1543 - Die Flammen-Furie
deine Richtung, wobei ich zugeben muss, dass es bei mir alles andere als weihnachtlich aussieht, denn ich versuche, das Ziel über irgendwelche Nebenstraßen zu erreichen.«
»Wenn du mich nach dieser Feuerfrau fragst, ich habe sie nicht gesehen und sie mich hoffentlich auch nicht.«
»Ich denke nicht, dass sie verschwunden ist.«
»Wie sehen deine weiteren Pläne aus, John?«
»Ich lasse mich treiben. Ich gehe über den Markt und auch in die kleinen Seitengassen hinein und natürlich in die Arkadengänge und Höfe. Du kannst durch diese Quergänge viel abkürzen. Auch dort stehen überall Stände.«
»Und es wird eng werden.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
»Gut, John, ich melde mich dann später wieder.«
»Tu das. Und gib Acht, dass man dich nicht entdeckt.«
»Keine Sorge, da passe ich schon auf.«
Unser Gespräch war beendet. Ich ließ das Handy wieder verschwinden und schaute mich in der nahen Umgebung um, bevor ich den Markt richtig betrat. Der Dom lag rechts von mir. Leute strömten hinein und auch wieder heraus. Im Eingangsbereich verkaufte jemand Krippen und die dazugehörigen Figuren. Sie waren Handarbeit, aus Holz geschnitzt und sahen sehr orientalisch und damit auch echt aus.
Einen Rundgang durch das offene Karree der Stände schenkte ich mir.
Ich umrundete sie und gelangte an der Rückfront zu einer Häuserreihe, die von den Schaufenstern zahlreicher Geschäfte geprägt wurde. Vom Juwelier über Klamottenläden bis hin zu Konditoreien war alles vertreten.
Dort gab es auch die Quergänge, durch die der Besucher in die Parallelstraße gelangen konnte. Das war die berühmte Getreidegasse, in der Mozarts Geburtshaus stand.
Auch in den schmaleren Gängen schritt der Passant an Schaufenstern vorbei.
Einer dieser Gänge interessierte mich besonders. Er war breiter und auch nicht so leer wie die anderen. Es gab eine Menge Leute, die sich dort drängten, wo er sich zu einem Innenhof weitete und Platz genug für eine Glühweintheke und mehrere überladene Stände bot. Sie gehörten zu den kleinen Geschäften, in denen Weihnachtsartikel verkauft wurden, die man auch draußen präsentierte.
Es war eng. Es war voll, und ich spürte, wie mich ein seltsames Gefühl erfasste. Es war mal wieder mein Bauch, der sich meldete. Ich dachte daran, dass dieser Quergang eine Gefahrenstelle war. Wenn hier ein Feuer ausbrach, kamen die Menschen zwar weg, aber sie würden sich bei der Enge gegenseitig behindern. So etwas war ideal für eine Unperson wie diese Flammen-Furie.
Ich schritt über Kopf Steinpflaster und nahm wieder die Düfte des Glühweins und des Punsches wahr, die hier verkauft wurden. Da lief mir schon das Wasser im Mund zusammen, und ich beschloss, mir einen Orangenpunsch zu gönnen.
»Da haben Sie eine gute Wahl getroffen«, erklärte der Verkäufer. »Ich habe den besten Punsch in der Stadt.«
»Das möchte ich gern probieren.«
Er überreichte mir lachend den Becher, in dem sich das heiße Getränk befand. Ich schlürfte es langsam und musste zugeben, dass es mir ausgezeichnet schmeckte.
Danach erkundigte sich auch der Verkäufer, und ich gab zu, dass ich sehr zufrieden war.
»Ich hätte auch nichts anderes erwartet. Bei mir trinken die wirklichen Kenner.«
Ich lächelte und drehte dem Mann meinen Rücken zu. Mit dem Becher in der Hand beobachtete ich wieder die Menschen, und dabei drehten sich meine Gedanken um Kara und Jamina.
Beide hatte ich auf dem Markt noch nicht zu Gesicht bekommen. Ich ging davon aus, dass sie sich hier aufhalten würden. Beide waren zudem Menschen, die wegen ihrer Kleidung auffallen mussten, trotz des Gedränges. Besonders Jamina mit ihrem Outfit. Doch so sehr ich meine Augen auch anstrengte, ich sah sie nicht.
Hier lief der Betrieb völlig normal ab, sodass ich mich zwangsläufig fragte, ob ich mich richtig verhielt.
Als andere Kunden kamen, machte ich ihnen Platz und stellte mich an einen runden Bistrotisch, um meine Tasse in Ruhe zu leeren. Auch von hier aus konnte ich die Gasse gut unter Kontrolle halten. Eine Frau wie Jamina musste einfach auffallen.
Den Wirrwarr der Sprachen um mich herum nahm ich so gut wie kaum wahr. Ich dachte daran, dass Suko den Markt inzwischen erreicht haben würde, und überlegte, ob ich ihm meinen Standplatz mitteilen sollte.
Genau da fiel mir etwas auf.
Es war kein Zufall, weil ich genau in diese Richtung blickte. Von der Getreidegasse her hatte sich jemand unter die Menschen gemischt, den ich kannte. Es war
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