1538 - Teufelspilger
abfinden.
Piper stoppte ihn, indem er seine Hände ausstreckte.
»Es ist unser Schicksal«, flüsterte er Matt Lintock zu. »Man kann sich dagegen nicht wehren, und ich denke, dass wir nicht die Einzigen bleiben werden.«
»Warum nicht?«
»Überlege mal. Aus wie vielen Mitgliedern hat denn unsere Pokerrunde bestanden?«
»Wir waren zu viert.«
»Richtig. Zwei fehlen noch. Ich habe den Auftrag erhalten, dich in den Kreis einzuführen. Und du wirst, wenn du so wie ich geworden bist, einen anderen in unsere neue Gemeinschaft holen. So und nicht anders wird es aussehen.«
Lintock schwieg. Es kam selten bei ihm vor. Er war ein harter Typ. Nun kamen ihm allmählich die ersten Zweifel, ob er es schaffen würde, aus dieser Situation wieder herauszukommen. »Geh weiter!«
Es klang wie ein Befehl, dem Lintock gehorchen musste. Er setzte sich in Bewegung, und bei jedem Auftreten hatte er den Eindruck, seinem eigenen Ende ein Stück näher zu kommen. Sollte er in naher Zukunft tatsächlich so aussehen wie Percy Piper, dann war sein Leben nicht mehr lebenswert.
Er ging auf die Nische zu. Einmal noch schaute er zurück. Die drei Frauen blieben zurück. Sie hatten sich hingehockt und saßen auf Steinen. Von ihren Plätzen aus schauten sie ihm nach, wie er in die Nische trat.
Dieser Durchgang war breiter, als er aus der Entfernung gewirkt hatte.
Die Tür passte genau hinein, und Matt Lintock schoss der Gedanke durch den Kopf, ob hinter ihr die Hölle lag, in die er hineinschauen sollte.
In seinem Rücken hörte er die Tritte seines Pokerfreundes. Percy hatte bereits alles hinter sich, doch über Einzelheiten hatte er Matt nicht aufgeklärt. Matt wusste nicht, ob er darüber froh sein sollte. In seiner Zeit der Ausbildung hatte er gelernt, wie man in extremen Lagen überlebte, doch so etwas wie hier hatte nicht im Unterrichtsplan gestanden, und so würde er weiterhin auf die Überraschung warten müssen.
Die erfolgte sofort und zwang Matt stehen zu bleiben.
Vor ihm knarrte es, als die Tür von der anderen Seite her geöffnet wurde.
Für einen Moment glaubte Lintock, dass der Teufel sein Reich verlassen hatte, um den neuen Gast zu begrüßen.
Es war nicht der Teufel, aber auch kein normal aussehender Mensch.
Vor ihm stand eine männliche Gestalt, die ebenfalls in einen Horrorfilm gepasst hätte.
Percy Piper stellte ihn vor.
»Das ist Adrian, unser Prophet«, sagte er mit leiser Stimme…
***
Matt Lintock gab darauf keine Antwort. Er war einfach zu sehr überrascht. Er hatte sich nie Vorstellungen darüber gemacht, wie der Teufel aussah, aber so bestimmt nicht.
Dieser Adrian erinnerte ihn mehr an einen Mönch, der die Seiten gewechselt hatte. Er war recht groß, wirkte auch knochig, und sein Körper wurde von einer Kutte umschlungen, deren Arme nur bis zu den Ellbogen reichten.
Die nackten Hände waren zu sehen und auch deren Finger. Matts Blick wurde davon angezogen, als wären sie ein Magnet.
Es waren keine normalen Finger. Diese hier waren sehr lang, gebogen und mit spitzen Krallen versehen. Der Vergleich mit keimenden Kartoffeln kam Matt in den Sinn. Er sah sie als ekelhaft, aber auch als gefährlich an.
Aber der Mann hatte auch ein Gesicht. Und das sah Matt, als er seinen Blick in die Höhe wandern ließ. Es war alles kahl bei Adrian. Kein einziges Haar wuchs auf der Haut und erst recht nicht auf der kahlen Schädelplatte.
Ein breiter Mund, kalte Augen, eine kurze Nase, ein Kinn, das hervorsprang, und eine Haut, die auch zu einer Puppe gepasst hätte, weil sie eben so glatt war.
Ein wichtiges Merkmal unterschied Adrian von Percy Piper. Sein Kopf saß normal auf dem Körper. Sein Gesicht war nicht nach rückwärts gerichtet.
Matt Lintock wurde aus Augen angestarrt, die ebenfalls ungewöhnlich waren. Kalt und blass. Ohne Gefühl, aber das konnte man von solch einer Gestalt auch nicht erwarten. »Wer ist Adrian?«
»Ich habe dir doch gesagt, dass er unser Prophet ist. Der Prophet des Teufels. Er wurde ausgesucht, um die Menschen auf dem letzten Teil des Pilgerwegs zu begleiten.«
»In die Hölle?«
»Ja.«
»Und wo ist sie?«
»Adrian wird sie dir zeigen.«
»Zusammen mit dir?«
»Nein, ich überlasse dich seiner Obhut.« Percy lachte. »Wenn wir uns wiedersehen, sind wir uns gleich. Dann haben unsere Gesichter gewechselt oder deines.«
»Das ist doch alles…«
»Hör auf und geh mit ihm!«
Adrian hatte gewartet. Er stand leicht gebückt auf der Stelle und wirkte wie jemand, der im nächsten
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