1543 - Die Flammen-Furie
der Gasse drehten einige Besucher durch. Sie rannten in verschiedene Richtungen weg, ohne auf andere Leute Rücksicht zu nehmen und auch nicht auf die Tische mit den ausgestellten Waren.
Sie wurden gerammt, sie kippten um. All das, was zum Kauf angeboten wurde, verteilte sich auf dem Boden und wurde von den Sohlen der Schuhe zum Teil zertreten.
Ich startete eine zweite Rettungsaktion und fegte die Tassen von der Theke. Dann griff ich über sie hinweg und bekam den Verkäufer zu fassen. Ich zog ihn dicht an mich heran und anschließend über die Theke hinweg, sodass er mir in die Arme fiel und mit dem Kopf gegen meine Stirn prallte.
Wir torkelten beide zurück, stießen dabei gegen schreiende Menschen, die in die kleinen Geschäfte flüchteten und dabei weitere Tische umstießen.
Auch unter meinen Füßen knirschte es, als ich mich umdrehte und den Verkäufer gegen eine Wand drückte.
»Bleiben Sie hier stehen!«, schrie ich ihn an.
Er wollte nicken.
Genau in diesem Augenblick explodierte der Kessel mit dem Glühwein.
Ich sah Funken aus einem Kabel sprühen, dann flog der Deckel mit großer Wucht in die Höhe, und der Druck sorgte zudem dafür, dass die Flüssigkeit herausspritzte.
Es brannte weiter. Das Feuer wurde nicht gelöscht. Es erfasste auch den zweiten Kessel mit dem Punsch, und auch dort flog der Deckel in die Höhe.
Um mich herum toste noch immer das Geschrei, aber wie ich bei einem Rundblick erkannte, hatte es keine Verletzten gegeben. Auch die beiden Asiatinnen, die ich zur Seite geschleudert hatte, hatte es nicht erwischt.
Sie hockten auf dem Boden und hielten ihre Hände vor die Gesichter.
Urplötzlich sackten die Flammen zusammen. Auf einmal war wieder alles normal, als hätte es den Zwischenfall gar nicht gegeben. Dass die Flammen so schnell erloschen waren, war für die Leute nicht nachvollziehbar. Nur ich wusste, dass dieses Feuer gelenkt worden war, und zwar durch Jamina, die nicht mehr zu sehen war. Sie hatte sich rechtzeitig verdrückt.
Aber sie hatte einen ersten Eindruck hinterlassen, und ich wusste jetzt, dass sie nicht bluffte.
Mein Herzschlag hatte sich beschleunigt. Auf meiner Nackenhaut lag ein dünner Schweißfilm.
Um mich herum war es leer geworden. Den Leuten war die Flucht gelungen, und niemand war verletzt worden, was die Hauptsache war.
Plötzlich erschienen zwei Polizisten. So schnell, als wären sie vom Himmel gefallen. Sie schauten sich ziemlich erstaunt um. In der sonst so bevölkerten Gasse gab es jetzt nur noch zwei Menschen, die sich nahe am Brandherd aufhielten.
Es waren der Besitzer des Stands und ich, wobei mit dem Mann kein vernünftiges Wort zu reden war, denn er stand an der Wand gelehnt, starrte ins Leere und schüttelte immer nur den Kopf. Also hielten sich die Polizisten an mich.
»Können Sie uns sagen, mein Herr, was hier genau passiert ist?«
Ich nickte und deutete auf den verbrannten Stand. »Ja, da ist - da sind Kessel explodiert, weil es gebrannt hat.«
Die Polizisten drehten die Köpfe. »Und jetzt brennt es nicht mehr«, sagte der Sprecher, bevor er sich wieder an mich wandte. »Haben Sie das Feuer gelöscht?«
»Nein. Es erlosch von allein.«
»Es ist von selbst ausgegangen?«
»Ja.«
Die Männer konnten es nicht begreifen, das sah ich ihren Gesichtern an, und ich konnte es ihnen nicht verdenken.
»Und hat es Verletzte gegeben?«
»Zum Glück nicht.«
»Was ist mit den beiden Frauen dort?« Er meinte die beiden Asiatinnen, die noch immer auf der harten Erde hockten.
»Sie haben sich nur erschreckt.«
»Ah ja. Und der Besitzer?«
»Ist der Herr dort.«
Der Mann hatte bisher nichts gesagt. Er war auch jetzt noch bleich und schaute dem Polizisten in die Augen, wobei er den Kopf schüttelte. Er begann zu sprechen, bevor man ihm noch eine Frage stellen konnte.
»Ich habe nichts gesehen, gar nichts. Es ist so plötzlich passiert. Auf einmal. Ohne Vorwarnung. Das ist mir noch nie passiert. Das müssen Sie mir glauben. Ich stehe hier schon seit Jahren immer zur Weihnachtszeit, und bisher ist alles gut gegangen. Aber jetzt…« Er hob hilflos die Schultern.
Auch die Polizisten waren ratlos. Sie verboten dem Besitzer nur den weiteren Betrieb des Standes.
»Das versteht sich. Es ist alles zerstört worden. Die Kessel sind kaputt.«
Besucher hielten sich nicht mehr in der Nähe auf. Die Eigentümer der kleinen Läden sorgten mithilfe ihres Personals dafür, dass die zusammengebrochenen Stände wieder aufgestellt wurden.
Der zweite
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