1543 - Die Flammen-Furie
nicht allein gekommen.«
»Das stimmt. Nur arbeite ich immer mit einem Partner zusammen. Das weißt du jetzt.«
»Es ist in diesem Fall keine Arbeit. Es ist eine Aufgabe. Wenn es dir nicht gelingt, Kara zu überzeugen, werde ich die Weihnachtsmärkte in der Stadt abfackeln. Merk dir das!«
Ich hatte die Drohung sehr wohl verstanden. Trotzdem war ich wütend, denn ich wollte mich nicht so leicht aus dem Spiel werfen lassen. So weit konnte sie es nicht treiben.
Doch zu einer Antwort ließ sie mich nicht kommen, denn urplötzlich sackte der Flammenvorhang zusammen. Im Sessel saß eine normale Frau, wenn auch in einem etwas anders aussehenden Outfit, das eher in den Sommer gepasst hätte. Aber auch dort wäre Jamina noch aufgefallen. Besonders deshalb, weil sie eine Fackel in der Hand hielt.
Woher sie das Ding plötzlich hervorgezaubert hatte, war mit rätselhaft.
Jedenfalls war die Fackel etwas Besonderes.
Auf der Stelle drehte sich Jamina um, und die Fackel machte die Bewegung mit, die immer schneller wurde. Ich war von diesem Bild fasziniert, deshalb sah ich nicht, dass Suko heranschlich und neben mir stehen blieb. Auch ihm verschlug es die Sprache, denn beide schauten wir zu, wie das Feuer und die Person eins wurden.
Sie wirbelten auf der Stelle und verwandelten sich dabei in eine Spirale aus kaltem Feuer, die nach einigen weiteren Umdrehungen auf der Stelle verpuffte, sodass beide nicht mehr zu sehen waren und auch keinen Geruch hinterlassen hatten.
Wir schauten auf den leeren Sessel, und Suko sagte nur: »Himmel, o Himmel…«
***
»Ja«, murmelte ich nach einer Weile und drehte Suko mein Gesicht zu.
»Jetzt weißt du, was uns erwartet.«
»Hätte ich nicht gedacht.« Die Antwort war mehr ein Stöhnen, und sie bewies, dass Suko doch beeindruckt war. Jetzt wusste auch er, dass unsere Reise in diese vorweihnachtlich geschmückte Stadt nicht als Vergnügen angesehen werden konnte.
»Es war unsere letzte Chance«, sagte ich.
»Wieso?«
»Besser gesagt, meine. Jamina will dich nicht akzeptieren. Sie will mich allein haben.«
»Das sehe ich sogar ein«, stimmte Suko zu, bevor er lachte. »Eines aber will ich dir sagen: Ich fliege nicht wieder zurück nach London.«
»Das habe ich auch nicht erwartet. Aber wir werden uns eine andere Lösung einfallen lassen müssen.«
»Nein, das nicht. Es bleibt dabei. Wir werden es so durchziehen, wie wir es uns vorgenommen haben. Getrennt marschieren, vereint zuschlagen. Diese Jamina kann nur einen von uns im Auge behalten.« Er schaute mich schief an. »Oder was hast du dir dabei gedacht?«
»Dasselbe.«
»Dann ist ja alles klar.«
Eine Hotelangestellte tauchte auf. Sie blieb im Durchgang stehen und wirkte etwas verunsichert.
»Bitte?«, fragte ich.
»Pardon, ich wollte nur nachschauen ob bei Ihnen alles in Ordnung ist. Möchten Sie vielleicht etwas zu trinken bestellen?«
Wir lehnten beide dankend ab.
»Dann wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt hier in der Stadt.«
»Danke.«
Ich schaute der jungen Frau nach, deren Pferdeschwanz beim Gehen wippte.
Suko schlug mir auf die Schulter.
»Packen wir es, und ich hoffe nur, dass auch Kara mitspielt.«
»Das wird sie sicher«, erwiderte ich, ohne von meiner Antwort richtig überzeugt zu sein…
***
Ein weihnachtlicher Markt bekommt erst sein besonderes Flair, wenn sich die Dunkelheit über Stadt und Land gelegt hat. Das war hier in Salzburg besonders stimmungsvoll, doch bis zum Eintritt der Dämmerung hatten wir noch Zeit, und so würden wir uns zunächst im Hellen bewegen müssen, selbstverständlich getrennt.
Ich hatte das Hotel auf dem normalen Weg verlassen, wobei Suko noch etwas warten wollte, um dann einen Personal- oder Lieferanteneingang zu nehmen.
Der Weg zu den Märkten und damit in die Altstadt war leicht zu finden.
Ich musste nur der viel befahrenen Straße in Richtung Innenstadt folgen.
Dann geriet ich automatisch dorthin, wo sich alles abspielen sollte.
Ich machte mir weniger Gedanken um Jamina als um Kara. Auf ihr Verhalten kam es letztendlich an.
Ich hatte sie noch nie zuvor so ängstlich gesehen. Sie wusste sehr gut, was auf dem Spiel stand. Es gab kein Zurück mehr. Wenn sie sich nicht endlich der Flammen-Furie stellte, würden zahlreiche Menschen ihr Leben verlieren.
Es war eine Situation, die ich mir nicht wünschte.
Kara musste damit zurechtkommen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ihrer Feindin zu stellen. Einen anderen Weg gab es nicht, das wusste Kara,
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