154 - Schloß der tausend Schrecken
»Nervös?«
»Keine Spur«, log er, denn er wollte sich keine Blöße geben. War er so leicht zu durchschauen?
Lauren schloß die Tür ab. Schmunzelnd sagte sie: »Nun bist du mein Gefangener.«
Er breitete die Arme aus. »Ich stehe dir zur Verfügung. Du kannst mit mir anstellen, was du willst.«
»Das höre ich gern.« Sie kam schleichend wie ein Pantherweibchen auf ihn zu. »Wie mir scheint, wollen wir beide dasselbe.«
Er grinste. »Den Eindruck habe ich auch.«
Sie wies auf das Regal, an dem er lehnte. »Wolltest du ein Buch für uns aussuchen? Wir sind nicht hier, um zu lesen.«
»Das will ich doch stark hoffen. Lesen ist ein Zeitvertreib für die Lockridges.«
Sie lachte guttural. »Wir haben etwas Besseres vor, nicht wahr?«
Sie erreichte ihn, und er merkte, wie sich seine Stirn mit Schweiß bedeckte. Verdammt, was ist denn bloß los mit mir? fragte er sich wütend. Was soll sich denn Lauren denken? Daß ich Angst vor ihr habe? Hab’ ich doch gar nicht.
Sie strich ihm über das volle dunkle Haar. »Du bist so herzerfrischend jung«, flüsterte sie. »Laß uns zum Sofa hinübergehen.« Sie nahm seine Hand und zog ihn mit sich.
Gemeinsam ließen sie sich auf dem Sofa nieder. Sie waren einander ganz nahe, und Dennis roch Laurens aufregendes Parfüm.
Der betörende Duft berauschte ihn, machte ihn ganz irre. Er nahm sich nicht die Zeit eines erfahrenen Liebhabers, verlor die Beherrschung und stürzte sich auf Lauren, als hätte er die Absicht, sie mit Haut und Haaren zu verschlingen. Das war die ungestüme Wildheit der Jugend. Da konnte Ross Perkins nicht mehr mithalten.
Aus irgendeinem Grund löste sich Lauren Majors plötzlich von Dennis. Er sah sie mit flatternden Lidern verwirrt an.
»Was ist, Baby? Habe ich irgend etwas falsch gemacht?« fragte er unsicher. »Gefällt es dir nicht? Sag mir, wie du es möchtest, ich…«
»Pst!« Sie hob die Hand. »Sei einen Augenblick still!«
»Was ist denn?«
Ihr Blick wanderte suchend durch die Bibliothek. »Irgend etwas stimmt hier nicht«, flüsterte sie.
Er grinste. »Also bei mir ist alles in Ordnung, und – soweit ich es beurteilen kann – bei dir auch.«
»Merkst du nichts?«
»Nur, daß du mich ganz schön auf Touren gebracht hast. Du kannst mich jetzt nicht einfach abdrehen, Baby. Laß uns die Sache vollenden.«
Er griff nach ihr und wollte sie an sich ziehen, aber sie wehrte sich. »Ich kann nicht mehr, Dennis. Es ist… wie bei einem totalen Stromausfall.«
»Dann werfen wir eben das Notstromaggregat an.«
»Ich sage dir, hier stimmt irgend etwas nicht. Wir werden beobachtet. Ja, das muß es sein. Jemand sieht uns zu.«
»Ist das eine Macke von dir?« fragte Dennis unwillig. »Dieses Spiel gefällt mir nicht.«
»Da!« stieß Lauren plötzlich aufgeregt hervor. »Das Bild!« Sie wies auf ein Porträt, das einen weißbärtigen Mann zeigte.
»Was ist damit?« fragte Dennis brummig.
»Es sieht uns an.«
»Wenn schon. Der Künstler hat es so gemalt, daß es dem Betrachter in die Augen sieht, egal, wo er steht. Ich kenne kein Porträt, bei dem das nicht so wäre.«
»Verstehst du denn nicht?« sagte Lauren eindringlich. »Dieses Bild sieht uns mit lebenden Augen an!«
Jetzt sah Dennis, daß sich die Augen bewegten. Er sprang empört auf. »Verdammt. Du hast recht!«
***
Helloak war ein kleiner, sauberer Ort mit arbeitsamen Menschen.
Lärm drang aus einer Klempnerwerkstatt auf die Straße, und in einer Tischlerei kreischte unermüdlich eine Kreissäge. Ich hielt an der Tankstelle an der Ortseinfahrt.
Der Tankwart befand sich in der Waschbox. Er sah mich nicht, deshalb stieg ich aus. Es tat gut, etwas die Beine zu vertreten.
Ich ging zur Waschbox, in der ein alter Ford mit offener Motorhaube stand. Der Tankwart war gerade dabei, den Motor mit einem Hochdruckstrahl zu reinigen.
Als er damit fertig war, fragte ich: »Hätten Sie kurz Zeit für mich?«
»Klar«, sagte er freundlich und wischte sich die Hände mit einem alten Lappen ab. »Warum haben Sie nicht einfach auf die Hupe gedrückt?«
»Wenn Sie Wert darauf legen, kann ich’s nachholen«, sagte ich lächelnd.
Der Mann – er trug einen ölverschmierten Overall und war Anfang 40 – trat aus der Box. »Schöner Tag heute, nicht wahr?« Er richtete den Blick zum wolkenlosen Himmel. »An so einem Tag packt es mich immer. Da würde ich am liebsten blaumachen, mein Motorrad aus der Garage holen und durch die Gegend flitzen. Haben Sie schon mal ein Motorrad besessen?«
Ich
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