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1536 - Ghoul-Parade

1536 - Ghoul-Parade

Titel: 1536 - Ghoul-Parade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgefüllt. Jetzt sah Johnny eine andere Mitarbeiterin dort sitzen, die er nicht kannte. Es war eine ältere Frau, die sehr streng blickte und keine Lust zu haben schien, die Studenten zu bedienen, die sich Bücher ausliehen.
    »Hallo«, sagte Johnny.
    Sie hob den Kopf und zwinkerte mit ihren runden Vogelaugen. »Name und welches Buch?«
    »Ich heiße Johnny Conolly. Aber ich will mir kein Buch ausleihen.«
    »Ach, warum sind Sie dann hier?« Die Frage hatte schon böse geklungen. So verhielt sich nur jemand, der frustriert war.
    »Ich möchte zu Ken Crichton«, erklärte Johnny und beugte sich dabei etwas vor.
    Die Frau staunte und zuckte zurück. »Was wollen Sie? Zu Mr Crichton?«
    Sie begann glucksend zu lachen. »Nein, das ist nicht möglich. Sie müssen einen Termin haben. Und den können Sie nur bei mir bekommen. Außerdem, was wollen Sie denn von ihm?«
    »Das sage ich ihm selbst.«
    »Geht nicht. Sie…«
    Jemand unterbrach die Frau mit einer dunklen Stimme. »Es geht doch, denn ich bin hier.«
    Die Mitarbeiterin erschrak. Sie flüsterte den Namen ihres Chefs, während sich Johnny umdrehte und aus dem Halbdunkel eines Flurs einen Mann hervortreten sah.
    Er war groß, schlank, das dunkle Haar lag wohl gekämmt auf seinem Kopf, und seine Lippen umspielte ein Lächeln.
    Johnny blickte in ein etwas lang gezogenes Gesicht, in dem die langen Koteletten auffielen.
    »Da sind Sie ja, Mr Crichton.«
    »Genau, und Sie wollten mich sprechen?«
    »Ja, gern. Ich heiße Johnny Conolly und studiere hier an der Uni.«
    »Aber Sie sind nicht hier erschienen, um sich ein Buch auszuleihen. Oder etwa doch?«
    »Nein, darum geht es nicht.«
    »Dann reden wir doch miteinander. Kommen Sie mit.« Seine Hand deutete in das Halbdunkel des Gangs. »In meinem Büro spricht es sich besser, denke ich mal.«
    »Danke.« Johnny lächelte, was nur gespielt und nicht echt war. Er dachte an John Sinclairs Warnung, und sein Herz klopfte schneller, als er neben dem Bibliothekar den Flur betrat, dessen Ende nicht zu erkennen war.
    In der Mitte des Flurs lag das Büro auf der rechten Seite.
    Crichton öffnete die Tür und ließ Johnny eintreten, der sehr bald das Gefühl hatte, sich in einer verkleinerten Form der großen Bücherhalle zu befinden, denn auch das Büro war vollgestopft mit Folianten. Zwei Nischen wiesen die Regalreihen auf. In ihnen befanden sich Türen, die zu Nebenräumen führten. Es gab auch ein Fenster, dessen Vorhänge offen waren, und so fiel der Blick in den herbstlichen Garten.
    An die moderne Zeit erinnerte der Computer, und Johnny wurde ein Platz in einem bequemen Ledersessel angeboten, der ihn an das Möbel erinnerte, das im Arbeitszimmer seines Vaters stand.
    »Bitte, möchten Sie etwas zu trinken haben?«
    »Nein, danke, so lange bleibe ich nicht.«
    »Wie Sie möchten, Mr Conolly.«
    Crichton nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er trug ein grünes Jackett und darunter ein beigefarbenes Hemd mit kleinen Karos. Um den Hals hatte er ein Seidentuch geschlungen.
    »Tja, jetzt höre ich zu, Mr Conolly, und ich überlege, ob ich Sie kenne.«
    »Das kann schon sein. Ich habe die Bibliothek einige Male aufgesucht. Sie ist ausgezeichnet und wird auch gut geführt.«
    »Danke, aber das wollten Sie mir bestimmt nicht sagen.«
    »Nicht primär. Es geht um etwas anderes, und zwar um einen meiner Mitstudenten. Ed Robson.«
    Der Bücherwurm runzelte die Stirn. »Verzeihen Sie mein Unwissen, aber müsste ich ihn kennen?«
    »Ich denke schon.«
    »Bitte?«
    »Er gehört zum Kreis.«
    Ken Crichton sagte nichts. Nur seine dunklen Augenbrauen wanderten aufeinander zu. Er hob die Schultern und zwang sich zu einem Lächeln, was Johnny als unecht einstufte.
    »Zum Kreis?«, wiederholte er.
    »Ja.«
    »Bitte, ich bin kein Mathematiker und habe weder mit Kreisen, mit Vierecken noch mit Parabeln zu tun. Da sind Sie…«
    »Pardon, wenn ich Sie unterbreche. Aber dieser Kreis hat mit Mathematik nichts zu tun. So nennt sich eine Gruppe von Studenten, die sich zusammengefunden haben.«
    »Ah, so ist das.«
    »Und ich habe gehört, dass auch Sie dazugehören.«
    »Von wem?«
    »Ed Robson.«
    »Schon wieder dieser Name.«
    »Er sagt Ihnen doch etwas - oder?«
    Crichton lehnte sich zurück. »Ja, wenn ich näher darüber nachdenke, schon.«
    Aha!, dachte Johnny. Jetzt lässt er die Katze aus dem Sack.
    Conolly junior spürte in seinem Innern so etwas wie das Jagdfieber erwachen. Aber bevor er noch etwas sagen konnte, übernahm der Bibliothekar

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