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1545 - Die Welten von Truillau

Titel: 1545 - Die Welten von Truillau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vorstellbar, daß ein skrupelloses Wesen, das bedenkenlos genetisches Zellmaterial stahl und Geschöpfe wie Monos erzeugte, so sensibel reagierte?
    Darauf gab es keine Antwort.
    Wie vereinbarte sich ein grausamer Diktator, der alle Intelligenz einer Galaxis auf die truillauische Einheitsnorm umformen wollte, mit einem Wesen, das so schüchtern und schreckhaft handelte?
    Auch darauf gab es keine Antwort.
    Oder hatte Gesil etwas Grundsätzliches übersehen und den Bewahrer falsch eingeschätzt?
    Gab es eine moralische Basis, die all diese Dinge in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen würde?
    Sie ließ etliche Minuten über diesen Gedanken verstreichen.
    Ihre Sinne blieben offen, aber der Unbekannte war nicht mehr wahrzunehmen. Er hatte sich entfernt, so unbegreiflich das auch war.
    Schließlich holte sie sich etwas zu trinken und begab sich in einen der Wohnräume. Nach einer weiteren Überlegung drückte sie die rote Sensortaste des Kontakters.
    Keine Minute später war Conn-Y-Spreik zur Stelle. „Mitten in der Nachtphase?" staunte der Amorphe. „Ja", sagte Gesil. „Conny, es ist etwas passiert."
    „Das kann ich mir nicht vorstellen. Alle technischen Systeme melden einen einwandfreien Zustand."
    „Ich spreche nicht von den technischen Systemen des Palasts." Gesil seufzte. „Er war hier."
    „Wie bitte?"
    „Er war hier, der Bewahrer. Dein Herr und Meister. Unsichtbar und körperlos. Und unnahbar.
    Aber ich habe seine Anwesenheit ganz deutlich gespürt. Er hat nicht auf mein Kontaktangebot reagiert. Statt dessen ist er ganz plötzlich ..."
    „Hör auf!" unterbrach Conn-Y-Spreik sie flehentlich. „Ich bitte dich bei allem, was dir heilig ist, schweig!"
    „Warum? Sind wir nicht Freunde geworden?"
    „Ich will dein Freund sein, Gesil. Aber du darfst mich nicht mit diesen Dingen belasten. Sie sind für mich tabu.
    Erwarte von mir keine Erklärungen dazu und keine Antworten auf deine Fragen. Du könntest mich damit ins Unglück stürzen. Darf ich jetzt gehen?"
    „Das ist verdammt wenig", zürnte sie, „was ich da zu hören bekomme.
    Macht sich niemand Gedanken darüber, was in mir vorgeht?"
    „Ich mache mir solche Gedanken", beteuerte der Hamakau. „Aber alles, was ich dir zum Trost sagen kann, ist dies: Die Zeit war heute noch nicht reif. Der Bewahrer wird dich ganz sicher persönlich über alles aufklären, wenn die Zeit reif ist."
    Er rollte davon und ließ eine nachdenkliche Frau zurück, die erst spät am Morgen wieder einschlafen konnte
     
    5.
     
    Seit vier Wochen streifte Gesil täglich durch den Palastbereich. Sie besorgte sich alle möglichen Informationen, um etwas über den Bewahrer von Truillau zu erfahren oder über dessen Motive.
    Sie kämmte dazu systematisch alles durch, was nach Bibliothek, Museum oder Datei aussah. Alle gewonnenen Informationen fütterte sie in eine gesonderte Syntronik, die sie sich von Conn-Y-Spreik hatte besorgen lassen.
    Sie war sich sicher, daß diese Anlage unabhängig vom Verbundnetz der CASSADEGA arbeitete.
    Die Programme hatte sie selbst entwickelt und eingegeben.
    Conny hatte sie weisgemacht, daß sie die Syntronik für Spiele und Berechnungen benötigte, denn sie wollte ihn nicht mit ihrer Suche belasten oder gar dazu bringen, daß er auf irgendwelchen Kanälen seinen Herrn über ihre wahre Absichten aufklärte.
    Der Amorphe hatte das akzeptiert.
    Der Bewahrer - und Gesil nahm weiterhin an, daß er der nächtliche Besucher gewesen war - hatte kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Als Gesil dann doch Conn-Y-Spreik darauf in allgemeiner Form angesprochen hatte, hatte der versichert, alles sei nur eine Frage der Zeit.
    Damit mußte die Frau sich notgedrungen abfinden.
    Von einem Besuch eines Traum-Zentrums hatte sie bisher noch abgesehen. Außerdem war sie sich darüber im klaren, daß eine Suche dort in den Träumen, die dem Simusense ähnelten, gefährlich werden konnte.
    Alle zwei oder drei Tage bat sie Conn-Y-Spreik zu sich, damit dieser nicht mißtrauisch wurde.
    Die Gespräche drehten sich mehr um Banalitäten oder um technische Dinge, die nicht im Zusammenhang mit dem Bewahrer standen.
    Konkrete Erfolge hatte sie bisher bei dieser Suche nicht erzielt.
    Nach ihrem privaten Kalender hatte schon der Dezember 1170 begonnen, als sie einen Vorstoß in die obersten Ebenen des Palasts in Angriff nahm. Nach Auskunft des Pasyns befand sich dort eine Großsyntronik namens CASSAJAGA.
    Das Interessante an der CASSAJAGA war, daß sie früher einmal die

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