1543 - Die Flammen-Furie
gut gegangen, auch wenn ich nicht angegriffen wurde. Allein das Wissen, dass sie das Feuer beherrscht, hat mir schon ein verdammtes Magendrücken verursacht.«
»Okay, dann lass uns gehen. Du kennst sie ja und wirst merken, wenn sie uns verfolgt.«
Suko nahm die Dinge noch ein wenig locker, was normal war, denn er hatte ihr noch nicht Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden.
Wir gingen zum Lift und ließen uns nach unten fahren. In der Enge der Kabine überkam mich schon ein seltsames Gefühl. Wenn hier plötzlich eine Flammenhölle losbrach, war alles zu spät.
Wir erreichten unbehelligt die Rezeptionsebene, durchschritten den Verbindungsgang und betraten die Halle. Im Moment war sie recht leer. In einem Sessel der Sitzgruppe an der gläsernen Wand saß ein Mann und telefonierte. Er war Italiener und sprach sehr schnell.
Weit kamen wir nicht, denn die Angestellte, die uns sah, stand plötzlich von ihrem Platz auf.
»Ah, da sind Sie ja.«
Wir blieben stehen.
»Gibt es etwas Besonderes?«, fragte ich.
»Sie werden in unserer Lounge erwartet.« Ihr ausgestreckter Zeigefinger deutete an mir vorbei dorthin, wo sich eine kleine Treppe befand, die man hochgehen musste, um zum Restaurant und auch zu dieser Lounge zu gelangen.
»Danke«, sagte ich.
Suko stieß mich an und fragte: »Hast du eine Ahnung, wer das sein könnte?«
»Ich hoffe, dass es Kara ist.«
»Ich auch.«
Ich wollte nicht, dass die Mitarbeiterin misstrauisch wurde und bat sie nicht um eine Beschreibung der Person.
Ich ging vor, Suko blieb ein wenig zurück. Ich befand mich schon auf der ersten Stufe und wollte weitergehen, als ich auf der Stelle anhielt. Die Lounge hatte ich noch nicht betreten. Sie lag an der rechten Seite, aber es gab einen offenen Durchgang zu ihr hin, und dicht davor bewegte sich etwas huschend und flackernd über den Boden.
Es war der Widerschein eines Feuers, und er war aus der offenen Lounge gedrungen.
Ich stoppte so abrupt, dass Suko beinahe gegen mich gelaufen wäre.
Eine Frage stellte er nicht, der Flackerschein sagte ihm genug.
»Bleib du hier«, flüsterte ich.
»Nein, ich bin dabei.«
»Sie kann dich entzünden, ohne dass du…«
»Ich gehe trotzdem mit.« Während er das sagte, holte er die Dämonenpeitsche hervor, schlug den Kreis und ließ die drei Riemen hervorgleiten. Er war jetzt kampfbereit, und ich dachte plötzlich daran, dass es die Dämonenpeitsche schaffen könnte. Ihre Kraft beruhte nicht auf der Grundlage meines Kreuzes.
»Jetzt geh. Ich bleibe noch zurück.«
»Okay.«
In der Halle war unser Verhalten keinem aufgefallen. Zudem traf eine Gruppe neuer Gäste ein. So hatte das Personal mit ihnen zu tun.
Ich legte die restlichen Schritte zurück und betrat wenig später einen Raum, in dem braune Ledersessel mit kleinen Tischen davor standen.
Dem großen Flachbildschirm auf der Wand schenkte ich nur einen kurzen Blick. Nicht aber Jamina, die in einem der Sessel saß und von einem Flammenumhang umgeben wurde, ohne dass sie verbrannte…
***
Es war ein Bild, mit dem ich nicht gerechnet hatte, trotz des Widerscheins, und deshalb war ich so überrascht, dass ich keinen Schritt mehr weiterging.
Ich blieb im Durchgang stehen und starrte auf etwas, das es eigentlich nicht geben konnte. Aber es war mal wieder eine Situation, die ich akzeptieren musste, auch wenn sie normal nicht zu erklären war.
Hier tötete das Feuer nicht, hier war es ein Schutz, und aus diesem Schutz hervor lachte mich diese Person an.
»Da bist du ja.«
»Was soll das?«
»Oh, ich möchte dir nur etwas zeigen. Ich kann brennen, ohne dass in meiner Umgebung etwas verbrennt. Aber ich kann auch anders. Wenn ich will, schlagen hier in Sekundenschnelle die Flammen hoch und es wird ein Chaos geben.«
Ich spielte nicht den Zerknirschten und Verlierer, sondern fragte:
»Warum tust du es nicht?«
»He, willst du das Chaos?«
»Ich würde mitmischen.«
»Ja, das glaube ich dir sogar. Aber so sieht mein Plan im Moment nicht aus, John Sinclair.«
»Wie dann?«
Aus den Flammen heraus gab Jamina die Antwort.
»Es soll so etwas wie eine letzte Chance für dich sein. Solltest du ein falsches Spiel treiben, bist nicht nur du verloren.«
Ich schüttelte den Kopf und schaute dabei auf die Gestalt im Flammenmantel. Es war schon sehr ungewöhnlich, so etwas zu sehen, und abfinden konnte ich mich damit auch nicht.
»Ich habe kein falsches Spiel getrieben.«
»Lüg mich nicht an«, zischte sie. »Du hast es getrieben. Du bist
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