1545 - Vampirtränen
fragte ich.
»Nichts.«
»Doch, Mrs Redgrave. Das sehe ich Ihnen an. Irgendetwas stimmt hier nicht.«
Die Frau senkte den Blick, aber sie stieß den Mann neben sich an, damit der etwas sagte.
»Wenn ich Sie recht verstanden habe, dann suchen Sie aus einem bestimmten Grund nach dieser Clara.«
»Ja, so ist es.«
»Gut, halten wir das mal fest, bevor ich Ihnen eine besondere Frage stelle. Ich möchte Sie schon jetzt bitten, mich nicht auszulachen, denn es ist mir bitter ernst.«
»Wie kämen wir dazu?«
Er rückte mit der Frage heraus, was ihm auch jetzt noch sichtlich schwerfiel.
»Glauben Sie an Vampire?«
Ich sagte zunächst einmal nichts. Auch Jane hielt sich zurück. Dass es dem ehemaligen Kollegen ernst damit war, das sahen wir an seinem Gesicht, denn es zeigte alles andere als einen fröhlichen Ausdruck.
Mir war die Frage gestellt worden, also gab ich auch die Antwort.
»Meine Kollegin und ich glauben an Vampire, und ich will Ihnen ehrlich sagen, das wir ihretwegen gekommen sind. Wir sind davon überzeugt, dass diese Clara die lange Zeit überlebt hat.«
»Als Vampir?«, flüsterte die Frau.
Ich nickte.
Sarah Redgrave hob die Hände und strich durch ihr Gesicht.
»Mein Gott«, hauchte sie, »es ist also wahr! Es ist keine Lüge, kein Gerücht, sondern die schreckliche Wahrheit.«
Ich kam sofort zum Thema und fragte den ehemaligen Polizisten: »Was wissen Sie?«
»Genug«, flüsterte er.
»Dann haben Sie diese Clara möglicherweise schon gesehen?«
»Nein, das nicht. Aber sie ist hier gewesen. Und sie hat bereits ein erstes Opfer gefunden, obwohl ich mir da nicht hundertprozentig sicher bin. Nach Lage der Dinge muss man aber davon ausgehen.«
»Können Sie deutlicher werden, Mr Hurley?«
»Natürlich.« Er nickte und drehte sich um. »Sehen Sie dieses Haus dort? Den Pub? Dort hat sie bereits zugeschlagen. Sie hat den Wirt erwischt. Sie hat ihn zu einem Vampir gemacht.«
»Das können Sie beschwören?«, fragte Jane.
»Kann ich. Sarah und ich haben ihn gesehen. Aber er hat uns nicht angegriffen. Er hat sich zurückgezogen. Wahrscheinlich macht ihm das Tageslicht zu schaffen.«
»Sie wissen Bescheid.«
Er schüttelte nur den Kopf und fragte, ob wir an Einzelheiten interessiert wären.
»Und ob«, erwiderte Jane.
»Gut, dann will ich es Ihnen von Beginn an erzählen. Es hat uns in eine Lage gebracht, wie wir sie nie für möglich gehalten hätten. Aber leider trifft es zu.«
Jane und ich waren ganz Ohr. Wenig später wussten wir, dass die beiden Menschen ein wahnsinniges Glück gehabt hatten.
»Der Vampir war wohl wirklich zu schwach«, sagte ich und schüttelte den Kopf.
»Und wer hat ihn dazu gemacht, Mr Sinclair?«
Die Antwort war einfach.
»Es gibt nur eine Erklärung. Es muss Clara gewesen sein, die Gefährtin der Galina, die man hier vernichtet hat. Ich will nicht sagen, dass Vampire zeitlos sind, aber sie können verdammt lange leben, und sie sorgen dafür, dass sie immer genügend Blut bekommen. Das ist leider so.«
»Was machen wir denn jetzt? Wie geht es weiter?«
Ich lächelte und zeigte damit meinen Optimismus.
»Sie beide unternehmen nichts. Wir sind jetzt hier und nehmen uns des Falles an. Und wir gehen davon aus, dass sich diese Clara noch hier in der Nähe aufhält.«
»Wo denn?«, flüsterte Sarah.
»Da habe ich leider keine Idee. Sie kennen Ihren Ort besser. Es wird hier sicherlich einige Verstecke geben, in denen man nicht so leicht entdeckt werden kann.«
»Das ist wohl wahr.«
Ich wies auf die Gaststätte. »Und Sie gehen davon aus, dass sich der Wirt auch weiterhin dort aufhält?«
»Ja. Wir haben ihn jedenfalls nicht herauskommen sehen.«
»Kennen Sie sich dort aus?«
Hurley nickte.
»Gibt es einen Keller?«
»Nein, aber ein Lager. Das ist am Haus angebaut. Es wäre auch deshalb ein ideales Versteck, weil es keine Fenster hat. Dort kann man sich tagsüber in der Dunkelheit verbergen. Außerdem ist es leicht zu finden. Hinter der Theke befindet sich eine Tür. Die müssen Sie öffnen. Dann erreichen Sie einen Gang, und die Tür auf der linken Seite muss der Zugang sein.«
»Danke, das werden wir finden.«
Sarah Redgrave zeigte ein leichtes Erschrecken.
»Und Sie wollen wirklich zu ihm?«, fragte der pensionierte Polizist.
»Deshalb sind wir hier, Mr Hurley.«
»Aber ich gehe nicht mit Ihnen hinein.«
»Das hätte ich Ihnen auch nicht geraten.«
»Können wir hier warten?«
»Sicher, wenn Sie wollen.«
»Gut, das werden wir tun.«
»Ach ja,
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