1538 - Der Thron von Arkon
die Thermoentladungen hatten bereits zu einem Hitzestau geführt.
Fulgen beendete seine Schaltungen in dem Augenblick, als die Manifestation dicht vor meinem Paratronschirm stand. Fast gleichzeitig übertönte eine wohlbekannte Frauenstimme die Geräuschkulisse.
ZEKOMARK meldete sich endlich. „Ich übernehme Hochrangbenutzer-Vollmacht. Ich stehe jederzeit zu deiner geneigten Verfügung."
Ein Heulen wurde vernehmbar. Es wurde immer schriller und derart zermürbend, daß mein TRUV-System auf totale Absorption schaltete. Dennoch konnte es die Geräuschwoge nicht ganz auffangen.
Yart Fulgen wurde plötzlich von einer violetten Energieaureole eingehüllt. ZEKOMARK hatte ihn sofort abgesichert.
Ondri Nettwons Manifestation schien zu erstarren. Die nach mir greifenden Hände begannen zu flattern.
Sekunden später verwischten sich die scharfen Umrisse des Gebildes. Es begann zu rotieren, bis es sich zu einer immer schlanker werdenden Spindel verformte.
Nach einem letzten Heulton verschwand die Erscheinung wie ein nach oben abgestrahlter Blitz.
Mein Gehör funktionierte noch nicht richtig. ZEKOMARKS einschmeichelnde Stimme war kaum zu verstehen. „Störung beseitigt, Notstrombetrieb wieder aufgegeben. Die aus den Gravitrafspeichern entnommene Energie sollte durch eine baldige Flutung ersetzt werden. Ich bitte sehr um geneigtes Verständnis."
Anschließend wurde es still in den beiden Räumen. Pfest und Kassian stiegen durch das klaffende Loch in der Stahlwand. Ich schaltete ebenfalls meinen Paratronschirm ab.
Die erhitzte Luft wurde bereits abgesaugt und erneuert. Ein kühler Hauch umstrich meine Wangen.
Schließlich standen wir vor einem leichenblassen Syntronstatistiker, dessen Lippen vergeblich einige Worte zu formen versuchten.
Kassian unterbrach das bedrückende Schweigen. „War das nun ein Kunstfehler von dir, oder haben wir beim Bau von ZEKOMARK etwas übersehen?"
Fulgens bebende Hände fanden endlich Halt auf den Sessellehnen. Er versuchte nicht einmal eine Beschönigung. Seine Aufrichtigkeit tat fast schon weh. „Es war mein Fehler", gestand er unterdrückt. „Ich war stolz darauf, unbemerkt in die Zentralsyntronik von Stiftermann III eingedrungen zu sein. Tatsächlich hat mich der Umsorgungsdienst bewußt hineingelassen, mit dem Ziel, Atlan mit meiner Hilfe zu töten. Jetzt wird mir auch klar, wieso ich unangefochten mit dem UBI ESKommando abfliegen konnte. Ich sollte nach Arkon gehen!"
Ich suchte mir einen Platz. Mir schwindelte. Was hatte er gesagt? Das sollte eine Planung gewesen sein?
Danach zu urteilen, hatten wir die cantarischen Hinterlassenschaften weit unterschätzt.
Fulgen ahnte meine Gedankengänge. „Die Dateien, die man mir unterschob, enthielten das Sonderprogramm, das ihr erlebt habt. Ich habe ZEKOMARKS Warnungen falsch eingestuft. Durch meine Alphabefehle und Identifikations-Wiederholungen wurde es derart blockiert, daß es die Abwehr nicht rechtzeitig einleiten konnte. Hättest du die Imperiale Hochrangspezifikation eingesetzt, wäre ZEKOMARK endgültig hilflos gewesen. Nur das Netzwerk konnte die Manifestation beseitigen."
Ich starrte Fulgen wie gebannt an. Kassian und dem Überschweren erging es nicht viel besser. „Spinnst du eigentlich?" polterte Aktet Pfest wütend.
Yart Fulgen sah mich hilfeflehend an. Pfest war überfordert. Kassian dagegen war die Nachdenklichkeit selbst. „Wie kam es zur psionischenergetischen Darstellung dieser Frau?" wollte er wissen. „Du kanntest sie gut, ja?
Hast du tagelang intensiv an sie gedacht, vielleicht genaue Vorstellungsbilder entwickelt?"
Kassian war genau auf der richtigen Spur. Ich sah schon etwas klarer. „ZEKOMARKS verführerische Stimme hat mich genötigt, ständig an Ondri Nettwon zu denken", gestand Fulgen verlegen. Sein Gesich rötete sich. „Durch die Psikontrollen wurden meine Erinnerungen an sie in das Vernichtungsprogramm integriert. So kam es zu Ondris korrekter Darstellung."
Diesmal traf mich ein Blick des Vorwurfs. Fulgen fügte erklärend hinzu: „Hätte ich beispielsweise ständig an einen Riesenlaubfrosch gedacht, wäre ein solcher manifestiert worden."
Pfest blies die Wangen auf, stieß geräuschvoll die Luft aus und wandte sich dann seinem Befehlsgerät zu.
Zahlreiche Leute wollten wissen, was im Nervenzentrum der Großsyntronik eigentlich geschehen sei.
Fulgen erklärte noch eine Menge Dinge, die wir nur mit viel Phantasie akzeptieren konnten.
Sicher war, daß ihm Ähnliches nicht noch einmal
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