlich zittern und frieren, und so rechnete sie damit, dass noch längst nicht alles vorbei war.
    Warten auf Hilfe!
    Das war es, was durch ihren Kopf schoss. Ob es allerdings auch zutreffen würde, stand in den Sternen.
    Sie war also gezwungen zu warten. Claudine trug keine Uhr, und so hatte sie das Gefühl, in einem zeitlosen Raum zu schweben.
    Mal saß sie auf dem Bett, mal ging sie zum Fenster, und sie öffnete es auch, um nach draußen zu schauen. Viel mehr als die Stadtmauer sah sie nicht. Erst als sie sich weit hinausbeugte und nach links schaute, sah sie Hausdächer, schmale Gassen, Lichter, die irgendwie fern wirkten, als hätten sie sich von ihr distanziert. Und über allem schwebte diese graue Dunkelheit mit einem Himmel ohne sichtbare Gestirne.
    Die Luft war kälter geworden. Sogar Bodenfrost war in der Nacht möglich, und Claudine dachte daran, dass sie zu dünn für eine Frostnacht angezogen war.
    Es war auch nicht still im Haus. Geräusche hörte sie immer, aber sie vernahm auch Stimmen aus der unteren Etage. So wurde sie wieder daran erinnert, dass sie sich in einem Gasthaus befand und nicht in einem normalen Wohnhaus.
    Kein Mensch wartet gern. So erging es auch Claudine Petit. Das Gefühl des Hungers wurde stärker in ihr. Durst hatte sie ebenfalls, doch beide Gefühle waren nicht so stark wie die Angst, die immer noch auf ihre Psyche drückte.
    Wie ging es weiter?
    Wie würde sie reagieren, wenn es hart auf hart kam? Und dann fragte sie sich, was die andere Seite überhaupt mit ihr vorhatte.
    Die junge Frau war nicht in der Lage, sich darauf eine Antwort zu geben.
    Es konnte, es musste etwas sein, doch an den Tod wollte sie nicht denken.
    Jemand klopfte von außen her gegen die Tür!
    Claudine war so tief in ihre eigenen Gedanken versunken gewesen, dass dieses nicht eben laute Geräusch sie zusammenzucken ließ und ihr dabei sogar das Blut in den Kopf schoss.
    Ein erneutes Klopfen!
    Claudine holte tief Luft. Ihr Blick wurde starr, als sie auf die Tür schaute.
    Sie fühlte sich wie auf einer dünnen Eisschicht stehend, konnte nichts erwidern, und das war auch nicht nötig, denn jemand drückte die Tür nach innen.
    Gefahr?
    Claudine hielt den Atem an. Sie hatte dabei das Gefühl, von einem Geist umarmt zu werden, der sie fest an sich presste. Sie konnte kein Wort sprechen und brachte nur einen unartikulierten Laut hervor, das war alles.
    Auf der Schwelle stand der Besitzer, der Claudine nicht eben freundlich anschaute. Eine Hand ließ er auf der Klinke liegen, als er anfing zu sprechen.
    »Du hast Besuch.«
    »Bitte?«
    »Besuch für dich.«
    »Ja, das habe ich gehört. Wer ist es denn?«
    »Magnin.«
    Claudine erschrak, und eine heiße Welle schoss in ihren Kopf. Sie wusste, wer dieser Magnin war, obwohl sie nicht im Ort hier lebte.
    Deshalb sprach sie auch einen bestimmten Begriff flüsternd aus.
    »Der Totengräber?«
    »Ja, der ehemalige.«
    »Sag ihm, dass er verschwinden soll!«
    Der Wirt öffnete den Mund. Er lachte nicht, er deutete diese Reaktion nur an. Danach flüsterte er: »Nein, nein, Süße, so haben wir nicht gewettet. Wenn Magnin hier erscheint, wird er seine Gründe haben. Ich jedenfalls schicke ihn nicht weg.«
    »Aber ich will ihn nicht sehen, verdammt!« Sie trat mit dem rechten Fuß auf.
    Sehr bedächtig schüttelte der Wirt den Kopf und zeigte zudem ein breites Grinsen. »Einer wie er lässt sich nicht wegschicken, das solltest du wissen. Ich denke, du machst dich besser bereit. Er wird sonst hoch zu dir kommen und dich holen. Willst du das?«
    »Nein, nein«, erklärte sie hastig und setzte noch eine Frage hinterher.
    »Was will er denn von mir?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, tut mir leid. Ich bin kein Hellseher. Er will ja was von dir und nicht von mir. Also denke ich, dass du ihm den Gefallen tun solltest.«
    Sie atmete schwer und wusste, dass ihr nur Sekunden blieben, um eine Entscheidung zu treffen. Sie deutete ein Nicken an.
    »Ja, ich gehe mit.«
    »Das ist gut.«
    Claudine sah, dass sich der Wirt nicht zurückzog. Er stand weiterhin an der Tür und wartete auf sie. Sie fühlte sich schlecht, sie hatte Angst, aber sie überwand sich und ging zitternd auf die Tür zu, an der man sie

Weitere Kostenlose Bücher