1538 - Teufelspilger
Augenblick mit seinen Klauenhänden zugreifen will. Aus seinem Mund zischte etwas hervor, das Lintock nicht verstand. Dafür sah er, wie der Glatzkopf seine rechte Hand vorstreckte und die Krallen sich Lintock näherten, bis sie sich um seinen Hals legten.
Matt hielt die Luft an.
Das waren keine normalen Finger, die seinen Hals umspannten. Für ihn waren es dicke, knotige Fäden.
Aber in ihnen steckte Kraft, und sie packten nicht nur zu, sondern zogen auch, sodass Lintock nichts anderes übrig blieb, als dieser unheimlichen Gestalt zu folgen.
Die Tür war weit aufgezogen worden. Es gab kein Hindernis mehr, und Lintock wurde in das Innere des alten Baus geschafft. Er hatte sich vorgestellt, in einen Hof zu gelangen, was nicht zutraf, denn er stolperte in einen Raum hinein, der ihm auf den ersten Blick sehr kahl vorkam.
Erst als sich die Klaue von seinem Hals löste, sah er mehr und konnte dabei wieder normal atmen.
Vor ihm und noch recht weit entfernt befand sich eine Wand ohne Öffnungen. Sie sah normal aus, aber das nur beim ersten Hinschauen.
Denn als sich Lintock konzentrierte, da entdeckte er innerhalb dieser graubraunen Mauer einen andersfarbigen Ausschnitt, der ihn wieder an eine Tür erinnerte.
War das der Zugang zur Hölle?
Er musste sich einfach darüber Gedanken machen, aber noch tat sich nichts. Zumindest wurde Lintock nicht in das Geschehen einbezogen, denn das diktierte Adrian.
Er bewegte sich von Matt weg und ging auf den Ausschnitt in der Wand zu.
Lintock rechnete damit, dass sich dieser öffnen würde, um einen Durchgang freizugeben, doch da irrte er sich. Die Wand blieb geschlossen.
Mit dem Rücken zu ihr blieb Adrian stehen.
Nicht einmal kam Lintock der Gedanke an Flucht. Die Fesseln saßen einfach zu stramm.
Die Stille gefiel ihm nicht. Er wollt sie auflösen und stellte eine Frage.
»Wo bin ich hier?«
Bisher hatte Adrian nicht normal mit ihm gesprochen. Jetzt tat er es, und er sprach mit einer Stimme, die boshaft klang und nur schwer zu verstehen war.
»Du bist auf dem Weg zur Hölle. Ich habe das Kloster übernommen, ich habe aus ihm einen Stützpunkt des Teufels gemacht. Er hat es mir erlaubt, einen Weg in die Hölle zu graben, einen Tunnel, durch den Menschen gehen können, um zu erleben, was die Hölle ist. Aber sie müssen auch ihren Preis dafür bezahlen. So ist es immer gewesen, und schon vor langer Zeit hat es Menschen gegeben, die dieses Geheimnis kannten. Du wirst viel zu sehen bekommen, aber du musst auch den Preis dafür bezahlen - so wie dein Freund draußen.«
»Ich will es aber nicht.«
»Du wirst es müssen. Andere vor dir haben es auch gemusst. Es ist nur länger her, sie sind längst Vergangenheit. Aber ich bin da, um alles wieder aufleben zu lassen. Menschen sollen sich erinnern, was vor langer Zeit geschah.«
Matt Lintock schüttelte den Kopf. Er sah, dass sich dabei Schweißperlen von seiner Haut lösten.
»Ich habe mit der Hölle nichts am Hut, verdammt! Sie interessiert mich nicht.«
»Das wird sich ändern.«
Matt wollte noch etwas sagen, zumindest widersprechen, doch Adrian hatte etwas anderes vor. Er hob seine Krallenhände an und legte sie gegen seinen Kopf.
In den folgenden Sekunden geschah etwas Unglaubliches. Die Hände blieben, wo sie waren, der Kopf zwar auch, aber er wurde gedreht, als bestünde der Hals aus einem Gewinde.
Lintock hielt den Atem an. Er schüttelte den Kopf. Er sah etwas, das es nicht geben konnte, denn dieser Adrian drehte seinen Kopf bewusst langsam herum.
Und dann schaute er rückwärts nach vorn. Wie auch Percy Piper. Aber Adrians Mund zeigte ein nahezu teuflisches Lächeln, und so kam er seinem Herrn und Meister schon sehr nahe.
»Ich bin bereit«, flüsterte Adrian. »Und du wirst es ab jetzt auch sein, mein Freund.«
Was er damit meinte, war schnell zu sehen. Der Ausschnitt in der Wand veränderte sich. Das Gestein nahm ein anderes Aussehen an, und plötzlich war dort eine Lücke entstanden.
Nicht nur das, es war der Eingang zur Hölle!
***
So gut Tempolimits oft sind, aber es gibt Situationen, da muss man sie eben überschreiten. In eine derartige Lage waren Suko und ich hineingeraten. Beide waren wir davon überzeugt, dass die Zeit drängte und wir so schnell wie möglich zum Ziel gelangen mussten.
Raus aus London. Das Fahren in Richtung Osten. Hinein in die Hügellandschaft der Provinz Kent, in der man sich so wunderbar wohl fühlen konnte.
Vieles sah hier nach heiler Welt aus, und seit das Thema
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