1538 - Der Thron von Arkon
„Das hat schon seinen Sinn, Alter! Vielleicht will dich das, was du Instinkt nennst, an gewisse Transmittervorfälle erinnern. Ich denke noch daran, denn auch ein Extrahirn fühlt den Schmerz.
Nun werde nicht gleich wütend! Ich schweige ja schon."
Aktet Pfest hatte die Plattform des Empfangsgeräts bereits verlassen. Langsam, fast stapfend, schritt er in den Transmittervorraum hinaus.
Er zählte zum Hochsicherheitstrakt des Syntronnetzwerks und konnte per Transmitter nur von mir und durch mich autorisierten Personen betreten werden.
Das hatte seinen guten Grund!
Von hier aus war es möglich, ZEKOMARKS Befugnisse aufzuheben, sie entgegen den Sicherheitsprogrammen zu verändern oder das Supergehirn durch eine Totalsperre der Energiezufuhr zu blockieren.
Die Befehlsanlagen waren relativ klein und absolut autark. Die in den beiden separaten Hochleistungs-Syntronrechnern verankerten Programme waren dergestalt auf ZEKOMARK abgestimmt, daß ich ihn damit beherrschen konnte. „Richtig! Traue nie einem Roboter, auch wenn er verläßlich erscheint", mahnte mein Extrahirn.
Ich hörte darüber hinweg und verließ ebenfalls den Transmitterbereich.
Kassians offenes, sympathisches Gesicht hatte sich seltsam verspannt. Mir war, als horche er in sich hinein.
Langsam zog er eine schwere, unkonventionell gebaute Waffe aus der großen Gürteltasche.
Kassians Zyklopvierfach-Komber sah nicht nur gemeingefährlich aus - er war es auch. Waffen dieser Art waren nur in ganz wenigen Stückzahlen gebaut worden. Sie zählten fraglos zu den aufwendigsten Geheimkonstruktionen der Cantaro. „Weg mit dem Z4K!" fuhr ich ihn an. „Willst du uns und ZEKOMARK in die Luft jagen?"
„Bereitschaft ist alles", wiederholte er eine meiner ständigen Mahnungen. „Sieh dir mal die Kontrollanzeigen an. Deine syntronischen Kontrolleure haben auf einen Bereich umgeschaltet, den du Imperiale Hochrangspezifikation nennst. ZEKOMARK schreit vor Schmerzen, ohne ein Schmerzmittel zu finden."
Diese Definition war typisch für Kassian. Er hatte unter anderem die neue ATLANTIS konstruiert.
Ich hatte die Veränderung ebenfalls bemerkt. Der IHS-Fall war noch nie eingetreten, doch nun schien das genialste Syntronnetzwerk der Nachmonos-Zeit tatsächlich verwirrt zu sein.
Ich gab es auf, eine Lösung finden zu wollen. Das konnten bestenfalls hochkarätige Könner wie Fulgen feststellen - und die würden noch eine gewisse Zeit dafür brauchen.
Die meterstarken Panzerwände der IHS-Zentrale veränderten sich an der Stelle, wo der benachbarte Hauptschaltraum angrenzte.
Dort saß Yart Fulgen vor den Kontrollen, die ihm anscheinend gegen seinen Willen entglitten waren.
Die Umwandlung des festen Materials zur formenergetischen Struktur war im Verhalten der Großrechenanlage begründet. Im Störfall war es nicht mehr möglich, die vorhandene Panzertür zu öffnen, durch die man normalerweise den Schaltraum betreten konnte.
Ich rannte hinüber zu den Kontrollen und rief die Selbstdiagnose im Bereich der Imperialen Hochrangspezifikation ab.
Natürlich konnte es der syntronische Kontrolleur nicht unterlassen, meinen Bewußtseinsinhalt zu testen. Dabei ging es nicht um mich, sondern um die beiden Personen, die ich mitgebracht hatte. Die Syntronik wollte wissen, ob sie mit meinem, oder gegen meinen Willen angekommen waren.
Die wenigen Sekunden der Überprüfung wurden für mich zu Ewigkeiten. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, daß Aktet Pfest nun ebenfalls die Dienstwaffe schußbereit machte.
Gleichzeitig gab sein TRUV-System Alarm. Die Schutzschirmprojektoren wurden auf Soforterstellung hochgefahren.
Endlich löste sich die einer SERT-Haube gleichende Kontrolleinrichtung von meinem Schädel.
Ich konnte wieder klar sehen. Über die Tastaturen der IHS-Befehlsgebung erloschen die flimmernden, ausnahmslos tödlich wirkenden Energieschutzfelder.
Ich zögerte noch, ZEKOMARK radikal abzuschalten. Wenn etwas mit dem offensichtlichen Störfall fertig werden könnte, dann die Großsyntronik selbst.
Da hörte ich Aktet Pfest im Tonfall tiefster Ungläubigkeit sagen: „Das darf nicht war sein!
Fulgen hat sich Ondri Nettwon geholt. Ich verstehe nichts mehr."
Im selben Augenblick schaltete mein TRUV-System den ersten Abwehrschirm ein. Die Sensoren hatten etwas erfaßt, das sie zu der Maßnahme bewog.
Die Formenergiewand war fast völlig durchsichtig geworden. Die Störimpulse meines Abwehrschirms verursachten leichte Verzerrungen, aber Ondri Nettwon war einwandfrei
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