1538 - Teufelspilger
Rinderwahn vom Tisch war, weidete das Vieh auch wieder auf den Wiesen.
Den Ort Frith kannten wir nicht. Dafür leitete uns das GPS-System genau dorthin. Über den Motorway mussten wir bis kurz vor Faversham fahren und konnten dort in Richtung Südosten abbiegen. Die Stelle erreichten wir in Rekordzeit, was Suko mit einem stolzen Lächeln quittierte. Es war auch nicht zu schwer gewesen, denn einen Teil der Strecke waren mit eingeschalteter Sirene gefahren.
Ab jetzt ging es über Land. Wir passierten unbekannte Orte, fuhren manch mal durch Täler, dann wieder wand sich die Straße über die Hügel hinweg.
Auch der Ort Frith lag ein wenig erhöht.
Wir gingen natürlich davon aus, dass dieses alte Kloster nicht direkt in ihm lag. Das wussten wir aus Erfahrung. Klöster liegen meist am Ortsrand oder noch weiter entfernt. Informationen über diese Enklave hatten wir uns nicht geholt. Es war keine Zeit mehr geblieben, aber wir hatten Glenda Perkins telefonisch gebeten, inzwischen ein wenig nachzuforschen.
Kaum hatten wir die Autobahn verlassen, als sich mein Handy meldete und ich Glendas Stimme vernahm.
»Na, seid ihr schon da?«
»Nein, aber es dauert nicht mehr lange. Hast du etwas über das Kloster herausgefunden?«
Sie druckste ein wenig herum, bevor sie mit der Antwort herausrückte.
»Na ja, begeistert wirst du nicht sein. Es gibt dieses Kloster, aber es steht leer. Vor Jahren war es mal bewohnt. Nicht von Mönchen oder Nonnen, sondern von seltsamen Menschen, die wohl eine Sekte gebildet hatten. Frag mich nicht, wen oder was sie anbeteten. Irgendwann waren die Leute plötzlich verschwunden. Seit dieser Zeit steht das Kloster leer.«
»Offiziell.«
»So ist es, John. Aber du glaubst nicht daran, wenn ich deine Frage richtig verstanden habe.«
»Kann man so sagen. Ich denke, dass es wieder heimlich besetzt worden ist.«
»Da darfst du mich nicht fragen. Wenn ihr erst mal in diesem Kaff seid, könntet ihr euch ja an die Einheimischen wenden. Vielleicht helfen die euch weiter.«
»Falls es die Zeit zulässt.«
»Okay, das ist eure Sache. Darf ich denn auch erfahren, um was es bei diesem Kloster geht?«
»Das darfst du. Aber nicht jetzt. Wir stehen selbst noch ziemlich auf dem Schlauch. Ich weiß nur, dass es um Menschen geht, die ihr Gesicht am Hinterkopf haben.«
»Was?«, rief sie. »Den Kopf nach hinten gedreht?«
»So kann man es auch sagen.«
Glenda war nicht auf den Mund gefallen. Jetzt aber fehlten ihr die Worte, bis sie schließlich sagte: »Gebt nur acht, dass ihr heil wieder herauskommt.«
»Keine Sorge, wir werden schon aufpassen. Bis dann, Glenda.«
Das Gespräch war beendet, und ich drückte mich zurück in den Beifahrersitz.
Suko meinte: »Viel ist dabei ja nicht herausgekommen.«
»Du sagst es.«
»Dabei wäre es interessant zu erfahren, wer dieses Kloster mal bewohnt hat.«
»Bestimmt keine frommen Männer und Frauen. Ich gehe eher davon aus, dass es die Mitglieder einer Sekte gewesen sind, und ich will zudem nicht ausschließen, dass sie den Teufel angebetet haben. Diese Sekten suchen sich immer Orte aus, an denen sie ungestört sind. Das ist bei einsam liegenden Klöstern fast immer der Fall.«
»Stimmt auf den Punkt.«
Ich schaute auf den Monitor des Navigationsgeräts. Der Ort Firth war bereits zu sehen. Noch ein paar Meilen mussten wir durch die hügelige Landschaft fahren, dann waren wir am Ziel.
Das so grüne Gras des Sommers hatte schon eine winterliche Farbe angenommen. Einsame Höfe oder in der Landschaft stehende Scheunen wirkten wie vergessen, und die Vögel, die jetzt noch durch die Luft segelten und manchmal ihre Landeplätze auf den Überlandleitungen oder deren Masten fanden, hatten allesamt eine dunkle Farbe.
Das Kloster zeigte unser System nicht an. Ich hielt die Augen offen, um einen Hinweis zu finden. Möglicherweise gab es noch einen alten Wegweiser, der nicht abmontiert worden war. Doch da war leider nichts.
Also würden wir uns den Weg wieder mal erfragen müssen.
So weit kam es nicht, denn Suko, der plötzlich langsamer fuhr, hatte einen Grund. Es war zum Glück noch nicht dunkel. Man konnte die Sicht als regenklar bezeichnen, sodass sich die Hügel und auch die wenigen Häuser deutlich abzeichneten.
Suko hielt an. »Da ist doch was?«
»Wo?«
Er deutete nach rechts. Wäre es neblig gewesen, der Bau wäre uns nicht aufgefallen. So aber konnten wir ihn sehen. Er hob sich vor einem Hügel ab und befand sich mit uns auf gleicher Höhe, aber die
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