1545 - Die Welten von Truillau
Vertrauensverhältnis. Sie konnte mit Conny über fast alles sprechen, und wenn ihr der Sinn danach stand, dann schüttete sie bei ihm ihr Herz aus. So erfuhr der Hamakau nach und nach von fast allen Dingen, die in ihrem Leben eine Rolle spielten.
Sie sprach mit ihm auch über die Geschichte der Terraner und über Monos. Dabei verschwieg sie allerdings ihre persönliche Verbindung zu Monos. Sie befürchtete, daß Conn-Y-Spreik in Schwierigkeiten kommen könnte, wenn der Bewahrer davon erführe, daß sie sich als genetische Mutter von Monos betrachtete. Es war ja nicht gesagt, daß der Bewahrer detailliertes Wissen über das besaß, was Monos alles angerichtet hatte.
Ohne daß sie Conn-Y-Spreik direkt darauf ansprach, erzählte er ihr beim Anblick des Bildes von Kaldar, daß dieser beim Rückflug nach Bipula tatsächlich umgekommen war. „Wer war dieser Humanoide?" fragte Gesil. „Wir wissen es nicht genau", lautete die Antwort des Amorphen, „aber Kaldar lebte schon lange in Truillau. Er war ein Wesen, das dem Bewahrer nahestand, aber woher er stammte, weiß ich nicht."
„Warum hat ihm dein Herr nicht die gleiche Gestalt gegeben wie allen anderen Truillauern?"
Conn-Y-Spreik gab eine interessante Antwort: „Vielleicht war Kaldar dem Bewahrer äußerlich ähnlich. Wir Truillauer sind in unseren Urformen alle völlig anders als die Zweibeiner, die du Humanoide nennst."
Gesil beschloß, bei einer späteren Gelegenheit mit Conny über die Völker von Truillau und über seine Herkunft als Hamakau zu sprechen.
Bei diesen Unterhaltungen lenkte Gesil das Thema immer wieder geschickt auf den Herrscher von Truillau. Sie hoffte, so doch noch Informationen aus Conn-Y-Spreik herauslocken zu können.
Aber sie stieß immer wieder auf eine Mauer.
Entweder wollte er nichts sagen, oder er konnte es nicht.
Themen, die den Bewahrer unmittelbar betrafen, waren für den Amorphen tabu. Schließlich gab Gesil es auf, auf diesem Weg etwas zu erfahren. Sie beschloß für sich, nun etwas anderes zu versuchen.
Der Palast und seine Einrichtungen waren ein riesiger Komplex. Wenn sie alles gründlich studierte und untersuchte, fand sie vielleicht Hinweise auf den Erbauer und seine Motive.
Und dann waren da noch die Traum-Zentren.
Vielleicht konnte sie in einem der künstlichen Träume etwas über die Hintergründe ihrer Entführung erfahren.
Doch dazu kam Gesil zunächst nicht.
Es geschah in der folgenden Nacht, der zweiundfünfzigsten ihres Aufenthalts im Palast auf der CASSADEGA ...
*
Es war kurz nach Mitternacht, als Gesil erwachte.
Ihr Schlafraum lag auf der zweiten Ebene, die sie mit Conn-Y-Spreiks Hilfe zu ihrer eigentlichen Wohnung umgestaltet hatte.
Sie hatte einen unangenehmen Traum erlebt. An Einzelheiten konnte sie sich kaum erinnern, aber ein dumpfes Gefühl war geblieben. Ein Nachhall unerfreulicher Traumerlebnisse, eine Jagd, ein Ungeheuer, ein Sumpf, ein tödlicher Odem, der Absturz ins Bodenlose, ein zweites Ich ...
Während des Simusense-Trips auf Terra vor vielen Jahren war etwas Ähnliches geschehen, und das war ein Ausdruck ihrer unbewußten Ängste und Nöte gewesen.
Steckten zwei Persönlichkeiten in ihr? Eine menschliche und eine kosmokratische? Oder was hatte der Traum zu bedeuten? Was stritt da in ihr selbst mit sich selbst?
Sie überlegte einen Moment, ob sie den Pasyn anweisen sollte, das Licht einzuschalten. Ihr Mund war trocken, sie brauchte etwas zu trinken.
Noch waren ihre Gedanken nach dem jäh unterbrochenen Schlaf nicht ganz geordnet. Sie ließen sich auch nicht ordnen, denn plötzlich schlug etwas in ihr Alarm!
Sie fuhr hoch und faßte sich an die Stirn.
Sie war nicht allein! Das Empfinden war ganz deutlich. Es entsprang ihrer Fähigkeit der Phrenopathie. Sie spürte, daß ein fremdes Bewußtsein ganz in ihrer Nähe war.
Sie versuchte festzustellen, welche Art Leben das war, obwohl sie wußte, daß sie das nicht konnte. Die Phrenopathie lieferte nur verschwommene Eindrücke und keine klaren Informationen.
Auch fiel es ihr diesmal sehr schwer, die Richtung zu bestimmen, aus der die Mentalimpulse kamen. Fast hatte es den Anschein, als kreisten sie um sie herum. Oder sie kamen aus allen Richtungen gleichzeitig.
Vermutlich bedeutete das, daß der Fremde ganz in ihrer Nähe war.
Als sie diese Dinge erkannt hatte, begann auch ihr Verstand wieder normal zu arbeiten. Für das Beobachtete gab es nur eine Erklärung: Der Bewahrer war hier!
Er war endlich gekommen. Der Kontakt stand
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